Vom Gründer zum Vorsitzender des Vorstands – deutsche-startups.de

Veränderungen sind oft mit Zweifeln verbunden. So ist das auch beim Wandel vom Gründer zum CEO. In dieser Übergangsphase tauchen Fragen auf wie: “Bin ich wirklich der richtige CEO für das Unternehmen?” und “Sollen wir wirklich weiter wachsen, vielleicht reichen 20 Leute ja?” Dazu gesellt sich oft das Gefühl, dass dir alles zu viel wird. Mit mangelnder Führungskompetenz hat das nichts zu tun. Vielmehr sind es Hinweise darauf, dass du an einem entscheidenden Punkt stehst: dem Übergang vom Gründer zum CEO. Deine bisherigen Verhaltensweisen und Denkmuster reichen jetzt nicht mehr. Du musst deine neue Rolle finden. Erfahre in diesem Artikel, wie dir die innere Transformation vom Macher zum Leader gelingt. 

Was unterscheidet einen Gründer von einem CEO?

Als Gründer:in bist du vor allem Macher:in. Du schaffst ein Produkt, das den Markt erfolgreich erobert. Du bist mittendrin im Team, bist sein Herz und Hirn. Du willst die Dinge initiieren und bewegen, am besten selbst. Mit der Zeit wächst dein Team. Du gibst immer mehr deiner ursprünglichen Aufgaben ab. Statt zu “arbeiten”, sitzt du jetzt vor allem in Meetings. Eigentlich hattest du dich darauf gefreut, nicht mehr alles selbst machen zu müssen, aber jetzt frustriert es dich. Deine direkte Wirksamkeit geht verloren. Es ist der Beginn deiner Transformation. Neue Aufgaben warten auf dich!

Als CEO bist du vor allem Führungskraft. Du schaffst den Rahmen, gibst den anderen Teamplayern die Orientierung vor, kreierst eine skalierbare Organisation, die langfristig am Markt erfolgreich ist. Du liebst es, die richtigen Menschen zu finden und in die Verantwortung zu bringen.

Das Ende deiner Zeit als Gründer:in und was du beachten solltest

In meinen Coachings höre ich in dieser Phase regelmäßig die gleichen zwei Sorgen:

  • Was ist denn mein Beitrag, wenn ich nichts mehr selbst mache?
  • Wenn ich alles abgebe, habe ich ja gar nichts mehr zu tun! Was ist dann mein Wert für mein Unternehmen?

Mein Rat ist dann: Sieh’ diese Fragen positiv. Werte sie als Zeichen, dass deine Zeit als Gründer:in zu Ende geht. Die kritische Unternehmensgröße für diesen Übergang liegt bei 15 bis 25 Mitarbeitenden. Deine persönliche Führungsspanne ist jetzt maximal ausgereizt. Dein Unternehmen spürt die Wachstumsschmerzen, es hakt an vielen Stellen, Konflikte und Unzufriedenheit mehren sich. Jetzt ist es hilfreich, dich zu hinterfragen und daraus wichtige Erkenntnisse für deine nun vor dir liegende Rolle zu erhalten:

  • Reflektiere deine bisherige Rolle: Was bedeutet es für dich, Gründer:in zu sein? Was magst du an dieser Rolle? Warum lässt du sie so ungern los?
  • Entzaubere die Gründer:innenrolle: Gründer:innen sind toll, aber keine Allzweckwaffen. Wenn du weiter im Gründer:innen-Mindset unterwegs bist, stehst du deinem Team im Weg, dein Unternehmen wird wahrscheinlich stagnieren.
  • Akzeptiere das Verlustgefühl. Ja, jetzt geht eine coole Zeit zu Ende. Aber eine neue (vielleicht sogar noch coolere) liegt vor dir. Nur wenn du deine alte Rolle loslässt, kannst du voll und ganz in der neuen Rolle ankommen.
  • Feiere deine Erfolge und Learnings. Unglaublich, was du schon geschafft hast. Du hast echt die Power – und kannst sicher noch viel mehr. Freu’ dich darüber!

Im Niemandsland des Übergangs

Nach dieser Reflexion weißt du, dass sich etwas ändern muss, oft aber noch nicht genau was. In diesem Niemandsland des Übergangs wirst du dich daher sicherlich oft unsicher fühlen. Da sind bereits die neuen Herausforderungen, emotional (und auch organisatorisch) hängst du aber noch an deiner Rolle als Gründer:in. Es geht dir wie dem Hummer im Wachstum: Die alte Schale ist zu klein geworden, der neue, größere Panzer wächst bereits, ist aber noch weich und verletzlich.

Zeichen des Niemandslands sind:

  • Motivationstief und verringerte Produktivität: “Ich bin komplett ausgelaugt, alles strengt mich viel mehr an als früher.” “Ich bekomme mich nicht mehr motiviert.” 
  • Angst um Rolle, Status und Identität: In dieser Phase kochen im Kreis der Gründer:innen gerne Konflikte um die CEO-Rolle hoch. Das verlorene Gefühl der Wirksamkeit wird durch ein gesteigertes Statusbewusstsein kompensiert.
  • Abwehr gegen den Wandel: Viele Gründer:innen versuchen, die Notwendigkeit der persönlichen Weiterentwicklung zu umgehen und stagnieren.

Das alles gehört zu deiner inneren Transformation dazu. Nimm es an und arbeite daran. Auch wenn der innere Widerstand im Niemandsland zunächst oft groß ist, wenn du es wirklich willst, schaffst du die Transformation vom Gründer zum CEO!

Wichtig ist, dass du dich der Herausforderung stellst und ehrlich zu dir und dem Team bist:

  • Gehe den Gefühlen der Verunsicherung und Verwirrung nach. Was würde dir helfen, wieder auf festeren Boden zu kommen?
  • Verstehe, was du wirklich willst. Was ist deine persönliche Mission? Willst du den Schritt Richtung CEO gehen oder lieber Gründer:in bleiben? Was bedeutet das für dich und euer Unternehmen?
  • Male ein Bild der Zukunft. Was für ein Leader willst du sein? Wie fühlt sich das an? Was wird für dich, für eure Company möglich, wenn du diesen Weg gehst?

Idealerweise ziehst du dich für diese Überlegungen eine Zeit lang zurück, gehst ein oder zwei Wochen ohne Ablenkung in Klausur mit dir selbst. Super ist auch die Arbeit mit einer Coach:in, die dir hilft, die Transformation bewusst zu durchlaufen. Das Niemandsland endet, wenn du spürst, dass deine alte Energie zurückkehrt. Wenn sich der Nebel klärt, der über deinen Gedanken liegt.

Neustart als CEO und Leader

Jetzt hast du Lust, den nächsten Schritt zu gehen. Also: rein in die Umsetzung.

  • Plane deine Lernreise. Worin bist du bereits gut? Wo sind noch Lücken? Welche zwei oder drei Skills willst du unbedingt meistern, um der CEO deiner Träume zu werden? Was ist der erste Schritt, den du sofort gehst?
  • Ich bin CEO. Zeige deinem Team, dass du ein echter Leader werden willst. Du hast dich bisher als Gründer:in und CEO vorgestellt? Dann lass die “Gründer:in!” künftig weg. 
  • Nicht ablenken lassen. Der Anfang ist gemacht, auch wenn du noch nicht zu 100 Prozent in deiner künftigen Rolle angekommen bist. Geh’ entschlossen weiter und höre nicht auf die inneren und äußeren Stimmen, die dich vom Weg ablenken wollen. Genieße vielmehr den Prozess, dann kommen die Ergebnisse von selbst.

Fazit
Du siehst, auf dem Weg vom Gründer zum CEO durchläufst du eine tiefgreifende, innere Transformation. Du wirst vom Macher zum Leader. Dabei lernst du nicht nur ein paar neue Skills. Du musst dein Selbstbild neu definieren, dich von lieb gewonnen Gewohnheiten und Glaubenssätzen lösen. Die drei Phasen vom Gründer zum CEO solltest du daher sehr bewusst durchleben. Denn nur dann wird es DEINE Transformation und nicht etwas, das dir passiert. Wenn du dich auf diesen Prozess einlässt, kannst du sicher sein, dass Du ein großartiger Leader wirst.

Über die Autorin:
Dorothea von Wichert-Nick widmet sich nach einer äußerst erfolgreichen Karriere in der Geschäftsführung digitaler Beratungsunternehmen (u.a. AltmanSolon, etventure, affilinet) der Förderung von erfahrenen Führungskräften. In einer herausfordernden Zeit für Startups und Gründer unterstützt sie mit ihrem Unternehmen volate ihre Klienten dabei, neue Perspektiven zu entwickeln und ihre Führungsfähigkeiten an die sich ständig wandelnden Anforderungen anzupassen. Seit der Gründung von volate vor fünf Jahren hat sie mehr als 160 Gründer und Gründerteams begleitet.

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Foto (oben): Shutterstock

Source: deutsche-startups.de