Die Gewerkschaft IG Metall ruft für Montag zum zweiten flächendeckenden Warnstreik bei Volkswagen auf. Parallel zur dann laufenden Tarifrunde werde es erneut befristete Arbeitsniederlegungen an allen deutschen VW-Standorten außer Osnabrück geben, teilte die Gewerkschaft mit. In Wolfsburg, wo die vierte Tarifrunde bei Volkswagen ansteht, ist unmittelbar vor Verhandlungsbeginn eine Protestkundgebung geplant.
Im Vergleich zum ersten Warnstreik soll der Ausstand ausgeweitet werden: Statt zwei soll er diesmal vier Stunden dauern und erneut in jeder Schicht wiederholt werden. Betroffen sind neben Wolfsburg auch wieder Zwickau, Hannover, Emden, Kassel-Baunatal, Braunschweig, Salzgitter und Chemnitz sowie die sogenannte Gläserne Manufaktur in Dresden.
Knapp 100.000 Mitarbeiter streikten am Montag
Am vergangenen Montag waren bereits fast 100.000 Mitarbeiter für zwei Stunden in jeder Schicht in den Warnstreik getreten. Betroffen waren dieselben neun Standorte, an denen auch nun wieder zum Ausstand aufgerufen wird. Allein in Wolfsburg beteiligten sich laut IG Metall 47.000 Beschäftigte. Nur das Werk in Osnabrück fällt nicht unter den Haustarifvertrag, um den derzeit verhandelt wird.
Die seit September laufenden Tarifverhandlungen kommen nicht voran. Auf der Betriebsversammlung am Mittwoch hatte Konzernchef Oliver Blume den Sparkurs noch einmal bekräftigt, aber weiter keine Details zu konkreten Standortschließungen genannt.
VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte die Konzernspitze dagegen aufgefordert, von ihren Maximalforderungen abzurücken. Werksschließungen, Massenentlassungen und Einschnitte ins monatliche Entgelt kämen für die Arbeitnehmerseite weiterhin nicht infrage. Von der nächsten Verhandlungsrunde erwarte sie eine Weichenstellung: Entweder gebe es eine Annäherung oder eine weitere Eskalation.
VW will Löhne kürzen und Werke schließen
In dem Konflikt geht es um die Bezahlung der rund 120.000 Beschäftigten in den Werken der Volkswagen AG, wo ein eigener Haustarif gilt. Hinzu kommen mehr als 10.000 Mitarbeiter bei VW Sachsen, für die 2021 eine Angleichung an den Haustarif vereinbart wurde.
VW lehnt bisher jede Erhöhung ab und fordert wegen der schwierigen Lage des Konzerns stattdessen zehn Prozent Lohnkürzung. Auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. Zudem wurde die Beschäftigungssicherung aufgekündigt.
Laut Betriebsrat sind mindestens drei Werke und zehntausende Arbeitsplätze bedroht. VW begründet die Einschnitte mit hohen Kosten und einer geringen Auslastung. Angesichts der schwachen Nachfrage nach Neuwagen müsse VW seine Sparbemühungen verstärken. Laut Betriebsrat geht es um rund fünf Milliarden Euro, die der Konzern zusätzlich einsparen will.