David Wagner ist ein Schriftsteller, der nach eigenem Bekunden nichts erfindet. Das ist ein seltsames literarisches Selbstverständnis, aber es schadete ihm nicht, es beförderte sogar das Interesse an seinen genauen, offenherzigen, oft auch anrührenden Beobachtungen des Alltags. Wagners Literatur war immer magazinjournalistischen Gattungen recht nah. Sei es im Erkunden der eigenen Krankheit, die eine Lebertransplantation notwendig machte (Leben, 2013), in der Auseinandersetzung mit der Demenz des Vaters (Der vergessliche Riese, 2019) oder in seinen in mehreren Bänden veröffentlichten Spaziergängen durch Berlin (zuletzt Verlaufen in Berlin, 2021).