US-Zölle: „Das ist kein America first, das ist America alone“

Die neuen Einfuhrzölle der US-Regierung stoßen bei Handelspartnern aus aller Welt auf Kritik. Zu Forderungen nach Gegenmaßnahmen gesellen sich Aufrufe zu Zurückhaltung, um einen drohenden Handelskrieg zu vermeiden. Die Reaktionen im Überblick:

Deutschland

Die Präsidentin des
deutschen Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard
Müller, bezeichnete die Zoll-Ankündigung  als
einen fundamentalen handelspolitischen Einschnitt.
„Es ist die Abkehr der USA von der regelbasierten globalen
Handelsordnung – und somit die Abkehr von der Grundlage für
weltweite Wertschöpfung und entsprechendes Wachstum und
Wohlstand in vielen Regionen der Welt. Das ist kein America
first, das ist America alone“, schrieb die VDA-Präsidentin am
frühen Donnerstagmorgen in einer Mitteilung des Verbandes.

Der deutsche Außenhandelspräsident Dirk Jandura fürchtet Einbußen. „Die Zölle werden wir in Preissteigerungen umsetzen müssen, und das bedeutet in vielen Fällen einen Umsatzrückgang“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).  Für kleinere, ohnehin schon geschwächte Unternehmen, könne das das Aus bedeuten. Das habe auch Folgen für die Arbeitnehmer. „Das werden wir spüren“, sagte Jandura.

Der Verband der deutschen Chemieindustrie warnte vor einem Handelskrieg. „Jetzt gilt es für alle Beteiligten, einen kühlen Kopf zu bewahren“, sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. „Eine Eskalationsspirale würde den Schaden nur vergrößern.“ Die Europäische Union müsse in ihrer Reaktion „flexibel und im engen Dialog mit Washington“ bleiben.

EU

Europa sei bereit, seine Interessen zu verteidigen, schrieb der Präsident der Europäischen Volkspartei EVP im Europäischen Parlament, Manfred Weber, auf X. Donald Trumps Zölle schadeten beiden Seiten des Atlantiks. Europa stehe vereint und sei offen für faire und entschlossene Gespräche. „Für unsere amerikanischen Freunde ist heute kein Tag der Befreiung, sondern ein Tag der Verbitterung“, schrieb Weber.

Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament, Bernd Lange, forderte eine gemeinsame Reaktion aller betroffenen Länder.  Als EU werde man nun prüfen, welche Instrumente im Werkzeugkasten am
besten geeignet seien. Mit den neuen Zöllen ging der SPD-Politiker hart ins Gericht: „Diese ungerechtfertigten, illegalen und
unverhältnismäßigen Maßnahmen können nur zu einer weiteren Eskalation
und einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale für die USA und die Welt
insgesamt führen“, sagte er.
Trump möge von einem Tag „Tag der Befreiung“ sprechen, aus der Sicht
des Normalbürgers sei es allerdings eher ein „Tag der Inflation“. Die
schwerste Last in einem Handelskrieg komme dabei auf die
Verbraucherinnen und Verbraucher in den USA zu.

Kanada

Kanadas Premierminister Mark Carney kündigte Gegenmaßnahmen gegen die Zölle an. „Es ist wichtig, mit Entschlossenheit und Kraft zu handeln, und das werden wir tun“, sagte Carney vor einer Kabinettssitzung zur Antwort Kanadas, gegenüber Reportern.

Italien

Italiens Ministerpräsidentin Georgia Meloni sagte, sie hoffe auf eine Zusammenarbeit der USA und Europas, um einen Handelskrieg zu verhindern. Sie bezeichnete die US-Zölle jedoch als „falsch“.  

Irland

Der irische Premierminister Michéal Martin bezeichnete
die Entscheidung, Zölle in Höhe von 20 Prozent auf Einfuhren aus der EU
zu erheben, als „äußerst bedauerlich“. Er sei der festen Überzeugung,
dass Zölle niemandem nützten. „Meine Priorität und die der Regierung ist
es, irische Arbeitsplätze und die irische Wirtschaft zu schützen.“

Schweden

„Wir wollen keine wachsenden Handelsschranken“, sagte Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson. Er rief dazu auf, „gemeinsam mit den USA zu einem Weg des Handels und der Zusammenarbeit zurückfinden, damit die Menschen in unseren Ländern ein besseres Leben genießen können.“

Großbritannien

Der britische Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds will mit der US-Regierung verhandeln. Man müsse „ruhig und entschlossen“ bleiben und ein Wirtschaftsabkommen mit den USA anstreben, hieß es in einer Erklärung. Allerdings habe Großbritannien aber eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung und man werde „nicht zögern zu handeln“.

Brasilien

Die brasilianische Regierung prüft nach eigenen Angaben alle möglichen Maßnahmen, um auf die US-Zölle zu reagieren. Vorsorglich verabschiedete das Parlament des Landes am Mittwoch ein Gesetz, das die größte lateinamerikanische Volkswirtschaft befähigen soll, auf Handelsbarrieren und Zölle anderer Länder oder Wirtschaftsblöcke zu reagieren.  

Südkorea

Südkoreas Interims-Ministerpräsident Han Duck Soo hat Soforthilfemaßnahmen für Unternehmen angeordnet, die von den US-Zöllen betroffen sein werden, darunter auch für die Automobilindustrie. Wie das Industrieministerium am Donnerstag mitteilte, soll Industrieminister Ahn Dukgeon aktiv mit der Regierung in Washington verhandeln, um die Auswirkungen der US-Gegenzölle zu minimieren.

Australien

Australiens Premierminister Anthony Albanese hat Gegenzölle bereits ausgeschlossen. Dennoch zeigte sich Albanese vom Vorgehen der US-Regierung enttäuscht. Die neuen Zölle seien „kein Akt eines Freundes“, sagte der Premier.

US-Finanzminister warnt vor Gegenmaßnahmen

Unterdessen warnte US-Handelsminister Scott Bessent andere Länder davor,
mit Gegenzöllen zu reagieren. Ein solches Vorgehen werde zu einer
Eskalation führen, sagte Bessent dem konservativen TV-Sender Fox News.

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