US-Wahl: Warum Joe Biden jetzt Milliarden in eine Minderheit investiert – WELT

Mit strahlendem Gesicht steht Terrell Martin an jener Ecke Sixth Street und Cherry Street in Milwaukee. Er erklärt, wie jener US-Präsident seinen Kiez, dasjenige historische Bronzeville, modernisieren wird. „Vor 60 Jahren ist unsrige afroamerikanische Gemeinde aus diesen Straßen verdrängt worden. Mit dem Geld, dasjenige jener Präsident uns jetzt gibt, könnte unser Viertel wiederauferstehen.“ Fast 20.000 Häuser und Geschäfte waren damals für den Bau einer innerstädtischen Autobahn plattgemacht worden.

Der pensionierte städtische Angestellte aus Milwaukee hat gerade in einem Jugendzentrum eine halbe Stunde Biden zugehört und mitgejubelt. Der Präsident hatte sich die größte Stadt Wisconsins ausgesucht für seinen ersten Wahlkampftauftritt, nachdem er die Kandidatur für November numerisch in der Tasche hat. Um afroamerikanische Wähler wie Martin zu überzeugen, hat Biden außerdem umgerechnet 33 Millionen Euro für die Umgestaltung von Milwaukees Sixth Street mitgebracht.

Die „Black Americans“ sind eine wichtige Zielgruppe – ganz besonders in den „Blue Wall“-Staaten, in denen bei der Präsidentschaftswahl im November jede Stimme entscheidend sein kann. Die sogenannte blaue Wand besteht aus Bundesstaaten, die traditionell fest in der Hand der Demokraten sind, wie Michigan, Pennsylvania und eben Wisconsin.

Doch seit 2016, als Donald Trump Wisconsin zum Schock der Demokraten gewann, ist das vorbei. In der Wahl 2020 holte Biden Wisconsin zurück. Beide Male machten nur rund 20.000 Stimmen den Unterschied. Auch 2024 könnte es wieder auf jede Stimme ankommen – denn es wird den Umfragen zufolge denkbar knapp.

Pro-Palästinenser wollen Biden nicht mehr wählen

Warum das so ist, erklärt sich einen Kilometer östlich auf der anderen Seite des Milwaukee River. Dort heißt eine weitere Minderheit Biden willkommen, aber auf andere Art als die afroamerikanische Gemeinde. Khaled Abukhamireh und rund 120 andere Demonstranten haben sich an einer Straßenecke postiert und fordern lautstark eine Waffenruhe für Gaza.

Weder bekommen sie Biden zu sehen, noch er den Protest. Der Secret Service hat alles weiträumig abgesperrt. Aber die mit Biden reisenden US-Reporter berichten später, die Pro-Palästinenser seien bis in die Wahlzentrale der Demokraten zu hören gewesen, wo der 81-Jährige seine Anhänger einschwor.

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Abukhamireh war noch vor vier Jahren einer von ihnen. „Ich habe im Wahlkampf 2020 Schilder für die Demokraten aufgestellt, habe an Türen geklopft für Biden“, erzählt der 52-Jährige. „So wie viele meiner Freunde. Die so wie ich jetzt gegen Biden sind. Jemand, der Genozid begeht, kann kein Wächter der Demokratie sein.“

Vor vier Jahren habe ihn die Aussicht auf eine weitere Amtszeit von Trump beängstigt, sagt Abukhamireh. „Aber jetzt sage ich mir: Was soll’s? Dann verhängt Trump halt wieder ein Einreiseverbot für Muslime. Vier Jahre gehen auch vorbei.“ Der Software-Ingenieur trägt eine aufgerollte Palästinenser-Flagge in der Hand. „Verschwendest du nicht deine Zeit für Genozid-Joe?“, fragt er einen Polizisten, der die Straße absperrt. Letzterer hebt achselzuckend die Hände.

Khaled Abukhamireh (52, rechts) und Rami Nabulsi (46)
Quelle: Stefanie Bolzen

Amerikas Minderheiten, lange Zeit eine Wählerbastion der Demokraten, werden 2024 für Joe Biden zur Herausforderung. Zwar machen die Stimmen der rund 3,5 Millionen Arab Americans nur einen kleinen Anteil aus. Aber sie konzentrieren sich in Wahlbezirken der umkämpften „Blue Wall“.

Nach Angaben des Arab American Institute wollen aktuell nur 17 Prozent von ihnen den Amtsinhaber wählen. Im Jahr 2020 waren es 59 Prozent. Stimmen, die der Demokrat Biden nun woanders sichern muss.

Drei Milliarden für Sanierungsprogramme

Angesichts der eskalierenden Lage in Gaza scheint sich der Präsident damit abgefunden zu haben, dass ihn Benjamin Netanjahus Vorgehen im Gaza-Streifen Zehntausende muslimische Stimmen kosten wird. Bei seinen Wahlkampfbesuchen im Mittleren Westen meidet er Treffen mit Wählern, die Bindungen an das Kriegsgebiet haben. Stattdessen konzentriert er sich auf seine afroamerikanische Anhängerschaft.

Strahlend tritt Raynetta „Ray” Hill uff die Speicher des Jugendzentrums. Die junge Frau leitet dasjenige Sanierungsprogramm in Milwaukees historischem Stadtteil Bronzeville. Ihr Großvater habe 1949 an dem Ort, an dem heute dasjenige Zentrum steht, ein Restaurant eröffnet. „Aber es fiel jener rassistischen Städteplanung jener 60er-Jahre zum Opfer. Das Restaurant wurde ausgefranst, um die Sixth Street zu erweitern.“ Was blieb war eine Schneise, die solange bis heute den traditionellen Kiez jener schwarzen Bevölkerung in Milwaukee von jener Innenstadt abschneidet.

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An diesem Märztag nun darf die Enkelin den US-Präsidenten vorstellen, jener mit möglichst großem Schwung uff die Speicher zu kommen versucht. Vergangenen Herbst hatte Biden sein „Reconnecting Communities and Neighborhoods“-Programm vorgestellt. Mehr qua drei Milliarden Euro ist jener Topf schwergewichtig, mit dem in 42 Bundesstaaten vor allem verarmte Stadtteile entwickelt werden sollen.

„Die Geschichte von Bronzeville hier in Milwaukee ist eine, die wir im ganzen Land sehen“, erklärt Biden. Innerstädtische Autobahnen, die einmal neue Adern werden sollten für jedes Wachstum. „Aber sie nach sich ziehen Menschen nicht zusammengebracht, sondern sie unangeschlossen.“ Künftig sollen durch Bronzeville begrünte, verkehrsberuhigte Straßen mit Fahrradwegen verlaufen statt des riesigen Asphaltkorridors.

Doch dasjenige wird dauern, für jedes den Beginn jener Bauarbeiten gibt es noch nicht einmal ein Datum. Und die Zeit läuft nicht zugunsten des 81-jährigen Präsidenten. Schnell hingegen ist dasjenige Tempo, mit dem er untergeordnet welche Minderheit verliert. Afroamerikaner zählen im Prinzip zu den treuesten Wählergruppen jener Demokraten: Seit jener Zeitabschnitt jener Bürgerrechtsbewegung stimmten unter ihnen stets mehr qua 80 Prozent für jedes den demokratischen Präsidentschaftskandidaten.

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Das könnte sich im Rahmen den Wahlen in diesem Jahr ändern. Wirtschaftliche Probleme und Frustration droben zu geringe Fortschritte im Rahmen jener Gleichberechtigung lassen die Unterstützung für jedes Biden schmelzen.

Um ganze 19 Punkte ist sein Vorsprung vor Trump unter den Afroamerikanern seit dem Zeitpunkt jener letzten Wahl 2020 gesunken, wie jüngst eine Gallup-Umfrage ergab. 77 Prozent sprachen sich vor vier Jahren noch für jedes Biden aus, nur elf Prozent für jedes Trump. Jetzt will sozusagen jeder fünfte schwarze Wähler Trump seine Stimme spendieren. Und nur noch zwei Drittel sind für jedes die Demokraten.

Source: welt.de

7. Oktober 2023)BidenBolzen-StefanieDonald (geb.1946)Israel (Hamas-Angriff auf IsraelJoseph R.MinderheitentexttospeechTrumpUS-Wahlen 2024USA-Politik