US-Notenbank Fed rüttelt nicht am hohen Leitzins

Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) hat die Erwartungen gedämpft, dass sie in absehbarer Zeit die Leitzinsen in den Vereinigten Staaten senken könnte. Die Fed gab am Mittwoch bekannt, dass sie die Zinsen in der Spanne zwischen 5,25 Prozent und 5,5 Prozent belasse. In der Stellungnahme verwies die Notenbank auf den robusten Arbeitsmarkt und die sich als hartnäckig erweisende Inflation. In den jüngsten Monaten habe es an Fortschritten gefehlt, die Inflation näher an die geldpolitische Zielmarke von 2 Prozent zu heran zu bringen, heißt es. Die Fed hält es nach eigenen Worten nicht für angebracht, die Leitzinsen zu senken, solange sie nicht mehr Zuversicht gewonnen hat, dass die Inflation nachgibt.

Die Fed kündigte an, das Tempo der Anleiheverkäufe von Juni an etwas zu verlangsamen. Damit will die Fed vor allem Liquidität in wichtigen Finanzmärkten sichern.

Der amerikanische Arbeitsmarkt gibt derweil weiter Rätsel auf. Die Arbeitslosenquote lag im März bei 3,8 Prozent. Seit Dezember 2021 unterschreitet die Arbeitslosenquote Monat für Monat die 4-Prozent-Marke. Eine so lange Zeitspanne mit so niedriger Arbeitslosigkeit hat die amerikanische Volkswirtschaft seit den Sechzigerjahren nicht mehr erlebt. Bestätigt wird die Stärke des Arbeitsmarktes durch April-Daten des Personaldaten-Spezialisten ADP. Danach haben private Arbeitgeber im vergangenen Monat 192.000 Personen eingestellt, mehr als erwartet.

Industrie in Amerika schrumpft

Allerdings zeigen sich trotzdem erste Abkühlungen. Auf jeden Arbeitsuchenden entfielen im März rein statistisch nur noch 1,32 offene Stellen, zeigen jüngste Zahlen des Arbeitsministeriums. Im März 2022 konnte jeder Arbeitssuchende noch zwischen zwei unbesetzten Arbeitsplätzen wählen. Die Anzahl der offenen Stellen schrumpfte stark auf 8,5 Millionen und damit auf den niedrigsten Wert seit vier Jahren, während die Zahl der Arbeitslosen konstant blieb.

Das ist eine ungewöhnliche Entwicklung. In früheren Phasen stieg die Arbeitslosigkeit stets kräftig, wenn die Zahl offener Stellen schrumpfte. Deutlich gestiegen ist dagegen im ersten Quartal dieses Jahres ein Indikator, der die Beschäftigungskosten spiegelt, die für die Arbeitgeber anfallen. Dieser Indikator legte in den ersten drei Monaten um 1,2 Prozent zu, deutlich mehr als in den drei Quartalen zuvor. Die Zentralbanker studieren die Entwicklung genau, weil sich höhere Lohnkosten in höhere Preise ummünzen könnten. Die Kerninflation nach dem von der Fed bevorzugten Verbraucherpreis-Index PCE stieg im März um 2,8 Prozent zum Vorjahr.

Auf eine wirtschaftliche Abkühlung deutet auch hin, dass die Industrie im April wegen sinkender Neuaufträge geschrumpft ist. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe fiel um 1,1 auf 49,2 Punkte, wie das Institute for Supply Management mitteilte. Trotz der nachlassenden Nachfrage mussten die Unternehmen deutlich mehr für Vorprodukte zahlen. Dieser Teilindikator kletterte auf den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren. Das spricht für eine hartnäckig hohe Inflation.

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