Das amerikanische Justizministerium prüft, ob es einem Gericht die Zerschlagung von Google empfehlen soll. Das Unternehmen war im August von einem Bundesgericht in Washington in einer spektakulären Entscheidung verurteilt worden, amerikanisches Kartellrecht verletzt zu haben, um sich das Monopol in der Online-Suche zu sichern. In einem zweiten Schritt muss das Gericht nun entscheiden, wie es Abhilfe schaffen kann.
In einer Eingabe an das Gericht schrieben die Kartellwächter des Justizministeriums, dass sie neben Verhaltensmaßregeln auch „strukturelle Abhilfe“ als Maßnahmen erwögen, um Google davon abzuhalten, die dominante Position in der Onlinesuche durch die Nutzung von Chrome, Android und Play auszubauen.
Chrome ist der Webbrowser von Google, Android ein mit Google verbundenes Betriebssystem für Smartphones und Play ist Googles App-Store. Mögliche Abspaltungen beziehen sich dementsprechend auf diese Plattformen.
Auch Microsoft sollte schon zerschlagen werden
„Googles illegales Verhalten habe über mehr als ein Jahrzehnt angehalten und sich selbst verstärkende Taktiken enthalten“, heißt es in dem Dokument. Laut Urteil profitierte Google von illegalen Absprachen mit Unternehmen wie Apple (Safari) oder Mozilla (Firefox). Die Unternehmen erhielten große Geldsummen dafür, dass sie die Google-Suchmaschine zur Standardoption auf ihren Smartphones und Webbrowsern machten. Die Entscheidung des Gerichts müsse sicherstellen, dass Google auch in Zukunft nicht automatisch zur Standardoption auf den Geräten werde, weil sich der Konzern die Zuteilung erkauft habe, heißt es vom Justizministerium. Neben einer Zerschlagung erwägt die Justiz Verhaltensmaßregeln, die Google zwingen, Sucheingaben zu teilen oder die Onlinewerbung zu verändern.
Google nannte die signalisierten Vorschläge des Justizministeriums radikal und den Rahmen des Falles sprengend. Das Unternehmen warnte vor schweren, unbeabsichtigten Konsequenzen für Verbraucher, Unternehmen und für die Wettbewerbsfähigkeit der USA. Der Vorstoß falle in eine Zeit, in der Künstliche Intelligenz die ganze Industrie verändere und zahlreiche neue Anbieter den Informationsmarkt beträten.
Die Abspaltung von Chrome und Android würde die Systeme zerbrechen lassen. Google habe Millionen in sie investiert und stelle sie unentgeltlich zur Verfügung. Da Android und Chrome von Entwicklern und für verschiedene Produkte wie Autos, Fitnessuhren, Laptops oder Fernseher genutzt würden, seien Änderungen riskant. Google hatte schon angekündigt, gegen das Gerichtsurteil in Berufung zu gehen. Das Unternehmen geht von einem langwierigen Prozess aus.
Zwei Jahrzehnte nachdem das amerikanische Justizministerium ohne Erfolg versucht hatte, Microsoft zu zerschlagen, sind große Technologieunternehmen verstärkt ins Visier der Kartellwächter geraten. Das Justizministerium verklagte Apple wegen des Verdachts, die Nutzung des Iphone-App-Store für einige Anbieter zu behindern. Die Kartellbehörde FTC untersucht unterdessen die Beteiligungen der großen Technologieunternehmen an Start-ups im Sektor „Künstliche Intelligenz“ mit der Leitfrage, ob dadurch aufkommende Konkurrenz im Keim erstickt werden könnte.