US-Berater McKinsey zahlt 650 Millionen Dollar zur Abwehr von Opioid-Prozessen

Wegen seiner Rolle in der verheerenden Opioidkrise in den USA zahlt die US-Unternehmensberatung McKinsey & Company weitere 650 Millionen Dollar (619,3 Millionen Euro) zur Abwehr von Klagen und Prozessen. Die berühmte Beraterfirma handelte die abschließende Vereinbarung mit Anwälten der US-Regierung aus, wie am Freitag mitgeteilt wurde. Für die Opioidkrise, bei der durch den Missbrauch von Schmerzmitteln seit 1999 hunderttausende Menschen ums Leben kamen, wird neben anderen vor allem der Konzern Purdue Pharma verantwortlich gemacht.

McKinsey habe zugegeben, mit Purdue Pharma und anderen zusammengearbeitet und „wissentlich und absichtlich“ bei der „falschen Vermarktung verschreibungspflichtiger Medikamente“ geholfen zu haben, hieß es in der Vereinbarung, die an einem Gericht im US-Bundesstaat Virginia hinterlegt wurde.

Ferner gab das Unternehmen zu, dass durch einen ranghohen McKinsey-Verantwortlichen Dokumente zerstört und Archivmaterialien versteckt wurden, um die Ermittlungen zu behindern. Das Unternehmen hatte zwei Angestellte unmittelbar nach Bekanntwerden des Skandals entlassen.

McKinsey: Bedaueren zutiefst, für Purdue Pharma gearbeitet zu haben

Die Vereinbarung erwähnt zudem die Tatsache, dass McKinsey seit 2019 im Zuge verschiedener außergerichtlicher Verfahren im Zusammenhang mit dem Opioid-Skandal fast eine Milliarde Dollar gezahlt hat.

In einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme der Unternehmensberatung hieß es, McKinsey bedauere zutiefst, für Purdue Pharma gearbeitet zu haben, und auch „die Handlungen eines ehemaligen Verantwortlichen, der Dokumente vernichtet hat“.

Die „fürchterliche Krise in der öffentlichen Gesundheit“ und „unsere frühere Arbeit für Opioidhersteller“ würden im Unternehmen für immer „Quelle tiefen Bedauerns“ sein. Mit der nun getroffenen Vereinbarung mit der US-Regierung erkenne McKinsey seine Verantwortung an. Zugleich werde dieses „Kapitel in der Geschichte“ von McKinsey damit geschlossen.

Der Generalstaatsanwalt von Virginia, Chris Cavanaugh, sagte, McKinsey sei nun „die erste Beratungsfirma, die strafrechtlich für Ratschläge zur Verantwortung gezogen wird, die zur Begehung eines Verbrechens durch ihren Kunden geführt haben“.

Übermäßige Verschreibung opioidhaltiger Schmerzmittel

Experten führen die Opioidkrise auf die übermäßige Verschreibung opioidhaltiger Schmerzmittel zurück, die bis Mitte der 90er Jahre noch der Behandlung von Schwerstkranken vorbehalten waren. Purdue Pharma und der Eigentümerfamilie Sackler wird vorgeworfen, jahrelang aggressiv bei verschreibenden Ärzten und anderen Stellen für das Schmerzmittel Oxycontin geworben und dabei die Suchtrisiken des Mittels bewusst verschleiert zu haben.

Nach Angaben der Behörde CDC des US-Gesundheitsministeriums starben zwischen 1999 und 2022 in den USA mehr als 700.000 Menschen an den Folgen einer Opioid-Überdosis, wobei die Betroffenen das Schmerzmittel entweder über eine Verschreibung erhielten oder sich auf illegalem Weg beschafften.

Purdue Pharma und die Familie Sackler sind mit tausenden Klagen konfrontiert, 2019 hatte das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Auch Medikamenten-Großhändler wie die Ketten CVS, Walgreens und Walmart werden im Zusammenhang mit dem Skandal strafrechtlich verfolgt.

Nach Angaben von Generalstaatsanwalt Cavanaugh hatte McKinsey Purdue Pharma unter anderem dabei beraten, den Verkauf von Oxycontin nach einem Umsatztief anzukurbeln – eine Strategie, die „TurboCharge“ genannt wurde.

Auch hätten die McKinsey-Leute Purdue empfohlen, sich auf hohe Dosierungen zu konzentrieren, die am lukrativsten, aber auch sehr suchterzeugend sind. Laut Cavanaugh entsprechen die nun vereinbarten 650 Millionen Dollar dem 85-fachen der Honorare, welche die Beraterfirma für diesen Auftrag erhielt.

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