US-Abschreckungsstrategie: Warum die USA ihre Nuklearstrategie erweitern

Es ist eine Zäsur in der amerikanischen Geopolitik. Eine, die Chinas Streben nach globaler Macht Rechnung trägt: Die US-Regierung hat ihre nukleare Abschreckungsstrategie ausgeweitet. Darin berücksichtigt sie nun auch Chinas wachsendes Atomwaffenarsenal. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf zwei hochrangige Regierungsbeamte. Die Idee der nuklearen Abschreckung entstand mit dem Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion, als beide Länder große Atomwaffenarsenale anlegten, in der Annahme, damit das jeweils andere Land von direkten Angriffen abzuschrecken.

Laut der Vereinigung amerikanischer Wissenschaftler (FAS) verfügt China heute über 500 Atomsprengköpfe, US-Geheimdienste schätzen, es könnten bis 2030 bereits 1.000 und bis 2030 sogar 1.500 Stück sein. Damit stünde China dann etwa auf demselben Niveau wie Russland und die USA. 

Seit rund 80 Jahren fokussierten sich die USA in ihrer Nuklearstrategie auf die Sowjetunion und später auf Russland, und das tun sie auch heute noch. Es sei immer noch die weltweit größte Atomstreitmacht mit rund 4.000 Sprengköpfen, darunter rund 1.550 auf strategischen Raketen und Bombern, schreibt der Abrüstungsexperte Daryl G. Kimball von der NGO Arms Control Association auf X: „Sie bleibt die treibende Kraft hinter der US-Nuklearstrategie.“ 

Doch China rückt nun weit auf: „Anders als Russland wird China den Vereinigten Staaten in praktisch jedem relevanten militärischen und wirtschaftlichen Bereich ein ebenbürtiger Gegner sein“, sagte Vipin Narang, bis vor Kurzem ein stellvertretender US-Verteidigungsminister, Anfang August. Die Volksrepublik China ist heute ein wirtschaftlich dynamisches Land und hat Wladimir Putins Oligarchenstaat, der vom Export von Erdöl, Gas und Waffen abhängig ist, lange abgehängt.

Russland droht mit dem Einsatz von Atomwaffen

Das Dokument ist streng geheim, nur einige wenige gedruckte Papierkopien wurden erstellt, die an Pentagon-Kommandeure und Sicherheitsbeamte gegangen seien, schreibt die New York Times. Etwa alle vier Jahre wird der Plan von der US-Regierung aktualisiert, Präsident Joe Biden soll ihn bereits im März gebilligt haben. Pranay Vaddi vom Nationalen Sicherheitsrat der USA wies bereits Anfang Juni darauf hin, dass es in der Abschreckungsstrategie nicht mehr nur um ein Land gehe, sondern um drei – denn auch Nordkorea beunruhigt die Amerikaner. Das Ziel sei es nun, „gleichzeitig Russland, die Volksrepublik China und Nordkorea abzuschrecken“, sagte Vaddi.

Die Erweiterung hat gute Gründe: China, Russland und Nordkorea kommen sich näher, auch militärisch. Kim Jong Un liefert Russland für seinen Krieg gegen die Ukraine Artilleriemunition und Raketen. (So wie der Iran Drohnen.) Nordkorea verfügt heute über rund 60 Nuklearsprengköpfe, sieht die USA als Erzfeind, ist wegen seines Atomprogramms international isoliert und kann China seinen engsten Partner nennen. Russland und die Volksrepublik China wiederum halten heute vermehrt gemeinsame Manöver ab, zuletzt im Südchinesischen Meer und Ende Juli auch in der Ostsee.

Kriegsaggressor Wladimir Putin versteht sich bestens mit Chinas Präsident Xi Jinping. Beide sehen sich als Antagonisten der USA, wollen deren geopolitische Dominanz beenden und die bestehende internationale Ordnung zu ihren Gunsten verändern. Russlands Kriegsherren scheuen sich außerdem nicht, mit dem Einsatz taktischer Nuklearwaffen, mit geringerer Strahlung, der Ukraine zu drohen. Und auch gegenüber der Nato kündigten die Machthaber in Moskau den Einsatz von Atomwaffen an, sollten sie Russlands Sicherheit durch den Westen gefährdet sehen. Xi Jinping sagt zwar, dass der Ukrainekrieg weit weg sei und China nichts angehe, in Wirklichkeit stützt er Putin aber und verhindert nicht, dass Mikrochips und Komponenten für Russlands Rüstungsproduktion aus Chinas Industrie über Drittländer bei der russischen Armee landen.

Der Aufstieg Chinas war lange Zeit vor allem wirtschaftlich dominiert,
geopolitisches Aufrüsten stand nicht im Fokus der Politik in Peking. Bis
2012 verfügte Chinas Volksbefreiungsarmee nur über 60 nukleare Sprengköpfe. Damit wollte das Land eher Indien oder Russland vor Angriffen abschrecken.

Es ist eine Zäsur in der amerikanischen Geopolitik. Eine, die Chinas Streben nach globaler Macht Rechnung trägt: Die US-Regierung hat ihre nukleare Abschreckungsstrategie ausgeweitet. Darin berücksichtigt sie nun auch Chinas wachsendes Atomwaffenarsenal. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf zwei hochrangige Regierungsbeamte. Die Idee der nuklearen Abschreckung entstand mit dem Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion, als beide Länder große Atomwaffenarsenale anlegten, in der Annahme, damit das jeweils andere Land von direkten Angriffen abzuschrecken.

AtomwaffenAuslandBidenChinaDrohnenEndeGGasGeheimdiensteIndienIndustrieInterkontinentalraketenIranJoeJoe BidenJuliKim Jong UnKriegLangeManöverMoskauNATONordkoreaNuklearwaffenOstseePekingPolitikPutinRaketenRegierungRusslandUkraineUNUSUSAVerteidigungsministerWaffenWladimirXi JinpingZeit