Unilever verkauft Russland-Geschäft

Der Konsumgüterhersteller Unilever hat seine Geschäftsaktivitäten in Russland verkauft, wie das Unternehmen in London bestätigte. Käufer ist die Arnest Gruppe, ein russischer Hersteller von Parfüm, Kosmetik- und Haushaltsprodukten. Einen Preis nannte Unilever nicht. Laut der britischen Wirtschaftszeitung „Financial Times“ erzielte der Konzern 520 Millionen Euro für seine Tochtergesellschaft in Russland mit vier Werken sowie Aktivitäten in Belarus. Die russische Zeitung „RBC“ hatte kürzlich einen Preis von nur 40 Milliarden Rubel (380 Millionen Euro) berichtet.

Westliche Verkäufer werden in Russland zu Verkäufen unter Marktwert gezwungen. Für die Arnest Gruppe ist es in jedem Fall ein weiterer sehr günstiger Zukauf. Sie hat schon mehrere westliche Werke und Marken sehr billig übernommen, teils zu absoluten Schleuderpreisen wie im Fall von Heineken.

Unilever war seit Russlands Großangriff auf die Ukraine im Februar 2022 scharf dafür kritisiert worden, mit seinen Marken wie Cornetto, Magnum und Dove weiterhin Geschäfte in Russland zu machen. Die Kiewer Regierung prangerte Unilever auf einer Liste sogar als „internationalen Sponsor des Kriegs“ an. Vor der Londoner Konzernzentrale posierten Aktivisten mit Plakaten voll Blut und kriegsversehrten, amputierten Körpern. Russland stand für etwa ein Prozent der Umsätze und Gewinne des globalen Konsumgüterkonzerns.

Verkauf war nach Auskunft des Konzerns aufwendig

Unilever-Vorstandschef Hein Schumacher sagte zur Erklärung, warum der Verkauf so lange gedauert hatte: „Wir haben im vergangenen Jahr das Geschäft von Unilever Russland sorgfältig auf einen möglichen Verkauf vorbereitet. Diese Arbeit war sehr komplex und umfasste die Trennung von IT-Plattformen und Lieferketten sowie die Umstellung der Marken auf Kyrillisch.“ Nun sei die Präsenz von Unilever in Russland beendet. Moskau hat den Verkauf genehmigt.

Für westliche Konzerne ist es teils gar nicht mehr so einfach, ihre Geschäfte in Russland abzustoßen, selbst wenn sie wollen. Sie müssen ihre Vermögenswerte oft weit unter Marktwert verkaufen. Der Kreml hat Verkäufern aus „unfreundlichen“ Staaten einen zwangsweisen mindestens 50-prozentigen Preisabschlag vorgeschrieben. Ohne dies wird der Verkauf nicht genehmigt.

Außerdem erhebt Russland eine Ausstiegssteuer von inzwischen 15 Prozent. Beim Verkauf macht Russland also Kasse. Laut einem jüngeren „RBC“-Bericht erwägt die russische Regierung sogar, die „Exit Tax“ auf 40 Prozent anzuheben. Gemäß Moskauer Budgetdaten hat die Steuer in diesem Jahr bis Ende August schon rund 140 Milliarden Rubel (etwa 1,4 Milliarden Euro) eingebracht. Zugleich stehen die noch verbliebenen Konzerne im Westen unter Druck von Aktivisten und der Kiewer Regierung, die sie auffordert, nicht mehr in Russland tätig zu sein.

Vom Abschied westlicher Unternehmen profitieren dann oft Kreml-nahe Käufer wie eben die Arnest Gruppe des Industriellen Alexei Sagal. Sie hat zum Beispiel die russischen Aktivitäten des dänischen Brauereikonzerns Heineken für nur einen symbolischen Preis von einem Euro übernommen. Die Dänen haben dabei 300 Millionen Euro Verlust hingenommen. Arsen hat zudem Vermögenswerte des amerikanischen Aluminium-Dosenherstellers Ball Corp und der schwedischen Kosmetikgruppe Oriflame übernommen. Sagal gilt als einer der größten Profiteure des Abzugs westlicher Konzerne. Die Gewinne der Arnest Gruppe haben sich mehr als verzwanzigfacht.

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