In „Eine Erklärung für alles“ besteht ein Abiturient seine Prüfung nicht. Als er seinem Vater die Ausrede erzählt, man habe ihn aus politischen Gründen durchfallen lassen, brechen sich allseitig die politischen Ressentiments Bahn
Die Diagnose, dass sich Gesellschaften polarisieren, wird so oft getroffen, dass man ihre Bedeutung jenseits des Affekts von „Sie gegen uns“ kaum mehr erfassen kann. Spielerisch, aber mit messerscharfer Präzision dröselt der ungarische Regisseur Gábor Reisz in Eine Erklärung für Alles auf, was es mit der Polarisierung etwa der ungarischen Gesellschaft auf sich hat. Und wie sie sich für den Einzelnen, auf beiden Seiten des vermeintlichen Abgrunds, anfühlt.
Der Film beginnt mit viel Atmosphäre: Gruppen von Jugendlichen laufen singend durch die Straßen, liegen sich in den Armen, lachen in der U-Bahn, trinken, lärmen und jubeln. Es sind Abiturienten, begreift man, die im sommerlichen Budapest mit den Schülern eigenen Ritualen ih