Der Auftragsmangel im deutschen Wohnungsbau hat laut einer Umfrage des Ifo-Instituts im November deutlich zugenommen. Dies berichteten 54 Prozent der Unternehmen, während es im Oktober noch 49,9 Prozent gewesen seien, teilte das Institut mit Sitz in München mit. „Die Krise im Wohnungsbau ist inzwischen chronisch geworden“, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. „Ohne neue Impulse droht eine dauerhafte Lücke bei dringend benötigtem Wohnraum.“
Auch das Geschäftsklima im Wohnungsbau hat sich demnach verschlechtert, nachdem es sich im Oktober noch verbessert hatte. Diesmal beurteilten die Unternehmen sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten für die kommenden Monate wieder schlechter.
Experten rechnen nicht mit 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr
Expertinnen und Experten rechnen damit, dass die Bundesregierung ihr Ziel von 400.000 neu gebauten Wohnungseinheiten pro Jahr weiterhin deutlich verfehlen dürfte. „Das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen entspricht nur rund 200.000
neu gebauten Wohnungen pro Jahr“, sagte der wissenschaftliche Direktor
des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian
Dullien. „Eine Trendwende beim deutschen Wohnungsbau
ist frühestens im späteren Jahresverlauf 2025 zu erwarten.“
Der Anteil der stornierten Aufträge sank hingegen leicht von 11,8 auf
10,5 Prozent, wie das Ifo-Institut weiter mitteilte. „Trotz gesunkener Zinsen bleiben große Herausforderungen
im Wohnungsbau“, sagte Ifo-Experte Wohlrabe.
Auftragsrückgang in der Industrie
Zudem zeichnet sich in der deutschen Industrie ein Auftragsrückgang an, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Nach einem ungewöhnlich starken Zuwachs im September, fielen die Bestellungen wegen des schrumpfenden Inlandsgeschäfts im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 1,5 Prozentpunkte niedriger aus.
Allerdings war der Auftragseingang im September im Vergleich zum Vormonat deutlich besser als bisher bekannt. Das Bundesamt revidierte den Zuwachs im September von zuvor gemeldeten 4,2 Prozentpunkten nach oben auf 7,2 Prozentpunkte.
Im Jahresvergleich fiel die Entwicklung im Oktober besser als
erwartet aus. In dieser Betrachtung meldete das Bundesamt einen Anstieg
um 5,7 Prozentpunkte.
Großaufträge mit starken Schwankungen prägen Entwicklung
Die Bestellungen aus dem Inland fielen im Oktober um 5,3 Prozent schwächer aus, wie es vom Statistischen Bundesamt hieß. Das Auslandsgeschäft legte dagegen um 0,8 Prozent zu. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich stieg der Auftragseingang zwischen August und Oktober zwar um 2,7 Prozent an, ohne Großaufträge fiel er aber um 0,7 Prozent niedriger aus als in den drei Monaten zuvor.
Das Bundeswirtschaftsministerium sieht daher noch keine Trendwende. Eingetrübte Stimmungsindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima sprächen dafür, „dass eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende in der Industrie derzeit noch nicht absehbar ist“.
Nach wie vor prägen Großaufträge mit ihren starken Schwankungen die Entwicklung. Dies zeigt sich vor allem im sonstigen Fahrzeugbau, wozu etwa Schiffe und Flugzeuge zählen. Hier gab es im Oktober einen Rückgang um 7,0 Prozent, nachdem im September ein sehr kräftiger Anstieg um 175,7 Prozent gemeldet worden war. Weniger Nachfrage gab es auch im Maschinenbau (minus 7,6 Prozent) und in der Automobilindustrie (minus 3,7 Prozent).