Umfrage: Arbeit im Zusammenhang Tesla in Grünheide ist ein Knochenjob

Viele Beschäftigte des US-Elektrowagenherstellers Tesla in Grünheide fühlen sich überlastet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Gewerkschaft IG Metall, die rund ein Zehntel der knapp 12.000 Beschäftigten zu den Arbeitsbedingungen in der Fabrik vor den Toren Berlins befragt hat.

Demnach fühlen sich mehr als 80 Prozent der Befragten sehr oft oder oft überlastet. Neun von zehn leiden unter körperlichen Beschwerden wie Kopf-, Nacken-, Gelenk- oder Rückenschmerzen. Nur jede und jeder Zehnte erwartet, unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen im Tesla-Werk bis zur Rente arbeiten zu können. „Diese Ergebnisse sind erschütternd und machen mich wütend“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze.

Die Umfrage zeige, wie kritisch die Arbeitsbelastung bei Tesla wirklich sei. „Die Werksleitung darf diese Zahlen nicht ignorieren“, forderte Schulze. Eine Anfrage der F.A.Z. bei Tesla zu den Umfrageergebnissen blieb zunächst unbeantwortet. Die Arbeitsbelastung bei Tesla in Grünheide wird von der Gewerkschaft schon seit langem kritisiert. Sie ist nach Einschätzung der IG Metall auch der Grund für den hohen Krankenstand am einzigen Produktionsstandort von Tesla in Europa. „Wenn Personal fehlt, werden die Kranken unter Druck gesetzt und die noch Gesunden mit zusätzlicher Arbeit überlastet. Wenn die Werkleitung den Krankenstand wirklich senken will, sollte sie diesen Teufelskreis durchbrechen“, erklärte IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze Ende September.

Hoher Krankenstand im Werk bleibt Streitpunkt

Damals war bekannt geworden, dass das Management auf den hohen Krankenstand mit unangekündigten Hausbesuchen bei krankgeschriebenen Mitarbeitern reagiert. Auslöser für die Maßnahme sei ein überdurchschnittlich hoher Krankenstand in den Sommermonaten von zeitweise mehr als 15 Prozent gewesen, erklärte Tesla Ende September. Am letzten Tag vor den Betriebsferien im August fehlte in einer Schicht ein Fünftel der Beschäftigten. „Das ist kein Indikator für schlechte Arbeitsbedingungen, denn die Arbeitsbedingungen sind an allen Arbeitstagen und in allen Schichten gleich“, sagte Werksleiter André Thierig damals im Gespräch mit der F.A.Z.

Die Umfrage der IG Metall unter 1.200 Mitarbeitern der Fabrik zeige auch Wege zu einer geringeren Arbeitsbelastung auf, teilte die Gewerkschaft am Freitagabend mit. Eine zusätzliche bezahlte Pause könne für Entlastung sorgen, wie es in vielen tarifgebunden Automobilwerken üblich sei. 90 Prozent der Befragten unterstützten diese Forderung. Nur 4 Prozent sprachen sich gegen Veränderungen im Schichtsystem aus. Vier von fünf der Befragten wünschen sich ein längeres Wochenende zur Erholung.

Der Einfluss der Gewerkschaft auf die Arbeitsbedingungen in der Tesla-Fabrik ist begrenzt. Bei der Betriebsratswahl in diesem Frühjahr trat die IG Metall in Grünheide zum ersten Mal mit einer eigenen Liste an. Mit der Forderung nach einem Tarifvertrag erreichte die Gewerkschaft auf Anhieb 3516 Stimmen und damit knapp 40 Prozent. Die Mehrheit und damit auch der Vorsitz im Betriebsrat entfiel aber auf Listen, die als managementfreundlich eingestuft werden.

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