Am Tag nach den schweren russischen Raketenangriffen ist die Stromversorgung in der ukrainischen Hauptstadt noch immer eingeschränkt. Das teilte der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko mit. Neben dem großflächigen Ausfall der Stromversorgung gab es infolge der russischen Angriffe auch vielerorts kein Trinkwasser. In Kiew brach zeitweise die Wasserversorgung komplett zusammen. Sie konnte inzwischen wiederhergestellt werden – doch brauche es eine gewisse Zeit, bis das Leitungssystem wieder mit voller Leistung arbeite, sagte Klitschko.
Auch die drei Atomkraftwerke, die am Vortag nach russischen Angriffen abgeschaltet wurden, laufen wieder. Es sei gelungen, die Anlagen Riwne, Piwdennoukrainsk und Chmelnyzka am Morgen wieder anzuschließen, teilte das ukrainische Energieministerium mit. Nach Angaben des ukrainischen Versorgers Energoatom ist auch das Atomkraftwerk Saporischschja wieder an die externe Stromversorgung angeschlossen.
Russland stellt Bedingungen für Schutzzone
Derweil stimmte die russische Atombehörde Rosatom der Errichtung einer Schutzzone um das besetzte Atomkraftwerk Saporischschja zu – allerdings unter bestimmten Bedingungen. „Wir glauben daran, wir brauchen sie, die Parameter sind klar“, sagte Behördenchef Alexej Lichatschow laut der Nachrichtenagentur Interfax. Auch ein Gespräch mit Rafael Grossi, dem Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEAI), habe es gegeben.
Stationierung von deutscher Luftabwehr in der Ukraine
Die polnische Regierung hatte der Bundesregierung vorgeschlagen, zugesagte Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot nicht in Polen zu stationieren – sondern direkt in der Ukraine. So könnte das Grenzgebiet beider Länder gut geschützt werden, sagte Regierungschef Mateusz Morawiecki. Die deutsche Verteidigungsministerin reagierte nun allerdings skeptisch. Die Patriots seien Bestandteil der integrierten Luftverteidigung der Nato und für Nato-Gebiet vorgesehen, sagte Christine Lambrecht (SPD). „Und wenn die außerhalb des Nato-Gebietes eingesetzt werden, dann muss das vorher mit der Nato und mit den Alliierten besprochen werden.“
Weitere Ereignisse des Tages:
- Russland und die Ukraine haben innerhalb kurzer Zeit erneut Kriegsgefangene ausgetauscht. „Heute haben wir 50 ukrainische Kämpfer aus der russischen Gefangenschaft zurückgeholt“, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, mit. Es handele sich um Nationalgardisten, Matrosen, Grenzer und Soldaten.
- Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hat seinem polnischen Amtskollegen offenbar zugesagt, den Nato-Beitritt von Finnland und Schweden zu unterschreiben. Er habe Orbán darum gebeten, sagte Mateusz Morawiecki nach einem Treffen der Visegrád-Länder, zu denen neben Polen und Ungarn auch die Slowakei und Tschechien gehören.
- Erst kürzlich hatten sich Russlands Truppen aus Cherson in der Südukraine zurückgezogen. Seither haben die Behörden in der Region nach eigenen Angaben Hunderte Tote und mehrere Folterkammern entdeckt.
- Mit bis zu 18 Milliarden Euro zusätzlich soll die Ukraine laufende Ausgaben etwa für Krankenhäuser und Schulen decken. Den Milliardenkredit hat das EU-Parlament gebilligt.
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