Ukraine: Angriffswelle vor Weihnachten

Stand: 23.12.2025 12:20 Uhr

Russland greift die Ukraine weiter an. Bei eisiger Kälte nimmt Moskau verstärkt die Energieinfrastruktur ins Ziel. Bei den Friedensverhandlungen sieht UN-Botschafter Melnyk weiter „viele große Brocken“.

Bei erneuten russischen Luftangriffen sind in der Ukraine nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens drei Menschen getötet worden. Im Gebiet Schytomyr westlich der Hauptstadt Kiew sei ein vier Jahre altes Kind getötet worden, als eine Drohne ein Wohnhaus getroffen habe, teilte Selenskyj über soziale Netzwerke mit. Nach Behördenangaben wurden in der Region zudem sechs Menschen verletzt, unter ihnen zwei Kinder.

Laut Selenskyj kam in der Region Kiew eine Frau bei einem russischen Drohnenangriff ums Leben. Auch im Gebiet Chmelnyzkyj habe es ein Todesopfer gegeben.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko rief die Menschen auf, sich in Schutzräumen in Sicherheit zu bringen. Im ganzen Land herrschte am Morgen Luftalarm.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Selenskyj: Putin kann mit dem Töten nicht aufhören

Insgesamt habe Russland bei seinen jüngsten Angriffen 650 Drohnen eingesetzt sowie mehr als drei Dutzend Raketen und Marschflugkörper, teilte der Präsident mit. Die Flugabwehr habe viele Flugkörper abgeschossen, es habe aber auch Einschläge gegeben.

„Die Schläge kommen vor Weihnachten, wenn die Menschen zu Hause mit ihren Familien in Sicherheit zusammen sein wollen“, sagte Selenskyj. Russlands Präsident Wladimir Putin zeige damit, dass er mit dem Töten nicht aufhören könne. Die Welt müsse mehr Druck auf Russland ausüben, den Krieg zu beenden. Selenskyj veröffentlichte in sozialen Medien auch zahlreiche Fotos von neuen Verwüstungen.

Angriffe auf Energieinfrastruktur in Zeiten eisiger Kälte

Die russischen Angriffe richten sich vor allem gegen die Energieinfrastruktur der Ukraine. Vielerorts musste laut Behörden der Strom abgeschaltet werden. Die ohnehin schwierige Lage für viele Menschen wegen der Strom- und Heizungsausfälle verschärft sich durch eisige Temperaturen im Land. Die ukrainische Führung wirft Russland Terror vor.

Zuletzt hatten die russischen Streitkräfte auch ihre Angriffe auf die Hafenstadt Odessa intensiviert. In der Nacht zum Dienstag kam es erneut zu Angriffen, die Feuer auslösten, bei denen jedoch niemand verletzt wurde, wie örtliche Behörden mitteilten.

Polen lässt Kampfjets aufsteigen

Auch der westliche Teil der Ukraine nahe der polnischen Grenze wurde offenbar von Russland angegriffen. Polen ließ Flugzeuge aufsteigen, um die Sicherheit seines Luftraums zu gewährleisten, teilt das Einsatzkommando der Streitkräfte des NATO-Mitglieds auf X mit. Zudem seien bodengestützte Luftabwehr- und Radaraufklärungssysteme in erhöhte Bereitschaft versetzt worden.

Annäherung bei Gesprächen in Miami

Russland übt mit den Angriffen zusätzlichen Druck auf die Ukraine aus, sich in den laufenden Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges auf Moskaus Bedingungen für eine Waffenruhe einzulassen.

Zuletzt hatte es bei den diplomatischen Bemühungen Annäherungen gegeben. Gespräche ukrainischer und russischer Unterhändler mit US-Vertretern in Miami wurden als „produktiv und konstruktiv“ bezeichnet. Russlands Vize-Außenminister Sergej Rjabkow erklärte, der Kreml beobachte „langsame Fortschritte“ bei den Verhandlungen mit Washington.

Melnyk: Noch viele große Brocken

Der ukrainische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Andrij Melnyk, rechnet weiter mit schwierigen Verhandlungen. Es sei eine gute Botschaft, dass man versuche, so schnell wie möglich eine Einigung zu erzielen, sagte er im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. „Aber es sind nach wie vor sehr viele große Brocken, die auf diesem Weg liegen und zu beseitigen sind.“

NATO-Generalsekretär Mark Rutte sagte im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, die Ukraine müsse stark bleiben, um zu verhindern, dass Russland NATO-Gebiete angreife. Zudem gelte es, die eigenen Verteidigungsausgaben zu erhöhen. „Wenn wir diese beiden Dinge tun, sind wir stark genug, uns zu verteidigen, und Putin wird es niemals versuchen.“

Source: tagesschau.de