Twitter-Chef Elon Musk will die international kritisierte Sperrung von Nutzer-Konten mehrerer Journalisten bei dem Kurznachrichtendienst wieder aufheben. Dies kündigte der Milliardär und Tesla-Gründer per Tweet als Reaktion auf eine kurzfristige Umfrage auf Twitter an, bei der sich den Angaben zufolge 58,7 Prozent der Teilnehmer für eine sofortige Freischaltung der kürzlich gesperrten Konten aussprach. „Die Leute haben gesprochen. Die Accounts, die meinen Standort verraten haben, werden jetzt wieder freigeschaltet“, twitterte Musk. Unter anderem Vertreter der EU und UN-Generalsekretär António Guterres hatten Musk zuvor heftig kritisiert, nachdem er die Konten von mehr als einem halben Dutzend prominenter Journalisten der New York Times, von CNN und der Washington Post gesperrt hatte.
Musk warf den US-Journalisten vor, den Echtzeit-Standort seines Privatjets geteilt zu haben und damit gegen das Verbot der Weitergabe persönlicher Informationen – „Doxxing“ genannt – verstoßen zu haben. Ein solches Verhalten gefährde die Sicherheit seiner Familie, erklärte Musk. Zunächst hatte Musk am Mittwoch das Nutzerkonto @ElonJet gesperrt, auf dem ein junger US-Student die Flüge von Musks Privatjet dokumentierte. Mehrere später gesperrte Journalisten hatten über die Affäre berichtet – und dabei teilweise das gesperrte Konto @ElonJet verlinkt. Am Donnerstag sperrte Musk dann die Konten mehrerer Journalisten.
„Gefährlicher Präzedenzfall“
UN-Generalsekretär António Guterres hatte sich einem Sprecher zufolge „sehr verstört“ über den „willkürlichen“ Schritt gezeigt. Dieser schaffe einen „gefährlichen Präzedenzfall“. EU-Vizekommissionspräsidentin Vera Jourova hatte auf Twitter erklärt, die Nachrichten über die „willkürliche Suspendierung von Journalisten“ seien „besorgniserregend“.
Der Multi-Milliardär warf den Journalisten vor, die „Koordinaten für ein Attentat“ gegen ihn und seine Familie geliefert zu haben. Musk erklärte zudem, die Sperrung sei nötig gewesen, nachdem ein Auto mit einem seiner Kinder in der US-Metropole Los Angeles von einem „verrückten Stalker“ verfolgt worden sei. Belege für seine Angaben legte Musk zunächst nicht vor.