Die geplanten US-Zusatzzölle auf Autoimporte dürften den Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union weiter verschärfen. Bereits am Tag nach der Ankündigung zeigte sich an der Börse, wen die Zölle in Höhe von 25 Prozent besonders treffen: die deutsche Autoindustrie.
Es handelt es sich nur um eine von vielen Zoll-Entscheidungen, mit denen Donald Trump die Handelsergebnisse zugunsten der USA zu beeinflussen versucht. Seit seinem Amtsantritt hat der US-Präsident bereits mehrfach neue Abgaben angekündigt, manche danach aber wieder fallen gelassen. Welche Zölle die USA verhängt haben und welche noch drohen könnten.
Autos und Autoteile
Zuletzt hat Trump die Einführung von Sonderzöllen auf den Import von Autos und Autoteilen angekündigt. Die zusätzliche Abgabe in Höhe von 25 Prozent soll ab dem 3. April gelten. Die Zölle sollen für alle in die USA importierten Autos gelten, von Kleinwagen über Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen. Auch Autoteile sollen später darunter fallen. Möglicherweise treten die Strafabgaben aber auch erst später – höchstens aber bis zum 3. Mai – in Kraft, wie es in einer später veröffentlichten Anordnung hieß.
Für Autoimporte, die unter das nordamerikanische USMCA-Freihandelsabkommen mit Kanada und Mexiko fallen, kann je nach in den USA produziertem Anteil ein niedriger Zollsatz gelten. Trump drohte zudem der EU und Kanada für den Fall, dass diese
zusammenarbeiteten, „um den USA wirtschaftlichen Schaden zuzufügen“.
Im Vorfeld hatte Trump sich bereits über europäische Handelspolitik in der Automobilbranche beschwert. Während die USA auf Autos aus der EU nur 2,5 Prozent Zoll erheben,
verlangt die EU 10 Prozent auf US-Autoimporte. Allerdings sind die
US-Zölle auf Pickups und leichte Nutzfahrzeuge mit 25 Prozent deutlich
höher.
Stahl und Aluminium
Importe von Stahl und Aluminium werden von der US-Regierung seit dem 12. März ebenfalls mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent belegt. Die USA importieren etwa die Hälfte ihres Bedarfs, die EU ist nach Kanada und Brasilien ihr drittgrößter Lieferant.
Nach Inkrafttreten der Abgaben erließ Kanada Aufschläge auf US-Waren wie Computer, aber auch Stahl- und Aluminiumprodukte im Wert von fast 21 Milliarden Dollar. Die kanadische Provinz Ontario erhöhte indessen den Tarif für ihre Stromexporte an drei US-Bundesstaaten. Daraufhin drohte Trump zunächst eine Verdopplung der Stahlzölle auf 50 Prozent an. Die Maßnahmen wurden dann aber von beiden Seiten fallen gelassen.
Die EU hat ihrerseits Gegenzölle für die Abgaben auf Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt. US-Produkte wie Jeans, Whiskey und Motorräder sollten zunächst ab dem 1. April mit Zöllen belegt werden. Da die Verhandlungen noch andauern, wurde das Datum jedoch auf Mitte April verschoben.
Alkoholische Getränke
Auf die europäischen Gegenzölle auf US-Whisky reagierte Trump wiederum mit neuen Strafzöllen – ebenfalls auf Getränke. Bis zu 200 Prozent will der US-Präsident künftig auf alkoholische Getränke wie Wein und Champagner aufschlagen, wie er auf seiner Plattform Truth Social ankündigte. Dort bezeichnete er die 50-Prozent-Zölle auf US-amerikanischen Whiskey als
„böse“. Die EU sei „eine der feindseligsten und missbräuchlichsten Steuer- und Zollbehörden der Welt“.
Im Jahr 2023 lieferte Europa laut der Welthandelsorganisation WTO Wein und Champagner im Wert von fast 5,2 Milliarden Euro in die USA. Für viele Weinbaubetriebe wären die Strafzölle ein „Hammerschlag“, sagte Gabriel Picard, Leiter des französischen Verbands der Wein- und Spirituosenexporteure. Allein französische Wein- und Spirituosenexporte in die USA hätten einen Umfang von jährlich vier Milliarden Euro haben. „Mit 200-prozentigen Zöllen gibt es keinen Markt mehr“, sagt Picard.
Kanadische und mexikanische Produkte
Die beiden US-Nachbarländer Kanada und Mexiko gehörten zu den ersten Staaten, die von der Zollpolitik in Trumps zweiter Amtszeit betroffen waren. Kurz nach einer Amtseinführung am 20. Januar verhängte der neue US-Präsident Strafzölle in Höhe von meist 25 Prozent für beide Staaten, die zunächst ab dem 1. Februar fällig werden sollten. Wenige Stunden vor dem geplanten Inkrafttreten stimmte Trump einem Aufschub um einen Monat zu.
Nachdem die Zölle dann Anfang März eingeführt wurden, dauerte es drei Tage, bis der Großteil von ihnen erneut ausgesetzt wurde. Der Aufschub gilt für Produkte, die unter das Freihandelsabkommen USMCA fallen. Daraufhin setzte Kanada geplante Gegenzölle doch nicht ein.
Chinesische Waren
Zusammen mit den Zollankündigungen gegen Mexiko und Kanada verhängten die USA auch Strafzölle gegen China. Dies hatte der US-Präsident auch mit
mangelndem Fortschritt bei der Bekämpfung von Schmuggel illegaler Drogen wie Fentanyl in die USA
begründet. Im Gegensatz zu den US-Nachbarländern nahm Trump diese Maßnahmen jedoch nicht zurück. Ab dem 4. Februar galten zunächst Zölle von 10, seit dem 4. März von 20 Prozent.
China ist das Land, mit dem die USA das größte Handelsdefizit haben. China setzte im Gegenzug Zölle von 10 oder 15 Prozent auf verschiedene Landwirtschafts- und Energieprodukte wie Sojabohnen und Hirse sowie Energieprodukte aus den USA ein.
Reziproke Zölle auf alle Importe
Im Hin und Her der inzwischen weltweiten Zollstreits hat Trump für den 2. April einen „Befreiungstag“ angekündigt: An diesem Tag sollen bereits unterzeichnete Pläne für weitreichende reziproke Zölle in Kraft treten – das bedeutet, dass alle Importe mit ebenso hohen Aufschlägen versehen werden, wie andere Staaten US-Einlieferungen verzollen lassen. Allerdings wollen die USA dabei nicht nur die Zölle, sondern auch andere Handelshemmnisse wie etwa Subventionen einbeziehen.
Produkte von Handelspartnern Venezuelas
Zudem soll ab dem 2. April ein „Sekundärzoll“ gegen Länder verhängt werden, die Öl und Gas aus Venezuela beziehen. Importe in die USA von diesen Handelspartnern Venezuelas werden dann also verzollt. Zur Begründung nutzte Trump diskriminierende Formulierungen gegenüber Menschen aus
Venezuela, das Land habe zehntausende Menschen mit einer „sehr gewalttätigen
Natur“ in die USA geschickt habe.
Diese angekündigte Maßnahme
könnte insbesondere China und Indien treffen, wohin das Venezuela aufgrund von US-Sanktionen einen Teil
seiner Exporte verlagert hatte.