Mit Grönland verband Jeff Landry bisher kaum mehr als einen Eisbär mit einem Alligator. Der Republikaner regiert seit zwei Jahren den Bundesstaat Louisiana, dessen Sümpfe, so will es Donald Trump, am „Golf von Amerika“ liegen. Er wuchs mit vier Geschwistern als Sohn frommer Katholiken zwischen Zuckerrohrfeldern und Marschland auf. Sein Cajun-Dialekt verrät diese Herkunft. Spenden pflegt er auf groß inszenierten Alligatorenjagden zu sammeln. Ausgerechnet ihn hat der Präsident am Sonntag zum „Sondergesandten“ für Grönland erklärt – und damit an seine Absicht erinnert, das teilautonome, zu Dänemark gehörende Territorium den USA einzuverleiben.
Warum Landry? Die Antwort führt zurück zur Alligatorenjagd und ihrem prominentesten Teilnehmer: Don Trump junior. Der Erstgeborene des Präsidenten hatte Landry 2016 kennengelernt. Da war der heutige Gouverneur gerade als Hardliner der „religiösen Rechten“ zum Generalstaatsanwalt von Louisiana gewählt worden. Er unterstützte als einer der ersten Mandatsträger den nicht gerade als Christenmensch berühmten Baulöwen Trump in dessen Vorwahlkampf. Zwei Jahre später mischte Trump junior Landrys Alligatorenjagd auf, als die Tiere auf die Köder nicht reagieren wollten und er, zum Leidwesen seines Leibwächters, selbst ins Wasser sprang.
Die Dänen sind „zutiefst verärgert“
Ungefähr so forsch wie der Präsidentensohn Anfang Januar 2025, noch vor der Amtseinführung seines Vaters, nach Nuuk reiste und dessen Grönland-Ansprüche unterstrich. Zwischendurch mag es darum etwas stiller geworden sein. Doch dann kam am Sonntag die Ernennung eines Sondergesandten, und Dänemarks Außenminister Lars Lökke Rasmussen zeigte sich sofort „zutiefst verärgert“. Den US-Botschafter in Kopenhagen will er einbestellen.
Landry war als Schüler der Nationalgarde beigetreten und diente elf Jahre im Heer. Für sicherheitspolitische Erwägungen, warum Grönland Teil der USA werden müsse, mag er also einen Sinn haben – für Trump hängt immerhin das „Überleben der Welt“ davon ab, wie er anlässlich der Ernennung auf seiner Plattform Truth Social schrieb.
Die Öl- und Gaswirtschaft wiederum liegt einem Gouverneur von Louisiana ohnehin am Herzen. Landesweit bekannt war Landry 2011 als junger Abgeordneter der Tea-Party-Bewegung geworden, als er während der Rede des demokratischen Präsidenten Barack Obama zur Lage der Nation ein Schild „Bohren = Jobs“ hochhielt. Es gab eine Zeit, da reichte solch stiller Protest gegen die Klimapolitik des Präsidenten, um eine gewisse Berühmtheit zu erlangen.
Landrys eigentliche Mission ist es aber, die Trennung von Kirche und Staat aufzuheben. Als Gouverneur unterzeichnete er ein Gesetz, das Schulen verpflichtet, die Zehn Gebote in jedes Klassenzimmer zu hängen; derzeit beugen sich die Gerichte darüber. Das Abtreibungsverbot in Louisiana kennt keine Ausnahmen. Kritik daran, dass Schwangerschaften auch nach Inzest oder Vergewaltigung nicht abgebrochen werden dürfen, kontert er mit dem Plan, alle Vergewaltiger zu kastrieren.
An diesem Dienstag wird der seit mehr als 20 Jahren verheiratete Landry, Vater eines Sohnes, 55 Jahre alt. Louisianas Bürgern versicherte er, die Ernennung durch Trump werde seine Arbeit als Gouverneur nicht beeinträchtigen; es sei bloß ein zusätzliches Ehrenamt. Wenn es nach Dänemark geht, darf Landry gern noch lange warten, bis er seine Alligatorlederstiefel im arktischen Eis ausprobiert.
Source: faz.net