Trumpf-Chefin warnt vor Planwirtschaft in Deutschland

Die Geschäfte laufen schlecht, und sie werden auch im nächsten Jahr schlecht laufen. Das Fazit des Rück- und Ausblicks von Trumpf-Vorstandschefin Nicola Leibinger-Kammüller ist so klar wie ernüchternd. Der weltweit agierende Technologiekonzern aus Ditzingen in Schwaben spricht von einer ökonomischen „Weltkrise“, die zu den Zahlen geführt hat, die das Unternehmen bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag vorgestellt hat.

„Die schwächelnde Weltkonjunktur und die geopolitischen Unwägbarkeiten führten bei Kunden in allen Kontinenten zu einer deutlichen Zurückhaltung“, sagte Leibinger-Kammüller. Der Umsatz der Trumpf-Gruppe ist im Geschäftsjahr 2023/24 (das im Juni endete) um 3,6 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro zurückgegangen. Noch deutlicher ist der Auftragseingang gesunken – um 10,4 Prozent auf nur noch 4,6 Milliarden Euro. Das war der zweite Rückgang in Folge, im Geschäftsjahr 2021/22 hat der Auftragseingang noch 5,6 Milliarden Euro betragen. Trotz eines Sparprogramms, mit dem der Konzern die Kosten im vergangenen Jahr um rund 176 Millionen Euro gedrückt hat, sank auch der operative Gewinn (Ebit) spürbar – um rund 19 Prozent auf 501 Millionen Euro, was einer Umsatzrendite von 9,7 Prozent entspricht.

Mit Ausnahme des Bereichs Elektronik gingen die Umsätze in allen anderen Sparten zurück. Trumpf entwickelt vor allem Werkzeugmaschinen und Lasertechnik für die Blech- und Rohrbearbeitung sowie für das Schweißen und Schneiden von Oberflächen. Zudem stellt das Unternehmen Hochleistungslaser für extrem ultraviolette Strahlen (EUV) her, die gemeinsam mit Optiken von Zeiss in die Lithographiesysteme von ASML eingebaut werden. Mit den Anlagen ist der niederländische Konzern Weltmarktführer in der Wafer-Belichtung für die globale Computerchip-Produktion. Vor zwei Tagen hatte ASML enttäuschende Auftragszahlen für 2025 vermeldet, auf die Trumpf nun mit „konservativen“ Planungen für diesen Bereich reagierte. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern mit dieser Technik rund 943 Millionen Euro und damit 2,9 Prozent weniger erlöst.

Auftragseingang „stagniert im besten Fall“

Zu den wenigen positiven Nachrichten gehörten auf den ersten Blick die Zahlen für Deutschland. Während die Umsätze in den USA, in Westeuropa, in Japan und Südkorea zurückgingen, der China-Umsatz leicht zulegte, stiegen die Erlöse in Deutschland um 5,8 Prozent auf 824 Millionen Euro. Bei der Analyse verwies der für Werkzeugmaschinen zuständige Vorstand Stephan Mayer allerdings auf einen hohen Auftragsbestand, der das Geschäft gerettet habe und nun abgearbeitet sei. Die Hinweise auf das laufende Geschäft seien dagegen alle negativ. „Die Daten aus der Fernwartung zeigen, dass die Auslastung der Maschinen bei unseren Kunden weiter zurückgeht“, sagte Mayer.

Vor diesem Hintergrund geht Trumpf-Chefin Leibinger-Kammüller davon aus, dass sich an der aktuell herausfordernden Lage kurzfristig nichts ändern wird. „Der Auftragseingang stagniert im besten Fall“, sagte die Unternehmerin, die den Konzern, der vollständig in der Hand ihrer Familie ist, seit 2005 führt. „Der Umsatz wird dementsprechend geringer ausfallen als im abgelaufenen Geschäftsjahr.“

Hauptgrund für die schwierige Situation von Unternehmen, die sich im Weltmarkt behaupten müssen, sind die geoökonomischen Veränderungen, die auf allen Kontinenten die Märkte verunsichern. Hinzu komme aber, dass „die wirtschaftspolitischen Weichenstellungen der Ampel nicht dazu beitragen, den Herausforderungen in ausreichender Weise Rechnung zu tragen“, erklärte die Trumpf-Chefin. Deutschland stehe vor der Entscheidung, „ob es die Augen vor dem globalen Wettbewerb verschließt, indem wir glauben, in einen Subventionswettbewerb mit China und den USA einzutreten und auf eine Planwirtschaft zusteuern. Oder ob wir uns wieder auf unsere Tugend einer forschungsstarken und am Markt orientierten Industrie gerade im Mittelstand besinnen.“

Leibinger-Kammüller griff auch ihre eigene Zunft an und zeigte sich bestürzt, über „die in der Industrie gewachsene Haltung, sofort nach dem Staat zu rufen – und damit dem planwirtschaftlichen Agieren der Ampel medial wie politisch eine De-facto-Legitimation zu geben.“ Die schlechten Zahlen, die Trumpf vorgestellt habe, „sind Ausdruck eines echten, ungeschützten Wettbewerbs. Bis auf einige Forschungsförderungen beziehen wir wie Tausende andere deutsche Mittelständler keinerlei staatliche Gelder“, sagte Leibinger-Kammüller, um vehement anzufügen: „Erst recht nicht in der Rezession. Wir helfen uns selbst.“ Und so will die Trumpf-Chefin mit ihrem Unternehmen auch die „Welt-Krise“ bewältigen.

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