Nach Budapest wollte Trump fahren, nicht nach Moskau, obwohl Putin ihn am Ende des Treffens in Alaska dazu eingeladen hatte mit den Worten „next time in Moscow“. Ist Trump die Erinnerung an frühere Besuche dort als Privatmann so unangenehm?
Weil er umstandslos Putins Forderungen und Argumente übernimmt, sobald der mit ihm gesprochen hat, halten sich die Gerüchte, der KGB-Mann Putin habe für Trump Kompromittierendes in der Hand.
Doch ist es fraglich, ob man einen Menschen erpressen kann, der sich wie Trump für gar nichts schämt, auch nicht für ein von ihm geteiltes Video, in dem er gegen ihn demonstrierende Amerikaner mit Fäkalien bombardiert.
Trump und Putin betrachten Orbán als Halbbruder im Geiste
Auch der Tagungsort Budapest wäre eine schamlose Provokation, in diesem Fall der EU, mit Ausnahme Ungarns natürlich. Trump und Putin wollten und würden damit Orbán belohnen, in dem beide Präsidenten mindestens einen Halbbruder im Geiste sehen. Orbán versucht in der EU die Hilfen für die Ukraine und die Sanktionen gegen Russland zu bremsen, so gut er nur kann. Und auch Trump freut sich über jeden, der der EU Sand ins Getriebe streut.
Orbáns Illoyalität und Blockadepolitik müssen von den anderen Europäern viel entschiedener als bisher sanktioniert werden – auch um den Ungarn zu verdeutlichen, dass sie bei der Parlamentswahl im nächsten Jahr vor einer Entscheidung stehen zwischen Ost und West, zwischen Demokratie und Diktatur.
Die Ukraine hat sich hier klar entschieden – das ist der Grund für Putins Überfall – und muss daher vom Westen maximal unterstützt werden. Immer wieder müssen die Europäer mit Trump reden, um Putins Propagandagift zu neutralisieren.
Auch wenn das Treffen in Budapest erst einmal nicht stattfindet, sollten Merz, Macron und andere Regierungschefs Trump, der schwach in Geschichte und Geographie ist, daran erinnern, dass schon eine von Washington und Moskau unterzeichnete Vereinbarung besteht, die Souveränität und die Grenzen der Ukraine zu achten. Sie wurde 1994 geschlossen, in Budapest. Auch diesen Vertrag brach Putin, ohne mit der Wimper zu zucken.
Source: faz.net