US-Präsident Donald Trump hat sich nach einem Treffen mit Wolodymyr
Selenskyj zuversichtlich gezeigt, dass die Ukraine alle von Russland
besetzten Gebiete zurückerobern könnte. Mit Geduld, Zeit und finanzieller Hilfe von Europa und vor allem der Nato seien die ursprünglichen Grenzen zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns eine „Option“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Damit rückt er von früheren Überlegungen ab, Gebietsabtretungen an Russland in Kauf zu nehmen.
Noch vor Kurzem hatte Trump den Konflikt als nur durch gegenseitige
Gebietsabtretungen lösbar beschrieben. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte dies jedoch kategorisch ausgeschlossen. Unklar bleibt indes, welchen Grenzverlauf Trump meint: Ob er auch die 2014 annektierte Krim zu den „ursprünglichen Grenzen“ zählt, ließ er offen.
Zur Begründung seiner neuen Position führte Trump an, sich eingehend mit der militärischen und wirtschaftlichen Lage beider Länder beschäftigt zu haben. Russland führe seit mehr als drei Jahren einen Krieg, „den eine echte Militärmacht“ in kürzester Zeit hätte gewinnen können. Dadurch wirke das Land wie „ein zahnloser Tiger“.
Das Land befindet sich nach Trumps Darstellung in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. In vielen Städten sei Benzin kaum erhältlich, die Bevölkerung leide unter langen Schlangen und den Belastungen der Kriegswirtschaft. Der größte Teil des Geldes werde für den Kampf gegen die Ukraine ausgegeben, während diese militärisch immer stärker werde.
Trump will weiter Waffen an die Nato liefern
Unter diesen Umständen sei die Ukraine in der Lage, ihr Land „in seiner ursprünglichen Form zurückzugewinnen und, wer weiß, vielleicht sogar noch weiterzugehen“, schrieb Trump. Präsident Wladimir Putin und Russland stünden vor großen wirtschaftlichen Problemen, jetzt sei es an der Zeit, dass die Ukraine handele.
Zugleich betonte der US-Präsident, die Vereinigten Staaten würden weiterhin Waffen an die Nato liefern. Wie diese eingesetzt würden, liege bei dem Bündnis selbst.
Trump befürwortet Abschuss russischer Flugzeuge bei Luftraumverletzungen
Zuvor hatte sich Trump bei einem Treffen mit Selenskyj am Rande der UN-Vollversammlung in New York auf Nachfrage dafür ausgesprochen, russische Militärflugzeuge abzuschießen, sollten diese den Luftraum eines Nato-Staates verletzen. Auf die Frage einer Journalistin, ob er in einem solchen Fall für einen Abschuss sei, antwortete Trump: „Ja, das bin ich.“
Ob sich die USA an etwaigen Abschüssen beteiligen würden, ließ der US-Präsident offen: Es komme auf die Umstände an, sagte er.
Luftraumverletzungen in mehreren Nato-Staaten
In den vergangenen Tagen hatten Polen, Estland und Rumänien das Eindringen russischer Flugzeuge und Drohnen in ihren Luftraum gemeldet. In Estland
hielten sich am Freitag nach Behördenangaben zwei russische
Kampfflugzeuge mehr als 12 Minuten im Luftraum auf, bevor sie von
italienischen F-35-Jets eskortiert wurden.
In Skandinavien kam es zu
ähnlichen Vorfällen. In der Nacht zum Dienstag führten Drohnenflüge an
den Flughäfen von Kopenhagen und Oslo zu Unterbrechungen im Flugverkehr.
Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen sprach vom „bislang schwersten Angriff auf die kritische Infrastruktur Dänemarks“. Eine Beteiligung Russlands wollte sie nicht ausschließen. Die Nato warnte Russland unterdessen vor weiteren Luftraumverletzungen.