Jacques Audiard bürstet in seinem Musical „Emilia Pérez“ das Gangsterkino gegen den Geschlechter-Strich
Emilia (Karla Sofía Gascón, li.) war früher Mann und Kartell-Boss, Anwältin Rita (Zoë Saldaña) hat ihr zur Transition verholfen
Foto: Neue Visionen Filmverleih/Wildbunch
In der Welt der Musicals gibt es kein Gefühl, keine Lebenslage, die nicht zum Singen und Tanzen taugt. In Stephen Sondheims und Hugh Wheelers Sweeney Todd werden Mord und Kannibalismus gesanglich aufbereitet – als Zuspitzung einer industriellen Moderne, die den Menschen in Ware verwandelt. Im Filmmusical Anna und die Apokalypse (Regie: John McPhail, Großbritannien 2017) singen Teenager inmitten einer Zombie-Epidemie vom Ende der versprochenen Hollywood-Happyends. Und in der Showbiz-Satire Annette von Leos Carax (Frankreich 2021) wird – Breathe In, Breathe Out, Breathe In – selbst eine Geburt zum musikalischen Spektakel erhöht.
Insofern ist das Musical immer schon subversiv, weil es in seiner Künstlichkeit, seinen anderen Ausdrucksformen jenseits des ges