An diesem einen Freitagabend im Juli 2016 sperrten Panzer die Bosporusbrücke in Istanbul. Soldaten suchten im Urlaubsort Marmaris nach Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan – mutmaßlich, um ihn zu ermorden. Doch der landete wenige Stunden später unversehrt in Istanbul und forderte die Türken auf, das Land gegen die Putschisten zu verteidigen.
Der Putsch scheiterte, aber in der Nacht starben in der Hauptstadt Ankara und in Istanbul 265 Menschen, mehr als 1.400 wurden verletzt. Verantwortlich machte Erdoğan einen Mann, der zu dem Zeitpunkt bereits seit Jahren im Exil in den USA lebte: Fethullah Gülen. Er soll Teile des Militärs aufgestachelt haben, die türkische Regierung gewaltsam zu stürzen. Der Präsident erklärte den Prediger von da an zu einem Staatsfeind und seine Bewegung offiziell zu einer Terrororganisation.
Es folgten Massenverhaftungen, Zehntausende wurden pauschal beschuldigt, in Gülens Namen gehandelt zu haben oder mit ihm in Kontakt zu stehen. Von Washington forderte Ankara jahrelang die Auslieferung des islamischen Predigers. Andere Staaten, wie Deutschland, wurden regelmäßig beschuldigt, geflohenen Anhängern Asyl zu gewähren und sie zu schützen.
Es bleibt ein Rätsel, warum der türkische Staat ihn lange gewähren ließ
Geboren ist der Mann, dessen Feindbild Erdoğan später mit Verve pflegte, als Sohn eines einfachen Imams und einer Koranlehrerin, in einem Dorf in der Osttürkei. Doch Gülen stieg früh zu einem der wichtigsten Imame des Landes auf. Schon mit 17 Jahren hielt er seine erste Predigt. Er zog ins westtürkische Izmir und arbeitete etwa zwei Jahrzehnte im Staatsdienst. Er galt als Wanderprediger, seine Ansichten verbreiteten sich landesweit per Audio- und Videokassetten.
Die Bewegung nannte er Hizmet, das bedeutet „Dienst“. Die Gülen-Bewegung galt jahrzehntelang als eine der reichsten und mächtigsten Gruppen im Land. In Sicherheitskreisen wird angedeutet, dass Gülen ein Projekt des türkischen Staates gewesen sei: eine Art trojanisches Pferd, um die aufstrebende Sekten-Szene im Land von innen zu kontrollieren und den laizistischen Kern der Republik zu schützen.
Schon Anfang der 1970er-Jahre kam Gülen sieben Monate in Haft, ihm wurde vorgeworfen, eine geheime religiöse Gruppe gegründet zu haben. Hätte der Staat ihn damals wirklich als potenzielle Gefahr für die Republik angesehen, wäre es ein Leichtes gewesen, ihn auszuschalten. Politische Morde waren damals an der Tagesordnung. Stattdessen konnte er seine Auslegung des Islams weiter in den beliebtesten Moscheen des Landes und der Welt verbreiten.
An diesem einen Freitagabend im Juli 2016 sperrten Panzer die Bosporusbrücke in Istanbul. Soldaten suchten im Urlaubsort Marmaris nach Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan – mutmaßlich, um ihn zu ermorden. Doch der landete wenige Stunden später unversehrt in Istanbul und forderte die Türken auf, das Land gegen die Putschisten zu verteidigen.
Der Putsch scheiterte, aber in der Nacht starben in der Hauptstadt Ankara und in Istanbul 265 Menschen, mehr als 1.400 wurden verletzt. Verantwortlich machte Erdoğan einen Mann, der zu dem Zeitpunkt bereits seit Jahren im Exil in den USA lebte: Fethullah Gülen. Er soll Teile des Militärs aufgestachelt haben, die türkische Regierung gewaltsam zu stürzen. Der Präsident erklärte den Prediger von da an zu einem Staatsfeind und seine Bewegung offiziell zu einer Terrororganisation.