Die Kurzvideoplattform Tiktok hat ihren „General Manager“ für Deutschland, Tobias Henning, wegen einer internen Untersuchung temporär beurlaubt. „Um die Integrität der laufenden Untersuchung zu schützen, ist Tobias Henning im gegenseitigen Einvernehmen vorübergehend von seinen Verpflichtungen entbunden“, teilte eine Tiktok-Sprecherin auf Anfrage der F.A.Z. mit.
Zuvor hatte der „Spiegel“ über Mobbingvorwürfe einiger aktueller und ehemaliger Mitarbeiter Tiktoks berichtet. „Tiktok hat strenge Richtlinien gegen Fehlverhalten am Arbeitsplatz“, hieß es von der Tiktok-Sprecherin weiter. Mitarbeiter würden ermutigt, ihre Bedenken zu melden – wenn sie es wünschten, auch anonym. Jeder Vorfall werde untersucht. „Falls angemessen, können nach Abschluss der Untersuchungen Maßnahmen ergriffen werden.“
Henning ließ die Mobbingvorwürfe gegenüber dem „Spiegel“ durch eine Anwaltskanzlei dementieren. Sie träfen inhaltlich nicht zu und seien überwiegend frei erfunden. In seinem Team herrsche insgesamt ein „überdurchschnittlich gutes Betriebsklima“, und gerade mit angeblich Betroffenen pflege er ein überwiegend positives Verhältnis, zitiert der „Spiegel“. Er bezeichnete es zudem als eine persönliche Priorität, Diskriminierung entgegenzutreten, „da er als schwuler Mann selbst Diskriminierung und Homophobie erleben musste“. Auf Anfrage der F.A.Z. antwortete eine Anwaltskanzlei, untersagte jedoch das Zitieren der Antwort. Zur Frage nach seiner Beurlaubung äußerte sich die Kanzlei auch dem „Spiegel“ gegenüber nicht.
Henning bekleidet seit Oktober 2020 den Posten des General Managers für Tiktok Deutschland. Später übernahm er auch die Leitung der Geschäfte für Zentral- und Osteuropa und Israel. Er ist laut Tiktok für das Community- und Partnerschaftsmanagement verantwortlich und nicht für das gesamte Deutschlandgeschäft. Für verschiedene Bereiche gebe es verschiedene verantwortliche Manager.
Während seiner Amtszeit hatte Henning sich mehrfach öffentlich gegen Kritik an der Plattform gewehrt. Tiktok wird unter anderem vorgeworfen, den oft jugendlichen Nutzern schädliche Inhalte anzuzeigen oder den Interessen des chinesischen Staates zu dienen.