Therapie: „Hilft mir ChatGPT für Angststörungen?“ Ein Selbstversuch


Wir alle wissen: reden hilft. Aber auch mit einer vermeintlich intelligenten Maschine?

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Unser Autor leidet an Agoraphobie. In einem Selbsttest untersucht er, wie gut KI-Sprachmodelle wie ChatGPT und Gemini ihm bei seiner Behandlung helfen. Bieten sie eine ernstzunehmende Unterstützung oder eher gefährliches Halbwissen?

Wir testen zwei Large Language Models (ChatGPT und Gemini), inwiefern sie als KI-Therapeuten für Agoraphobie, also der Angst vor großen Plätzen oder Menschenmengen, funktionieren. Gemini wird gebeten, die Rolle eines Therapeuten zu übernehmen und einen Dialog zu führen, woraufhin Gemini ohne Umschweife eine Liste von Optionen zu Therapieformen vorstellt, ohne zu wissen, worum es geht.

Nachdem die bisherige Krankheitshistorie benannt wurde, stellt die KI eine Vielzahl von Fragen zu Stress, Bewältigungsstrategien, Achtsamkeitsübungen oder allgemein gesunder Lebensweise – alle mit wenig bis gar keinem Bezug zum vorliegenden Fall. Als es um die Eingrenzung der Symptomatik geht, springt Gemini vom Hölzchen aufs Stöckchen: von kognitiver Umstrukturierung auf gesunde Lebensweise, Herzschlag, professionelle Hilfe, Akzeptanz des Unbekannten, Unendlichkeit, das Universum.

„ChatGPT entschuldigt sich höflich“

Die Therapie endet mit einer Liste von Empfehlungen zu klassischer Philosophie, darunter Aristoteles und Jean-Paul Sartre, gewürzt mit einem Bild von M.C. Escher, das die Relativität von Raum und Zeit illustrieren soll. ChatGPT wird, der Empfehlung des Buches von Klaus Bernhardt folgend, aufgefordert, immer nur einen Ratschlag zu geben und die Therapie als Gespräch zu strukturieren.

Nach ersten gängigen Tipps, wie bewusst zu atmen oder die Aufmerksamkeit auf etwas Äußeres zu richten, wird die KI darauf hingewiesen, dass keins von beidem in der Praxis funktioniert, insbesondere dann nicht, wenn man schon eine Panikattacke hat und seine Aufmerksamkeit gerade nicht auf etwas Äußeres richten möchte, weil das ja der Trigger der Angst ist. ChatGPT entschuldigt sich höflich und schlägt dann tatsächlich zwei brauchbare Herangehensweisen vor.

„Wie wäre es, wenn du in diesem Moment einen vertrauten Gegenstand bei dir hast – etwas, das beruhigend auf dich wirkt und eine Art Anker sein kann, um dich auf etwas Positives und Vertrautes zu konzentrieren?“ Etwas später, als es um progressive Muskelentspannung in ruhigen Momenten geht, schlägt der KI-Therapeut neue Online-Plattformen und Apps für Entspannung vor, die benutzerfreundlich und ansprechend sind.

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