Manche Schmerzen sind so stark, dass man sie erst mal gar nicht spürt. Manche Patienten müssten bei Unfällen und Verletzungen sogar lachen, weil es zunächst nicht wehtue, sagt die Ärztin Claire Dunlap in einer Szene aus der dritten Staffel von The Bear zu Chefkoch Carmen „Carmy“ Berzatto. Dabei streichelt sie die Narbe an Carmys Hand, denn noch ist alles gut zwischen den beiden. Auf seinem Weg zum Sternekoch hatte Carmy einmal einen heißen Topf angepackt und es tatsächlich nicht gespürt, erzählt er in einem der letzten liebevollen Momente zwischen den beiden. Wie so viele Szenen aus den neuen Folgen der Erfolgsserie von Christopher Storer ist auch diese eine Rückblende. Am Ende von Staffel zwei waren Claire und Carmy bereits nicht mehr zusammen.
Die dritte Staffel von The Bear geht direkt am nächsten Tag los. Es ist der Morgen nach dem Beziehungsaus, aber auch nach dem großen Eröffnungsabend des titelstiftenden Restaurants von Carmy (gespielt von Jeremy Allen White). Der Koch kommt als Erster zur Arbeit, es ist noch dunkel, sein Blick fällt auf die Trümmer der letzten Nacht. Benutzte Gläser stehen auf den Tischen, Blumen beginnen in den Gestecken zu welken, an der Tür zum Kühlraum fehlt der Griff. Sie musste aufgeflext werden, weil Carmy sich ebenso versehentlich wie schicksalhaft darin eingesperrt hatte. Fluchend saß er fest, während sein Team den Laden am Laufen hielt und einen desaströsen Abend gerade noch einmal abwenden konnte – zumindest fürs Geschäft. Weil sich Carmys Wutausbruch im Kühlraum auch gegen die mithörende Claire (Molly Gordon) gerichtet hatte, war es zur Trennung der beiden gekommen.
Rückblenden von diesem Abend mischen sich mit solchen aus Carmys fernerer Vergangenheit. Die Beerdigung seines Bruders Mikey (Jon Bernthal), einem Junkie, der Suizid beging. Die Restaurants, in denen Carmy gearbeitet hat, um der zu werden, der er heute ist: das Ever in Chicago, das Noma in Kopenhagen, und vor allem das Empire in New York, in dem der Chef ihn derart erniedrigte, dass ihn noch heute Albträume und Selbstzweifel plagen. Was bereits in den Staffeln zuvor angedeutet wurde, taucht nun wieder auf, diesmal in breiterer Form. Es wird kaum geredet, eine tranceartige Melodie wiederholt sich immer wieder in der ersten Folge von Staffel drei. Gegenwart und Vergangenheit verschwimmen.
Trotz der schmerzhaften Erinnerungen scheint sich Carmy nun wieder ganz der Küche zu verschreiben. In der zweiten Staffel war er oft abwesend, ließ die Liebe zu Claire zu, einer Jugendfreundin der Berzattos. Natürlich denkt er noch oft an sie, was weitere Rückblenden zu Folge hat. Oft sieht man Claire und Carmy in warmes Licht getaucht, sich innig küssend, über nicht gefühlte Schmerzen oder über Lieblingstage redend, als Kontrast zu den stahlkalten Küchen, in denen Carmy sonst arbeitet. Ganz weich und glücklich sieht er dabei aus. Claire sei für ihn die Ruhe, sagt er einmal, nicht das Chaos.
In der Gegenwart aber stockt sein Leben. Keine Zeit mehr für Partys, keine Namen mehr für Freunde und Kolleginnen, alles ist nur noch „yes, chef„, „corner“ und „behind„, wie es im Küchenslang der Serie immer wieder heißt. Als müsste er seine Ablenkung aus Staffel zwei wettmachen, setzt Carmy nun alles daran, einen Michelin-Stern für sein junges Restaurant zu erkochen. Er fordert ein täglich wechselndes Menü und schreibt eine Liste nicht verhandelbarer Restaurantregeln: Fokus. Keine Überraschungen. Alle Kartons zerlegen, bevor sie im Müll landen.
Manche Schmerzen sind so stark, dass man sie erst mal gar nicht spürt. Manche Patienten müssten bei Unfällen und Verletzungen sogar lachen, weil es zunächst nicht wehtue, sagt die Ärztin Claire Dunlap in einer Szene aus der dritten Staffel von The Bear zu Chefkoch Carmen „Carmy“ Berzatto. Dabei streichelt sie die Narbe an Carmys Hand, denn noch ist alles gut zwischen den beiden. Auf seinem Weg zum Sternekoch hatte Carmy einmal einen heißen Topf angepackt und es tatsächlich nicht gespürt, erzählt er in einem der letzten liebevollen Momente zwischen den beiden. Wie so viele Szenen aus den neuen Folgen der Erfolgsserie von Christopher Storer ist auch diese eine Rückblende. Am Ende von Staffel zwei waren Claire und Carmy bereits nicht mehr zusammen.