Die Katze ist aus dem Sack: Minuten, nachdem das TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump beendet war, tat Taylor Swift auf Instagram ihre Wahlentscheidung kund: Sie habe sich umfassend informiert und entschieden, für Harris und ihren Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, Tim Walz, zu stimmen. Sie glaube, „dass wir in diesem Land so viel mehr erreichen können, wenn wir von Ruhe und nicht von Chaos geleitet werden.“
Dazu postete sie ein Bild von sich mit ihrer Katze Benjamin Button, einem sehr amerikanischen Ragdoll-Kater – ein Verweis auf die „kinderlosen Katzendamen“, als die Trumps Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance Harris verspottet hatte, und ein cleverer Algorithmus-Trick: Die Kombination aus Taylor Swift, cat content und US-Präsidentschaftswahl hatte dem Post schon bis zum Mittag deutscher Zeit knapp 7,5 Millionen Likes beschert – gut anderthalbmal so viele, wie sonstige Posts des Popstars.
Lange hatten die Demokraten gehofft, die wohl einflussreichste Künstlerin der Gegenwart, würde ihnen die Unterstützung aussprechen. Indes, eine konkrete Wahlempfehlung ist es nicht, nur eine Entscheidung. Ihre Unterstützung für Harris verband sie nämlich lediglich mit der Aufforderung, wählen zu gehen und sich dafür registrieren zu lassen – und eine informierte Entscheidung zu treffen.
Kamala Harris’ Vernunft vs. Donald Trumps Transgender-Aliens
Angesichts der grotesk hanebüchenen Aussagen Donald Trumps in der Fernsehdebatte über transgender Aliens und Migranten, die Hunde essen, dürfte indes klar sein, dass, wer sich umfassend informiert, hier nur eine Entscheidung treffen kann. Sich so zurückhaltend aber dennoch bestimmt zu äußern, unterstreicht den Ernst und demokratischen Geist der Künstlerin: Sie spricht nicht als Aktivistin, sondern als Bürgerin.
Swift stellt es außerdem so dar, dass ihr nichts anderes übrig geblieben sei, nachdem ein gefälschtes Video kursierte, in dem sie sich vermeintlich für Donald Trump aussprach. Mit dem Appell an Vernunft, Wahrheit, Fortschritt und Hoffnung trifft sie genau den Ton, den Harris und Walz für ihre Kampagne versuchen zu setzen.
Das Timing direkt nach der Kampagne sowie die Tatsache, dass es auch schon Harris-Walz-Freundschaftsarmbänder im Shop der Kampagne vorzubestellen gibt, lässt zumindest vermuten, dass Swifts Statement für die Demokraten nicht ganz unerwartet kam.
Taylor Swift mobilisiert vor allem junge Menschen
Welchen Einfluss die Musikerin auf die Entscheidung der Wähler:innen haben wird, lässt sich schwer vorhersagen oder messen. 2020 hatte sie erst wenige Wochen vor der Wahl kundgetan, für Joe Biden zu stimmen – dass es diesmal früher geschieht, könnte mehr Möglichkeiten zur Mobilisierung bieten. Als sie vergangenes Jahr einen Aufruf postete, sich als Wähler registrieren zu lassen, gingen noch am selben Tag über 30.000 Anfragen bei den Wahlbehörden ein – obwohl gar keine Wahlen anstanden.
Allerdings spricht Swift auch als international erfolgreichste Künstlerin vor allem ein Publikum an, das ohnehin eher zu den Demokraten tendiert: junge Frauen und queere Menschen. Die könnten allerdings über die Themen Abtreibungsrecht und LGBTIQ-Rechte nun die nötige Motivation zur Mobilisierung erhalten. Ob die weißen Männer der Vorstädte, die in den Swing States die Wahl entscheiden, sich von Swifts cat content beeindrucken lassen, dürfte fraglich sein.