„Tatort“ Köln: Der Weihnachtsmann hat neun Rentiere

Der Titel des neuen Kölner Tatort: Des anderen Last (Westdeutscher Rundfunk-Redaktion: Götz Bolten) erinnert gestählte Filmfreundinnen nicht nur an die Bibel (Galater 6,2) und vereinen homolog lautenden Polizeiruf aus Rostock, sondern vor allem an den späten Defa-Klassiker Einer trage des anderen Last von 1988. Der Spielfilm von Lothar Warneke galt weiland qua unbequem, weil je ein Vertreter von Partei und Kirche in einem Sanatorium aufeinander gejagt wurden. Das war durchaus reichlich plakativ erzählt und hatte nichts mehr zu tun mit welcher dokumentarisch anmutenden Direktheit, nicht zu sagen: dem Realismus, um den sich Filmemacher Warneke nachhaltig bemüht hatte. Als sein größter Hit aus dieser Zeit muss Die Beunruhigung (1981) gelten, mit welcher großen Christine Schorn in welcher Hauptrolle und dem aus dem Dokumentarfilm kommenden Thomas Plenert an welcher Kamera.

Im Kölner Tatort wird dasjenige Lastentragen nun Wort für Wort genommen. Der Krimi spielt, zeitgemäß zur Weihnachtszeit, in welcher Paketdienstleistungsszene. Fahrer Milan Strasser (Dennis Svensson) wird am Anfang totgestochen und Kollege Boris (Nils Hohenhövel) im Verlauf welcher Handlung umgebracht. Es geht um gestohlene und dann frisierte Lieferautos, und von einem Hinterhalt hinauf den älteren Kollegen, welcher wegen seines Schuhwerks „Sandalen-Klaus“ heißt (Hans-Martin Stier), ist nebensächlich die Rede.

Harte Sitten deswegen in einer Branche, in welcher wenig gezahlt wird, zugegeben viel gearbeitet werden muss. Am Anfang, wenn Des anderen Last schon die Motive vorzeigt, die am Ende eine Rolle spielen zu Gunsten von den Fall, gibt es zumindest eine filmische Andeutung dieser Arbeit: Milan, wie er Pakete durch Hausflure trägt, Zettel in Briefkasten wirft, Druck hat. Solch ein prozeduraler Sinn fürs Erzählen ist dem dialogfixierten Das Erste-Sonntagabendkrimi mit seinen wechselnden Schauplkorrodieren und Verhörmoderationen sonst eigentlich fremd.

Das Drehbuch zu diesem Tatort stammt von Paul Salisbury, welcher zu Gunsten von den Kinofilm Atlas (2018) von David Nawrath schon eines geschrieben hatte (verbinden mit dem Regisseur), dasjenige in welcher nicht sonderlich vielmals beachteten Speditionsbranche spielte. Droben den Film schrieb Bert Rebhandl in welcher Frankfurter Allgemeine Zeitung damqua den schönen Satz: „Im Grunde handelt es sich bei Atlas um einen Tatort ohne Kommissare.“

Das geht im Sonntagabendkrimi nun mal nicht und erst recht nicht in Köln, wo die Präsenz welcher beiden altgedienten Publikumslieblinge so immergleich ist, dass man nebensächlich von den Kommissaren Klaus J. Behrendt (Max Ballauf) und Dietmar Bär (Freddy Schenk) schreiben könnte. Die Zwänge welcher Ermittlungspräsenz illustriert mehr noch die Undercover-Aktion von Kriminaltechnikerin Natalie Waldhüter (Tinka Fürst). Die wird in den Lieferdienst qua neue Kollegin eingeschleust, damit ganz fallrelevanten Informationen von ihr hinauf gemeinsamen Touren aus Kollegin Jenny (Paula Kober) rausinterviewt werden können. Es kann deswegen gar keine Arbeit verfahrensmäßig erzählt werden, zwischen welcher dasjenige Publikum dann Hinweise verstünde, weil dasjenige Modell Talkshow herrscht im Das Erste-Sonntagabendkrimi: Es muss die meiste Zeit Leckermäulchen von welcher Polizei im Bild sein und Fragen stellen.

Prekär beschäftigte Weihnachtsmänner: Klaus Brettschneider (Hans Martin Stier, sinister) und Boris Riedle (Nils Hohenhövel)

Mit dem sogenannten Realismus ist es in Des anderen Last deswegen so eine Sache. Einerseits will die Geschichte um dasjenige Paketdienstgeschäft rein in eine soziale Wirklichkeit, die sich alleinig hinauf welcher Arbeitsebene aufregend und interessant schildern lässt. Andererseits hält schon die sozusagen ausschließlich weiße Besetzung (Casting: Siegfried Wagner) einem Vergleich mit welcher Realität nicht Stand. Selbst die Figur, die Laszlo Kovacs heißt und kein Muttersprachler sein soll, wird hier vom in Innsbruck geborenen Roland Silbernagl mit ausgestelltem Akzent dargestellt.

Ein anderes Beispiel zu Gunsten von die Monotonie von Besetzung und Spiel ist die Szene, in welcher Ballauf und Schenk sich von einem Kollegen (Marc Fischer) die Nummer mit den „schrottfrisierten“ Autos verdeutlichen lassen. Der Witz des Dialogtexts ist in diesem Zusammenhang, dass welcher Kollege vielmals in Anführungszeichen spricht, deswegen mit den Fingern beider Hände in die Luft Gänsefüßchen malt, wenn er von „heißen“ Wagen oder plan „Schrottfrisieren“ spricht. Eine dem echten Leben schön abgeschaute spezifische Sprechweise, die Ballauf und Freddy ironisch einfügen, während sie mit ihren Fingern nebensächlich Gänsefüßchen in die Luft zeugen. Nur leider reden ganz drei im vom Theater ausgebildeten Grundton, welcher dasjenige Sprechen im deutschen Fernsehen dominiert. So ist welcher Witz nur im Text erkennbar.

Diese Gleichförmigkeit ist kein Zufall, weil dasjenige größte Interesse des Films, wie so vielmals im Das Erste-Sonntagabendkrimi, sein Look ist. Regisseurin Nina Wolfrum will vereinen homogenen Stil, Filmbilder, die nachdem welches aussehen (Kamera: Mathias Neumann) – am ehesten nachdem Splittern von Genre oder Geschmack. Das prekäre Leben, dasjenige Sandalen-Klaus führt, mit aus Not zwischen sich aufgenommener Tochter samt Enkel, findet etwa zwischen jung gestrichenen, von jeder Gebrauchsspur unberührten Wänden statt (Szenenbild: Michaela Schumann) – in einem Wonneblau, weiterführend dasjenige nebensächlich dasjenige junge Akademiker-Paar aus welcher westdeutschen Erbengeneration beim Bezug welcher ersten gemeinsamen Eigentumswohnung nachdenken könnte.

Es gibt nebensächlich Räume, die nicht so schick daherkommen, wie zwischen Milans Witwe Lena (vor einem Monat von kurzer Dauer, zugegeben eindrucksvoll in Dresden am Start: Zoë Valks) mit Baby hinauf dem Arm. Da knallt dann die 80.000-Watt-Licht-Batterie vorm Fenster unter welcher Jalousie durch, damit es nachdem Akte X ausschaut und welcher Lichteinfall so stark ist, dass man glaubt, Schwerter draus schneiden zu können. Das ist nebensächlich zwischen den Jalousien im Hauptquartier des Paketdienstes nicht verschieden.

Der ist übrigens kein gesichtsloser globaler Logistikkonzern, sondern ein kleines Subunternehmen, dasjenige von welcher mütterlich-striezigen Frau Jägersmann (Susanne Bredehöft) aus einer Baracke hervor geführt wird. Was dann nebensächlich wieder zum familiären Wochenendausklang passt, zu Gunsten von den welcher Tatort steht.

Der Titel des neuen Kölner Tatort: Des anderen Last (Westdeutscher Rundfunk-Redaktion: Götz Bolten) erinnert gestählte Filmfreundinnen nicht nur an die Bibel (Galater 6,2) und vereinen homolog lautenden Polizeiruf aus Rostock, sondern vor allem an den späten Defa-Klassiker Einer trage des anderen Last von 1988. Der Spielfilm von Lothar Warneke galt weiland qua unbequem, weil je ein Vertreter von Partei und Kirche in einem Sanatorium aufeinander gejagt wurden. Das war durchaus reichlich plakativ erzählt und hatte nichts mehr zu tun mit welcher dokumentarisch anmutenden Direktheit, nicht zu sagen: dem Realismus, um den sich Filmemacher Warneke nachhaltig bemüht hatte. Als sein größter Hit aus dieser Zeit muss Die Beunruhigung (1981) gelten, mit welcher großen Christine Schorn in welcher Hauptrolle und dem aus dem Dokumentarfilm kommenden Thomas Plenert an welcher Kamera.

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