1991 nahm ich als Student an einem Programm teil, das
US-amerikanische Jüdinnen und Juden unterstützt, die Freiwilligenarbeit in Israel
leisten. Damals verurteilten die Vereinten Nationen Israel gerade dafür, die
erste Intifada niederzuschlagen, und ich begann, die Geschichte infrage zu
stellen, mit der ich aufgewachsen war: Israel sei ein strahlender Leuchtturm
der Demokratie, der von feindlichen arabischen Ländern umringt werde. Als
angehender Journalist hoffte ich, ein besseres Verständnis eines komplizierten
Konflikts zu erlangen. Am Ende verbrachte ich einige Wochen damit, medizinische
Güter in Kartons zu packen – zusammen mit jungen Israelis, die lieber Bier
trinken wollten, als irgendjemanden zu unterdrücken. So kehrte ich mit der
Erkenntnis heim, nicht wirklich viel gelernt zu haben, weil ich nur eine Seite
der Geschichte gesehen hatte.