US-Präsident Donald Trump hat Ahmed al-Scharaa nach dem ersten Besuch des syrischen Übergangspräsidenten in Washington gelobt. Er komme gut mit al-Scharaa gut aus und sei zuversichtlich, dass der Übergangspräsident in der Lage sein werde, seine Arbeit zu erledigen, teilte Trump mit. Syriens Präsidentenbüro teilte mit, es sei bei dem Treffen um einen Ausbau der Beziehungen und regionale Themen gegangen.
Al-Schaara traf ohne das für Staatsgäste übliche Zeremoniell im Weißen Haus ein. Er betrat das Gebäude von Reportern unbemerkt durch einen Seiteneingang und nicht durch den Haupteingang des Westflügels. Als der Gast später das Gelände mit einer Autokolonne verließ, stieg er direkt vor dem Weißen Haus aus seinem Wagen und begrüßte kurz jubelnde Anhänger, von denen einige syrische Flaggen schwenkten.
Im Mittelpunkt der Gespräche dürften neben Hilfe beim Wiederaufbau Syriens nach 14 Jahren Bürgerkrieg Sicherheitsfragen gestanden haben. Die USA vermitteln bei Verhandlungen über ein mögliches Sicherheitsabkommen zwischen Syrien und Israel. Zudem wird erwartet, dass Syrien einer von den USA geführten Koalition zum Kampf gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) beitritt.
Sanktionen betrafen Regierung von Baschar al-Assad
Die US-Regierung hat indes die Lockerung von Sanktionen gegen Syrien verlängert. Wie aus einem Dokument des US-Finanzministeriums hervorgeht, soll die Aussetzung der Strafmaßnahmen vorerst um weitere sechs Monate fortgeführt werden.
Die gelockerten Sanktionen betreffen den sogenannten Caesar Act aus 2019. Mit dem Maßnahmenpaket sollte die damalige Regierung des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad geschwächt werden. Es beinhaltete Wirtschaftssanktionen sowie direkte Strafmaßnahmen gegen die damalige Regierung.
Bereits vor vier Monaten waren die Sanktionen gelockert worden. Beobachter erklären den Zeitraum von zunächst lediglich sechs weiteren Monate mit notwendigen Verhandlungen im US-Kongress. Wegen des teilweisen Regierungsstillstands durch den fehlenden Haushalt kommt es in den USA aber derzeit zu Verzögerungen in der Parlamentsarbeit.
Al-Schaara bemüht sich um ein moderates Image
Die HTS-Miliz und mit ihr verbündete Gruppen hatten im Dezember 2024 unter Führung Al-Scharaas den langjährigen syrischen Machthaber Baschar al-Assad gestürzt. Die HTS ist ein früherer Zweig von Al-Kaida, hatte sich jedoch bereits vor Jahren von dem Terrornetzwerk losgesagt.
Im Zuge der Annäherung zwischen den USA und Syrien hatte die US-Regierung Al-Scharaa am Freitag von ihrer Terrorliste gestrichen. Am Donnerstag hatte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Sanktionen gegen Al-Scharaa aufgehoben.
Al-Scharaa bemüht sich seit seinem Amtsantritt um ein moderateres Auftreten. Im September hatte der frühere Anführer der islamistischen HTS-Miliz bereits an der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York teilgenommen.
Anfang Oktober fanden in Syrien die ersten Parlamentswahlen seit Assads Sturz statt. Religiöse Minderheiten wie Kurden, Christen und Alawiten sind nach der Wahl im Parlament unterrepräsentiert, Frauen fast gar nicht vertreten.