Waghalsig, kühn und unverschämt: Die aktuelle Ausstellung „Aber hier leben, nein danke“ in München öffnet den Blick auf die politische Dimension der internationalen Kunstbewegung. Ist es Zeit für einen neuen Surrealismus?
Surrealismus, bevor er zum Kitsch wurde, hatte die Eigenart, in seiner Lust an der Öffnung zugleich nach innen, in den Traum, ins Unterbewusste, ins Fantastische zu gehen, und nach außen in die Gesellschaft, in die Politik, in die Geschichte. Der Satz aus dem Bulletin international du surréalisme widerspricht den nationalistischen, rassistischen und „völkischen“ Bewegungen der Zeit fundamental: „Die menschliche Seele ist international.“ Es ist eine in jeder Hinsicht kühne Behauptung, der man aktuell in einer Ausstellung im Münchner Lenbachhaus nachgehen kann.
Dass es hier nicht um eine weitere kunsthistorische Präziosen-Sammlung geht, lässt schon der Titel erahnen, der uns noch vom Tocotronic-Song im Ohr ist: Aber hier leben, n