Suhrkamp: Verwandelt selbige Villa!

Buchdeutschland unter Schock: Der ehrwürdige Suhrkamp Verlag verkauft seine Kronjuwelen! Und zwar nicht die aus Papier, sondern die aus Stein: eine Villa in der nobel-stillen Frankfurter Klettenbergstraße. Nun ist es nicht irgendeine Adresse, die da für 4,1 Millionen angeboten wird: Hier lebte der Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld jahrzehntelang bis zu seinem Tod 2002, hier schlug das Herz der mythischen Suhrkamp-Kultur, hier fanden illustre Autorenmessen sowie alljährlich die legendären Kritikerempfänge zur Frankfurter Buchmesse im exklusiven Kreis statt, bei denen man mehr oder minder andächtig einem Suhrkamp-Star beim Vorlesen zuhörte. Der Hausherr ließ sich als Gastgeber auch schon mal aus dem Krankenhausbett in seine Villa fahren, um diesen wichtigsten Termin des Jahres nicht zu verpassen. Ein Symbol, dieses Haus: Kein anderer Ort ist mit der Geschichte der deutschen Nachkriegsliteratur derart eng verwoben. Also ist es ein barbarischer, traditionsblinder Frevel von Suhrkamp, diese Villa jetzt, nach alledem, plötzlich so einfach zu verscherbeln – ausgerechnet jetzt? Schließlich wäre Unseld im September 100 Jahre als geworden.

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