Studie jener UBS: Milliardäre setzen gen Immobilien und Gold

Die Superreichen dieser Welt richten ihren Blick zunehmend auf Immobilien und Gold. Dies geht aus der Milliardärsstudie 2024 hervor, welche die UBS nun veröffentlicht hat. Die Schweizer Bank, die zu den größten Vermögensverwaltern der Welt zählt, fühlt einmal im Jahr ihren besonders gut betuchten Kunden den Puls: 82 Milliardäre aus verschiedenen Erdteilen beteiligten sich an einer Umfrage. In die Studie ging zudem eine Analyse von PWC ein. Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft untersuchte die Vermögen von mehr als 2500 Milliardären in aller Welt.

Rund 43 Prozent der befragten Milliardäre wollen ihr Engagement in Immobilien in den kommenden zwölf Monaten verstärken; 40 Prozent beabsichtigen, mehr Gold und andere Edelmetalle zu kaufen. Dahinter steckt nach Einschätzung von Maximilian Kunkel, Co-Autor des Reports und UBS-Chefanlagestratege für Deutschland, die Furcht vor wachsenden geopolitischen Risiken und vor fallenden Aktienkursen. Wer weiter zu Aktien neigt, schaut am ehesten in Richtung der Industrieländer.

Trend zur Anlage in sichere Häfen

„Der zinsbedingte Rückgang der Finanzierungskosten und die strukturelle Unterversorgung machen den Immobiliensektor für Investoren zunehmend interessant“, sagt Kunkel im Gespräch mit der F.A.Z. Attraktiv seien Wohnimmobilien sowie Gewerbeobjekte wie Rechen- und Logistikzentren. In der längerfristigen Risikobewertung treibe die Milliardäre neben der Geopolitik vor allem die wachsende Staatsverschuldung und die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Abschwächung um.

In dieser Hinsicht werde Gold als gute Absicherung erachtet. Kunkel erkennt einen Trend zur Anlage in sichere Häfen, zu denen er vor allem Staats- und Unternehmensanleihen aus Industrieländern mit kürzeren und mittleren Laufzeiten zählt.

Wie der Reichenstudie zu entnehmen ist, ist die Zahl der Dollar-Milliardäre binnen zehn Jahren von 1757 auf 2682 und damit um mehr als die Hälfte gestiegen. Die meisten dieser Superreichen wohnen in den Vereinigten Staaten (835) gefolgt von Festland-China (427), Indien (185) und Deutschland (117). Das Gesamtvermögen der Milliardäre ist seit dem Jahr 2015 um 121 Prozent auf 14 Billionen Dollar geklettert. In der gleichen Zeit stieg der MSCI AC World Index für globale Aktien nur um 73 Prozent.

Die Ultrareichen haben den Markt also klar geschlagen. Dafür hat Kunkel eine einfache Erklärung: „Unternehmertum zahlt sich aus.“

Erfolgreiche Tech-Unternehmer

Rund 70 Prozent der aktuellen Großverdiener seien Selfmade-Unternehmer der ersten Generation. „Durch Innovationen, die sich kommerzialisieren lassen, wird deutlich mehr Wert kreiert als auf der Ebene von bereits bestehenden Unternehmen.“ Dies lässt sich am eindrucksvollsten an der Entwicklung im Kreis der amerikanischen Tech-Milliardäre ablesen. Deren Vermögen hat sich der Studie zufolge binnen zehn Jahren auf 2,4 Billionen Dollar verdreifacht.

Inhaltlich hat sich der Fokus verändert. Während vor einigen Jahren noch Geschäfte mit E-Commerce, sozialen Medien und digitalen Zahlungen für goldgeränderte Bilanzen sorgten, stehen derzeit die generative Künstliche Intelligenz sowie Cybersicherheit, Fintech, 3D-Druck und Robotik im Vordergrund.

Auf diesen Feldern sind die finanziellen und technologischen Einstiegshürden hoch. Dies erklärt, warum es zu einer Vermögenskonzentration gekommen ist: Die hundert Reichsten besitzen 36 Prozent der gesamten Milliardärsvermögen. Im Jahr 2015 betrug der Anteil noch 32,4 Prozent.

In Deutschland leben den Erhebungen zufolge derzeit 117 Milliardäre, neun mehr als im Jahr zuvor. Deren Gesamtvermögen ist binnen Jahresfrist um 10 Prozent auf 546 Milliarden Dollar gestiegen. Der Anteil der Selfmade-Milliardäre liegt mit 28 Prozent aber nicht einmal bei der Hälfte des globalen Durchschnitts.

Für den UBS-Manager Kunkel ist das kein gutes Zeichen: „Das zeigt, dass das allgemeine Umfeld für Unternehmertum in Deutschland nicht im gleichen Maße gefördert und unterstützt wird wie andernorts in der Welt.“ Zum Vergleich: In den USA liegt die Quote der Selfmade-Milliardäre bei 73 Prozent, in der Schweiz bei knapp 57 Prozent.

Das Umfeld für Unternehmen spielt laut Kunkel auch eine wichtige Rolle, wenn Superreiche ihren Wohnsitz in ein anderes Land verlagern. Seit 2020 haben 176 Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von mehr als 400 Milliarden Dollar diesen Schritt getan. Es zog sie vor allem in die Schweiz, die Vereinigten Arabischen Emirate, die USA und nach Singapur. Unter dem Schock der Corona-Pandemie achteten die Reichen bei ihrer Standortwahl auch stark auf die Qualität der medizinischen Versorgung, heißt es in der UBS-Studie. Wichtig seien überdies die Steuerlast, die politische Stabilität, das Bildungswesen und das Erbrecht.

Sie vererben Billionen

Seit dem Jahr 2021 stagniert die Zahl der Milliardäre auf der Welt; und deren Vermögen wachsen seither deutlich langsamer als in der Zeit davor. Das hat vor allem mit der Flaute in China zu tun, wo sich die Bedingungen für Unternehmer deutlich verschlechtert haben und die Immobilienpreise in den Keller gerauscht sind. Das Vermögen der Superreichen auf dem chinesischen Festland und in Hongkong ist 2024 um 17 Prozent auf 1,8 Billionen Dollar gesunken. Die Zahl der Milliardäre in dieser Region ging von 588 auf 501 zurück. In Indien indes kletterte sie von 153 auf 185.

Von 2015 bis 2024 ist die Zahl der weiblichen Milliardäre von 190 auf 344 gestiegen. Deren Vermögen wuchs um 153 Prozent auf 1,7 Billionen Dollar. Für Kunkel ist das eine ganz natürliche und vollkommen nachvollziehbare Entwicklung: „Sie spiegelt das stärkere Engagement von Frauen im Unternehmertum.“

Die Autoren der Studie schätzen, dass Milliardäre ab einem Alter von 70 Jahren in den nächsten 15 Jahren 6,3 Billionen Dollar weiterreichen werden. Der Großteil davon werde an Familienmitglieder oder an wohltätige Organisationen gehen.

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