Streetwear-Brand im Fokus: Unfair? Athletics!

Streetwear-Brand im Fokus: Unfair? Athletics!

Florian Königbauer ist Gründer und Geschäftsführer von Unfair Athletics: „Unser Credo war von Beginn ein Matching of Sub-Cultures.“

Aus der Fußballfan-Szene heraus hat Florian Königbauer Unfair Athletics gegründet. Inzwischen ist das Label zehn Jahre am Markt und längst nicht nur auf Fußball-Anhänger limitiert. Die Story, die Pläne.

Es gibt viele Sportarten, die aktuell Einfluss auf den Fashion-Kosmos haben. Running zum Beispiel. Auf die Formel 1 steht derzeit hoch im Kurs der Branche. Aber wohl keine Disziplin ist so durchdringend, wie Fußball. Das Label Unfair Athletics ist aus der Fußball-Fankultur entstanden und hat sich während der zehn Jahre seines Bestehens einen Namen über die Kicker-Community hinaus gemacht.
2012 erblickte Unfair Athletics das Licht der Welt. Am Anfang standen selbst bedruckte T-Shirts mit dem Label-Namen „Unfair Athletics“, die man aus dem Kofferraum heraus innerhalb der Community verkauft habe, wie der Gründer berichtet. Keine allzu strategische Marken-Planung. Von Fans für Fans. Fans von Fußball, aber nicht nur. Graffiti und Rap seien schon damals wichtige Bestandteile der Szene gewesen, blickt Florian Königbauer zurück. Nachdem das Projekt drei Jahre brach lag, entschied sich Königbauer jedoch, der sowohl als Türsteher als auch Fitnesstrainer arbeitete, es professionell und in Vollzeit anzugehen.
2015 folgte dann die offizielle Gründung einer GmbH, Königbauer widmet sich hauptberuflich der Marke. Inzwischen umfasst das Team rund zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter plus Freelancer. Dabei immer im Fokus: Ein DIY-Spirit, der Gedanke, sich Dinge selbst beizubringen, selbst zu machen und zu lernen.

Erste Order? „Leider alles Schrott“

„Ich hatte einen Kontakt zu einem möglichen Lieferanten in die Türkei bekommen. Da bin ich dann hingeflogen und habe direkt Ware für einen für uns damals sehr bedeutsamen Betrag geordert.“ Aber: „Leider war das aufgrund unseres nicht vorhandenen Know-hows alles Schrott“, blickt der Gründer zurück. Schlecht gedruckt, Farbe löste sich. „Wir sind quasi auf die Fresse geflogen. Wurden aber von unserer Community so gestützt, dass wir trotzdem alles verkauft haben.“

Dann sei er wieder zum Lieferanten geflogen und habe gesagt „Hallo, da bin ich wieder − ich habe das Doppelte dabei und es wäre super, wenn du uns ab jetzt ordentliche Ware verkaufst.“ Eine Sourcing-Strategie die offenbar aufging. Die Ware passte. Und: „Dieser Produzent ist mittlerweile seit zehn Jahren mit uns und ein echter Freund geworden.“

Unfair Athletics: Kollektions-Impressionen

Sport Münzinger, einst Top-Adresse für alles rund um Fußball, gehörte zu den ersten Kunden im Wholesale, die man gewinnen konnte. 2016 folgte der nächste Schritt, auf der Messe Bright in Berlin zeigte Königbauer sein Label. Mit Breuninger als frühen Kunden gelang schnell ein Schritt aus der Heimatstadt hinaus. Und heute sieht sich Unfair Athletics auch weniger als dezidiertes Münchner Label, sondern als Brand, die sich nicht auf ihre regionale, sondern kulturelle Herkunft beruft.

Credo: „Matching of Sub-Cultures“

Aktuell beliefere man damit rund 80 Türen, neben dem wichtigen Business des eigenen E-Commerce. Der Vertrieb wird in Eigenregie gesteuert. Der Schwerpunkt liegt auf der DACH-Region, aber auch in Italien habe man erste Kunden und 2021 hatte man House of Frasers in UK als Kunden gewonnen, auch in Polen und Spanien war man vertreten.

Die Corona-Pandemie hat dem internationalen Business dann jedoch zunächst einen Dämpfer verliehen. Der Anspruch sei jedoch weiterhin, über die heimischen Grenzen hinaus zu agieren. Jetzt sollen die einzelnen Märkte „Step-by-Step und in Eigenregie“ aufgebaut werden.

„Unser Credo war von Beginn ein Matching of Sub-Cultures“ beschreibt es Königbauer. Als Label mit Wurzeln in der Fußball-Fanszene auf einer als Skate-Messe gestarteten Plattform wie der Bright und der der großen Schwester Seek, das passte. Auch eine Kooperations-Kollektion mit Jägermeister gab es schon. Außerdem Collab-Produkte mit (nicht nur aber auch in der Fußball-Szene) ikonischen Brands wie Alpha Industries und Chevignon. Oder einen gemeinsamen Gin mit The Duke. Kenner wussten zudem die Kooperation mit Sprühdosen-Spezialisten Loop Spray zu schätzen.

Unfair Athletics: Collabs mit…

Auch in die Musik gibt es lange Verbindungen, etwa mit dem Frankfurter Rapper Vega. Mit dem Plattenlabel „Freunde von Niemand“ (FVN), auf dem Vegas Musik erscheint, gibt es so auch Collab-Produkte, wie Tracksuits und Shirts.

Apropos Kollektion: Das Sortiment von Unfair Athletics besteht aus klassischer Street- und Sportswear. T-Shirts liegen im Schnitt bei rund 40 Euro im VK, Hoodies kosten rund 80 Euro, Sweater zwischen 70 und 100 Euro. Außerdem ist Activewear in Form von Rushguards zu finden. Kostenpunkt: rund 45 Euro. Und jetzt sind Denims erstmals in der Pipeline. Und auch eigene Womenswear-Styles sind für 2025 geplant.

Was heißt eigentlich Unfair?

Im aktuell laufenden Jubiläumsjahr gibt es also reichlich Neues. Monatlich neue Drops und auch neue Collabs sind in der Pipeline. Als Höhepunkt gibt es am 16. Mai eine öffentliche Zehnjahresfeier in München, inklusive Konzert und bekannten DJs, wie Königbauer ankündigt. Mitte März soll es mit dem Vorverkauf losgehen.

Über Zahlen spricht der Macher nicht konkret. Sagt aber: „2024 war das stärkste Unfair-Jahr seit Bestehen. Wir merken, dass wir gerade auf dem richtigen Weg sind.“

Ein „Unfair“ im Markennamen scheint auch in Zeiten von Fair Trade und Fair Fashion nicht zu schaden. Wie kam es eigentlich zu dem Namen? „Mir hat von Anfang an die Vieldeutigkeit gefallen“, sagt Königbauer. „Natürlich wollen wir kein unfaires Verhalten fördern. Aber es ist ja auch so: Das Leben ist oft unfair. Du gehst raus − dein Chef ist unfair. Mit diesen Perspektiven zu spielen, finde ich reizvoll.“ Und: „Wir kommen ja auch aus einer roughen Szene − und der Name kommt ja von 2012 aus einem Zusammenschluss von Fußballjungs, die einfach eigene T-Shirts und einen Internetblog machen wollten. Da hat einer von uns ‚Unfair Athletics‘ gesagt und wir waren alle direkt raufgesprungen.“

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