Ecuadors Präsident Daniel Noboa hat einen Tag vor der Präsidentschaftswahl in seinem Land in der Hauptstadt Quito, in
sieben Provinzen und in allen Gefängnissen des Landes den
Ausnahmezustand verhängt. In einem Dekret begründete er die Maßnahme am
Samstag mit der „zunehmenden Gewalt“ durch „organisierte bewaffnete
Gruppen“. Der Ausnahmezustand ermöglicht unter anderem den Einsatz der
Armee, setzt die Versammlungsfreiheit außer Kraft und verhängt in
betroffenen Gebieten eine nächtliche Ausgangssperre.
Bei der Wahl an diesem Sonntag wählen die Menschen in Ecuador einen neuen Staatschef. In der Stichwahl treten der rechtskonservative amtierende Präsident Noboa und die Linkspolitikerin
Luisa González gegeneinander an. In der ersten Wahlrunde hatte Noboa nur knapp
vor González gelegen. Umfragen sagen auch für die nun anstehende
Stichwahl ein enges Rennen voraus. Wahlberechtigt sind knapp 14
Millionen Menschen.
Ecuador
beschäftigt derzeit ein Kriminalitätsproblem. Die Mordrate
stieg von 5,8 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohner im Jahr 2017 auf
zuletzt 50,7. Mächtige Drogenbanden machen sich in dem einst recht
sicheren Land breit, über die Pazifikhäfen werden große Mengen Kokain
vor allem nach Europa und Asien geschmuggelt.
Armut und Drogenkriminalität sind die Hauptsorgen
Viele Ecuadorianer
und Ecuadorianerinnen sind zudem besorgt über die schlechte Wirtschaftslage. Seit vergangenem
Jahr steckt das südamerikanische Land in einer Rezession, Armut und
Arbeitslosigkeit haben zugenommen. Die Zahl der Auswanderungen ist so
hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr.
Der reiche Unternehmer Noboa war im Oktober 2023 zum Präsidenten
gewählt worden, nachdem dessen Vorgänger Guillermo Lasso nach zwei
Jahren im Amt das Parlament aufgelöst und vorgezogene Neuwahlen
angesetzt hatte. Mit damals 35 Jahren war er der jüngste demokratisch
vom Volk gewählte Präsident Ecuadors. Da Noboa lediglich die reguläre Amtszeit von Lasso zu Ende führte, stehen jetzt nach nur eineinhalb Jahren erneut Wahlen an.
Im Wahlkampf kündigte Noboa ein
hartes Vorgehen gegen die Drogenkartelle in Ecuador
an. Seine Gegner werfen ihm jedoch unter anderem vor, dabei bewusst
Menschenrechtsverletzungen in Kauf zu nehmen. Die 47-jährige linksgerichtete Anwältin
González wird von dem im Exil lebenden, aber immer noch einflussreichen
linksgerichteten Ex-Präsidenten Rafael Correa unterstützt. Sie verspricht mehr Sozialleistungen, bessere Bildung und Gesundheitsvorsorge.
Ecuador liegt
zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der
Welt, galt aber lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den
vergangenen Jahren wurde das Land dann selbst zu einem Drehkreuz für
den internationalen Drogenhandel. Seitdem hat auch die
Gewaltkriminalität zugenommen.