Stell dir vor, es ist Krieg, und die Bundeswehr geht aus


Manchmal braucht es nicht viel

Foto [M]: Sean Gallup/Getty Images


825 Millionen Euro sollen die neuen Ausgehuniformen der Bundeswehr kosten: Falsche Prioritätensetzung, meint FDP-Kampfexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Altgediente Pazifisten dürfen jubeln: Bei der Bundeswehr haben „Ausgehuniformen“ oberste Prio, Kosten: 825 Millionen Euro. Davon kann man dann viel Kriegsgerät nicht beschaffen. So schafft das Sondervermögen Zeitenwende die Outfit-Wende. Für eine „Modernisierung“ der Dienstbekleidung fiel die Entscheidung schon 2018, heißt es aus dem Verteidigungsministerium (BMVg). Damit Soldaten nicht nur gut aussehen, wenn sie im Schlamm robben.

Altgediente Scharfschützen finden das weniger schick: „Absurde Prioritätensetzung“, meint etwa CDU-Bundestags-Soldat Ingo Gädechens. Die durch „Anpassung von Schnitt und Material“ angestrebte „optimale Passform“ und „ein verbesserter Tragekomfort“ (BMVg) mache die Armee „kein Stück kriegstüchtiger“. Auch FDP-Kampfexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann gönnt den Kämpfern keine neuen Hosen, solange es „einen hohen Finanzbedarf bei Infrastruktur, Munition und Fahrzeugen“ gebe. Ganz zu schweigen vom Finanzbedarf bei kaputten Brücken, Schultoiletten oder Frauenhäusern – überhaupt bei allem, was in Friedenszeiten lieb und teuer ist.

Wenn man nur die 181.630 Uniformierten, Nicht-Zivilen zählt, kommen auf jeden Soldaten 4.542 Euro Freizeituniformgeld. Ein Schnäppchen im Vergleich zum Bundeswirtschaftsminister. 2023 gab Robert Habeck allein für seinen Fotografen 8.333 Euro Steuergeld monatlich aus. Da sollte der Staat sich doch wohl denen gegenüber nicht lumpen lassen, die im Zweifel ihr Leben geben? Und die Innendienst-Bekleidung „an den aktuellen Stand anpassen“, ohne dass ein Aufschrei der Empörung erfolgt?

Womöglich sind die Ausgehuniformen gar ein erster Schritt hin zu mehr Friedenstüchtigkeit? Für eine solche Friedenswende spräche, dass Bestattungskleidung nicht auf der Liste steht. Es gebe „keine speziellen Uniformen für solche Zwecke“, sagt ein Sprecher.

Für altgediente Pazifisten besteht mithin kein Anlass zu schimpfen, verteidigt doch Minister Boris Pistorius (SPD) mannhaft die Lebensqualität der Streitkräfte – Schluss mit dem Einerlei im Kampfanzug mit Flecktarn. Seine Soldaten sollen sich lebenstüchtig in Schale werfen. Wer würde da nicht friedensselig? Stell dir vor, es ist Krieg, und die Bundeswehr geht aus.

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