Start mit Minuszahlen ins Weihnachtsgeschäft: Britische Händler sprechen vom schlimmsten Umsatzeinbruch seit dem Zeitpunkt Covid

Die Londoner Oxford Street ist zwar wie immer gut besucht, aber die Konsumenten geben in diesem Weihnachtsgeschäft weniger Geld für Kleidung aus, wie zahlreiche Studien aus Großbritannien zeigen.

Nach der Flaute im Oktober traf es die britische Retail-Branche im November noch härter. Der enttäuschende Auftakt ins Weihnachtsgeschäft bescherte dem Einzelhandel starke Minuszahlen. Die Konsumenten hielten sich besonders mit ihren Ausgaben für neue Winterbekleidung zurück.

In den vier Wochen vom 27. Oktober bis zum 23. November gingen die Retail-Umsätze insgesamt um 3,3% verglichen zum Vorjahresmonat zurück. In der Vorjahresperiode war ein Umsatzwachstum von 2,6% erzielt worden. Das geht aus dem jüngsten Retail Sales Monitor des British Retail Consortium (BRC) und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hervor.

Während die Food-Umsätze in den drei Monaten bis November um 2,4% zulegten, gingen die Non-Food-Umsätze in dieser Periode um 2,1% zurück. Der stationäre Handel verzeichnete in den drei Monaten bis November bei den Non-Food-Verkäufen einen Rückgang um 2,2%. Noch stärker traf es den Online-Handel, der im November einen Umsatzeinbruch von 10,3% bei den Non-Food-Verkäufen erlitt. Im Vorjahresmonat war der Umsatz um 2,1% rückläufig. Der Online-Anteil bei Non-Food-Verkäufen ging im November auf 40,6% zurück, verglichen mit 41.4% im November 2023.

Black Friday-Verschiebung macht sich bemerkbar

„Während dieses fraglos ein schlechter Start in die Festsaison war, gehen die schlechten Umsatzzahlen vor allem auf die diesjährige Verschiebung von Black Friday in die Dezember-Zahlen zurück“, erklärt Helen Dickinson, Chief Executive des BRC.

Dennoch haben in ihren Augen ein schwaches Konsumentenvertrauen und steigende Energiekosten ganz klar zu den Einbußen bei den Non-Food-Ausgaben beigetragen. Vor allem bei Fashion sei die Nachfrage schwach gewesen, weil die Käufe neuer Winterkleidung oft hinausgezögert worden seien.

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Nun hoffe der Handel darauf, dass die Käufe aufgeschoben sind, aber im Endspurt auf Weihnachten nicht verringert werden. „Ansonsten werden die Retailer den Druck von beiden Seiten zu spüren bekommen, denn reduzierte Einnahmen treffen dann mit hohen zusätzlichen Kosten im nächsten Jahr zusammen. Der Haushalt der neuen Regierung mit den Steuererhöhungen und die neuen Verpackungsabgaben werden den Handel im kommenden Jahr zusätzlich 7 Mrd. Pfund (8,4 Mrd. Euro) kosten. Preiserhöhungen und Jobverluste sind nicht ausgeschlossen“, so Dickinson.

Auch Linda Ellett, UK Head of Consumer, Retail & Leisure, KPMG, verweist darauf, dass die Daten des Retail Sales Monitor nicht die Black Friday-Umsätze enthalten. „Nun hoffen die Retailer darauf, dass die Konsumenten schlaue Shopper waren und die Promotions in den letzten Tagen des Monats die Spendierlaune angefacht haben. Wenn nicht, werden einige Retailer mit frühen Christmas-Sales beginnen“, sagt Ellett.

7,9% Umsatzrückgang bei Fashion

Noch drastischer ist das Bild, das der monatlich erscheinende BDO High Street Tracker der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO zeigt. Danach sind die Retail-Umsätze auf vergleichbarer Basis im November insgesamt um 5,8% zurückgegangen, verglichen mit einem Minus von 0,3% im Vorjahresmonat.

Die Umsätze in den Stores waren um 5,5% rückläufig im Vergleich zu einem Wachstum von 3,1% im November 2023. Die Non-Store-, also Online-Umsätze, sanken um 7,8%, verglichen mit einem Minus von 0,2% im Vorjahresmonat. Dabei hat es Fashion mit einem Umsatzrückgang um 7,9% besonders stark getroffen.

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Der BDO High Street Tracker spiegelt die Entwicklung im Non-Food-Bereich besonders gut wider, weil die Daten ohne den Effekt der Lebensmittelgeschäfte und Supermärkte ermittelt werden. Sophie Michael, National Head of Retail bei BDO, bezeichnet das November-Ergebnis als „desaströs“ für die Branche, die sich auf die hohen zusätzlichen Belastungen durch die Steuererhöhungen von Schatzkanzlerin Rachel Reeves einstellen muss.

„Trotz der weitverbreiteten Werbeverkäufe und Rabattaktionen vor Black Friday markieren die zutiefst negativen November-Resultate das schlechteste Ergebnis auf vergleichbarer Basis seit Januar 2021. Der Monat brachte die niedrigsten Store- und Non-Store-Ergebnisse seit Februar 2021 und Februar 2022“, erklärt Sophie Michael.

Die jüngsten wirtschaftlichen Indikatoren für Großbritannien deuteten auf eine gemischte Landschaft hin und zusammen mit den Zahlen für November zeichnen sie ein düsteres Bild für britische Retailer. Michael warnt, dass die Branche ein noch schwereres erstes Quartal 2025 erwartet, wenn sich der Verkaufsverlauf in den letzten Wochen dieses Jahres fortsetzen sollte.

Rückgänge auch bei Kreditkarten-Transaktionen

Separate Daten des Kreditkartenunternehmens Barclaycard, das fast die Hälfte aller Kredit- und Debitkarten-Transaktionen in Großbritannien abwickelt, weisen in die gleiche Richtung: Demnach sind Kartenausgaben der britischen Konsumenten im November im Jahresvergleich insgesamt um 0,5% gesunken.

Dies ist der erste Rückgang seit Juli und deutlich unter der aktuellen Inflationsrate von 2,3%. Das bedeutet, dass der Umsatz real sogar noch stärker sank. Die Zahlen dürften bei den Einzelhändlern für Besorgnis sorgen. Sie sind auf den saisonalen Aufschwung der Haushaltsausgaben in den letzten drei Monaten des Jahres angewiesen. Laut Barclays gingen die Retail-Ausgaben im November um 2,0% zurück.

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„Das Ausmaß des saisonalen Aufschwungs rund um Black Friday und in den Dezember hinein wird als guter Test für die Aussichten im neuen Jahr dienen“, erklärt Jack Meaning, Chief UK Economist bei Barclays.

Eine Reihe von Faktoren spielten eine Rolle bei den Verbraucherausgaben im November, vor allem das schwächere Konsumentenvertrauen nach dem Sommer und die Erwartungen nach Vorlage des Haushalts der Regierung. Meaning geht davon aus, dass die Inflation und die Zinsen in den kommenden Monaten höher bleiben.

Die Modebranche und der Einzelhandel wirft der Labour-Regierung unter Premierminister Keir Starmer vor, die Konsum- und Geschäftsstimmung durch das Herunterreden der britischen Wirtschaft getrübt zu haben. Die Unternehmen haben bereits gewarnt,  Lohnerhöhungen und Personaleinstellungen als Antwort auf die neuen zusätzlichen Steuerlasten in Höhe von 40 Mrd. Pfund zu drosseln.

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