Ein britisches Geschworenengericht hat zwei Frauen und einen Mann aus Bulgarien wegen Spionage für Russland verurteilt. Sie seien Teil einer Einheit des mutmaßlichen russischen Spions und früheren Wirecard-Vorstands Jan Marsalek gewesen und hätten in verschiedenen Teilen Europas Überwachungsmaßnahmen vorgenommen, gegen Einzelpersonen und auch einen US-Militärstützpunkt, urteilte das Gericht. Die Angeklagten hatten auf nicht schuldig plädiert.
Marsalek fungierte dem Urteil zufolge als Vermittler zwischen dem russischen Geheimdienst und dem Anführer des Spionagerings. Der Ex-Wirecard-Vertriebsvorstand ist seit der Pleite des ehemaligen Dax-Konzerns untergetaucht und wird in Russland vermutet. In dem Londoner Prozess war Marsalek nicht selbst angeklagt.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Spionagering an sechs größeren Operationen beteiligt. Neben dem US-Militärstützpunkt bei Stuttgart sei auch der Journalist Christo Grosew ein Ziel gewesen. Dieser hatte für die investigative Website Bellingcat gearbeitet und dort unter anderem über die Vergiftung des russischen Doppelagenten Sergei Skripal 2018 in Salisbury berichtet. Auch Roman Dobrochotow, Chefredakteur des Investigativmediums The Insider, sowie der ehemalige kasachische Politiker Bergey Ryskaliyew, der inzwischen Asyl in Großbritannien erhalten hat, und der russische Dissident Kiril Kachur wurden ins Visier genommen.
Der Prozess am Londoner Central Criminal Court hatte im November begonnen. Das Strafmaß soll im Mai verkündet werden. Den verurteilten Spionen drohen Haftstrafen von bis zu 14 Jahren. Zwei weitere Bulgaren hatte sich der Spionage schuldig bekannt, gegen sie war es nicht mehr zum Prozess gekommen.