Wenn die Programmplaner der Öffentlich-Rechtlichen diese Dramaturgie vorgeben, dann kann man sich dem schwer entziehen: Da sitzen also am Sonntagnachmittag beinahe zeitgleich die beiden Männer bei ARD und ZDF vor der Kamera, die sich jeweils selbst, nach allem, was man hört, für den geeigneten (und wahrscheinlichen) nächsten Bundeskanzler halten. Es ist das Fernduell via Sommerinterview zwischen Friedrich Merz und Olaf Scholz.
Wobei es inzwischen einiges an Fantasie braucht, sich ein Szenario vorzustellen, in dem der Amtsinhaber weiterhin Scholz heißt. Seine SPD hat eben bei der EU-Wahl das schlechteste deutschlandweite Ergebnis in ihrer ruhmreichen Geschichte eingefahren. Die drei Ampelparteien bringen zusammen genommen nur noch etwa so viele Prozente zusammen wie die Union, während Scholz‘ Koalition weiter von Krise zu Krise taumelt; ob sie noch mal die Kraft aufbringt, einen Haushalt für das kommende Jahr aufzustellen, darf man mindestens anzweifeln. Und selbst im direkten Vergleich liegt Oppositionsführer Merz in einer Umfrage neuerdings vor dem Kanzler.