So viele Arbeitslose wie zuletzt 2021

Die schwache Konjunktur lastet weiter auf dem deutschen Arbeitsmarkt und hat die Zahl der Arbeitslosen auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren getrieben. Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, sagte am Freitag während der monatlichen Pressekonferenz in Nürnberg: „Der Arbeitsmarkt bekommt weiter die Folgen der wirtschaftlichen Stagnation zu spüren. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben in der Sommerpause weiter zugenommen.“ Eine Besserung ist nach ihren Worten nicht in Sicht.

Im August waren 2.872.000 Menschen arbeitslos, 176.000 mehr als vor einem Jahr und 63.000 mehr als im Juli. Noch höher war die Arbeitslosigkeit zuletzt im Februar 2021. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 6,1 Prozent. Nahles sagte, dass die Zuwächse der Arbeitslosigkeit und der Unterbeschäftigung Folgen der üblichen Sommerpause seien, allerdings zeigen sich auch ohne dieses Saisonmuster Anstiege, vor allem im konjunkturnahen Bereich. Der Arbeitsmarkt reagiere auf die schwache Konjunktur, obwohl gleichzeitig Fachkräftemangel und demographischer Wandel in vielen Regionen spürbar seien.

Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sagte zum Arbeitsmarktausblick, für eine Wende am Arbeitsmarkt sei „die Konjunktur aber nach wie vor zu schwach“. Das zeigt sich auch in der Arbeitskräftenachfrage, die ihren Abwärtstrend im aktuellen Monat fortsetzte. Die Unternehmen sind weiterhin zurückhaltend bei der Personalsuche: Die Zahl der gemeldeten Stellen sank im August auf 699.000, das sind 72.000 weniger als noch vor einem Jahr.

Das IAB verweist darauf, dass die Beschäftigung zwar weiter wachsen wird, jedoch auf einem sehr niedrigen Niveau. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im Juni bei 34,8 Millionen, das waren im Vergleich zum Vorjahresmonat 143.000 mehr, aber das Wachstum schwäche sich mehr und mehr ab. In der Industrie, auf dem Bau und im Handel wird Beschäftigung abgebaut, Zuwächse gibt es im Dienstleistungsbereich, vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen.

Thilo Brodtman, Hauptgeschäftsführer des Maschinenbauverbands VDMA, sagte: „Wir erwarten jetzt klare Signale seitens der Bundesregierung, notwendige Reformen anzugehen. Nur fünf von 49 Maßnahmen der Wachstumsinitiative wurden bisher vom Kabinett beschlossen. Das ist zu wenig für die Wirtschaftswende.“

Da im September viele Berufsausbildungen starten, liegt aktuell ein besonderes Augenmerk auf dem Ausbildungsmarkt. Im August waren noch 82.000 Bewerber auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Demgegenüber standen fast doppelt so viele unbesetzte Ausbildungsstellen. Nahles appellierte an die Betriebe: „Jeder junge Mensch auf Ausbildungssuche ist eine potentielle Fachkraft von morgen und darf uns nicht verloren gehen.“ Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger bezeichnete die Zahlen als „Weckruf“.

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