In den vergangenen Tagen erschienen hier und da größere Besprechungen der nicht mehr ganz taufrischen Fernsehserie Yellowstone, allerdings nicht aus serienkritischer Sicht, sondern aus gesellschaftlicher. Das war verständlich: Aus serienkritischer Sicht gilt schließlich bis heute jenes Urteil, das der Branchendienst Rotten Tomatoes schon vor sechs Jahren als Konsens aus diversen Rezensionen der ersten Staffel zusammentrug: „Yellowstone ist zu melodramatisch, um ernst genommen zu werden.“
Leider unverständlich: dass Yellowstone trotzdem ernst genommen wird. In der Süddeutschen Zeitung stand kürzlich: „Wer die in den USA immens erfolgreiche Cowboy-Ranch-Serie aufmerksam mitverfolgt hat, wundert sich nicht so sehr über den Ausgang der US-Wahl, sondern über die allseitige Überraschung danach.“ Abgesehen davon, dass es immer wohlfeil ist, solch eine These aufzustellen, wenn das Wahlergebnis schon bekannt ist, sollte man Fernsehserien ohnehin nicht als Gradmesser für die Weltanschauungen ihrer Zuschauer begreifen. Das lenkt nur ab von der entscheidenden Frage: Ob eine Serie gut oder schlecht ist.