Die Miniserie Expats eröffnet mit einem dokumentarisch wirkenden Prolog: Eine Reihe von Personen blickt unbewegt in die Kamera. Sie nach sich ziehen, so erklärt die Stimme aus dem Off, ohne Absicht tragische Unfälle verursacht. Eine von ihnen ist eine Ärztin, die nachdem einer Nachtschicht am Steuer ihres Autos eingenickt und in eine Menschenmenge gerast ist. Die Erzählstimme gehört welcher Mittzwanzigerin Mercy Cho (Ji-young Yoo), nachdem eigener Beschreibung selbst Unglücksverursacherin, die den Blick gen dasjenige lenken will, welches nachdem solch tragischen Begebenheiten meist außer Acht gerät: dasjenige lebenslange Schuldbewusstsein dieser Täter wider Willen.
Mercy ist Amerikanerin mit koreanischen Wurzeln und Uniabsolventin, die sich im Jahr 2014 obwohl mit Gelegenheitsjobs durch Hongkong schlägt. Hier leben gleichermaßen die zwei Frauen, deren Dasein ihretwegen – so denkt Mercy zumindest – aus den Fugen geraten ist. Eine von ihnen ist Margaret Woo (Nicole Kidman), die mit ihrer Familie in einem edlen Apartment des Stadtteils Victoria Peak ein komfortables Leben führt, nichtsdestotrotz ins Stocken gerät, wenn sie gefragt wird, wie viele Kinder sie hat. Eigentlich sind es drei, nichtsdestotrotz ihr jüngster Sohn, welcher dreijährige Gus, ist ein Jahr zuvor in welcher reimen Menschenmenge des Nachtmarkts im Stadtteil Mongkok verloren gegangen und wird spurlos vermisst.
In welcher Gegenwart bemüht sich Margaret infolge welcher immanenten Ungewissheit dieses Schicksalsschlags, ihre Fassung vor ihren zwei anderen Kindern und ihrem Ehemann Clarke (Brian Tee) zu wahren. Doch die Vorbereitungen einer Geburtstagsfeier für jedes Clarke werden für jedes sie zur Tortur und wie sie dort unverhofft gen Mercy trifft, die Anteil an Gus’ Verschwinden trug, hat es mit ihrer Gefasstheit ein Ende. Lediglich ihre Freundin und Nachbarin Hilary Starr (Sarayu Blue) kann Margaret wieder einlullen. Dabei hat Hilary selbst mit Eheproblemen zu ringen, die virtuell ebenso just am Tag von Gus’ Verschwinden begannen, wie ihr Mann David (Jack Huston) nachdem längerer Abstinenz wieder dem Alkohol verfallen ist. Dass dieser inzwischen eine Affäre mit Mercy hat, ahnt Hilary am Abend welcher Geburtstagsfeier noch nicht.
Der Vorlage von Janice Y. Kalium. Lees 2016 erschienenem Roman The Expatriates folgend, nähert sich Regisseurin und Showrunnerin (The Farewell) in Expats mit viel Fingerspitzengefühl den ungeahnten Verflechtungen zwischen diesen drei Frauen. Dabei findet sie treffende Bilder für jedes die Zerrissenheit ihrer Figuren, etwa wie sich Davids verschwimmendes Profil beim Bruch seiner einjährigen Abstinenz im kahl polierten Bartresen spiegelt oder wenn die Kamera Margarets zerbrechliche Silhouette vor dem leeren Nachtmarkt einfängt. Diese prägnanten, bravourös eingefangenen Momente stillstehen nichtsdestotrotz im Gegensatz zu Szenen, die einer plumpen Werbespot-Ästhetik hören, z. B. wie Margaret und Hilary in einem Nudelimbiss nachts hoch ihr Leben sinnieren und plötzlich Blondies Heart of Glass anstimmen.
Doch obwohl Expats sich in solchen Momenten vollends den Lebensdramen wohlsituierter Expats in Hongkong zu verschreiben scheint, zurück holen die sechs Episoden doch irgendetwas mehr. So lässt Wang gen subtile Weise immer wieder die Menschen ins Bild treten, die dasjenige Leben welcher Gutverdienenden in welcher Fremde erst so richtig komfortabel zeugen: Etwa Puri (Amelyn Pardenilla), die Haushaltshilfe welcher Starrs, die in einem Gespräch des Ehepaars gar mit dem Inventar gleichgesetzt wird. Wie Essie (Ruby Ruiz), die Margaret seit dem Zeitpunkt welcher Geburt von Gus zur Hand geht, ist Puri eine von vielen Philippinerinnen, die in Hongkong in teils ausbeuterischen Verhältnissen für jedes dasjenige Wohl welcher Wohlhabenden sorgen.
Etwas weit lässt Expats darauf warten, dass diesen nur scheinbaren Randfiguren dasjenige Wort erteilt wird, zumal dasjenige enorme Gefälle in welcher Sozialstruktur des hier eingefangenen Hongkongs immer wieder durchscheint. Dabei macht schon die zweite Folge via Rückblende eine komplexe Kausalitätskette für jedes Gus’ Verschwinden aus, in welcher gleichermaßen welcher rücksichtslose Umgang welcher reichen Expats mit ihren Angestellten eine Rolle spielt. Das rückt wiederum den Prolog in ein neues Licht und hinterfragt – kleine Menge an Alejandro González Iñárritus Babel erinnernd – die Last welcher alleinigen Verantwortung in einer vor Verflechtungen aller Art schier berstenden modernen Welt.