Im Prozess gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump um Schweigegeldzahlungen hat Pornostar Stormy Daniels (45) den Sex mit dem heute 77-Jährigen im Detail beschrieben. Im Beisein Trumps vor Gericht in New York schilderte Daniels am Dienstag während einer sehr angespannten Befragung, dass sie beim Akt in Trumps Hotel-Suite am Lake Tahoe im Jahr 2006 verwirrt gewesen sei und sich gefragt habe, wie sie dazu komme, mit Donald Trump zu schlafen.
Danach habe sie so gezittert, dass sie Probleme gehabt habe, sich wieder anzuziehen. Mehrere im Gerichtssaal anwesende Medien schilderten die Aussagen Daniels übereinstimmend.
Die Anklage wirft Trump vor, er habe den Ausgang der US-Präsidentenwahl 2016 mit der Zahlung von 130.000 Dollar Schweigegeld an Daniels beeinflussen wollen. Die Transaktion selbst war zwar nicht illegal, bei der Rückerstattung des Geldes an seinen Anwalt Michael Cohen habe Trump jedoch Geschäftsunterlagen gefälscht, um deren eigentlichen Zweck zu verschleiern. Trump hatte auf nicht schuldig plädiert. Auch hat er wiederholt bestritten, Sex mit Daniels gehabt zu haben.
Zu Beginn ihrer Aussage schilderte Daniels, wie sie Trump 2006 auf einem Golfplatz getroffen habe. Das Filmstudio, für das sie damals arbeitete, habe während eines Prominententurniers eines der Löcher gesponsert. Schließlich sei Trump zusammen mit einer Gruppe vorbeigekommen, so seien sie ins Gespräch gekommen. Sie habe mit ihm über die Pornofilmbranche und ihre Tätigkeit als Regisseurin gesprochen.
Trump habe bemerkt, sie müsse „die Kluge“ sein, wenn die Filme mache, erinnerte sich Daniels. Später traf sie Trump wieder. Er habe sich an sie als „die Kluge“ erinnert und sie zum Abendessen eingeladen.
Sie habe angenommen, um einem Essen mit Kollegen aus der Pornobranche aus dem Weg zu gehen, so Daniels. Vor dem Dinner habe Trump sie in seinem Hotelzimmer im Pyjama begrüßt, sich dann aber umgezogen und sich eingehend nach geschäftlichen Aspekten der Pornofilmbranche erkundigt, ohne anzüglich zu werden.
Nach etwa zwei Stunden sei sie ins Bad gegangen und bei ihrer Rückkehr habe Trump in Boxershorts und T-Shirt auf dem Bett gesessen. Seine Absichten seien ziemlich klar gewesen und er habe gesagt: „Ich dachte, wir kommen voran.“ Schließlich habe sie mit ihm geschlafen.
Daniels schilderte weiter, dass sie vor dem Sex das Hotelzimmer habe verlassen wollen, sich aber Trump zwischen ihr und dem Ausgang befunden habe. Dabei habe dieser auf sie allerdings nicht bedrohlich gewirkt. Daniels beschrieb den Geschlechtsverkehr dann mehreren Medien zufolge als etwas, das sie über sich ergehen ließ und das schnell vorbeiging.
Trump habe kein Kondom getragen. Sie beschrieb bei ihrer Zeugenaussage auch seine Stellung beim Sex. Sie habe deshalb nicht Nein zu ihm gesagt, „weil ich überhaupt nichts gesagt habe“, so die Zeugin.
Trump hörte den Berichten zufolge den intimen und teilweise unangenehmen Details mit wachsender Ungeduld und teils einem gequälten Gesichtsausdruck zu.
Richter Juan Merchan wirkte teilweise verärgert über die Vernehmung Daniels durch die Staatsanwaltschaft. Er beklagte die Detailfülle bei der Befragung Daniels und sagte nach einer Sitzungspause an die Staatsanwaltschaft gerichtet, sie solle sich zurückhalten. „Wir gehen zu einem Grad ins Detail, der einfach unnötig ist“, erklärte er.
Daniels habe beim Essen Trump gefragt, ob er nicht eine Ehefrau habe. Trump habe darauf geantwortet, dass er und seine Frau nicht im selben Raum schliefen. Trump hatte seine Ehefrau Melania im Jahr zuvor geheiratet. Der Aussage der Zeugin zufolge verglich Trump Daniels zudem mit seiner Tochter Ivanka.
Er habe ihr auch einen Auftritt in seiner Fernsehshow „The Apprentice“ vorgeschlagen, sagte Daniels. Sie habe sich danach noch mehrmals mit Trump getroffen, den Kontakt aber abgebrochen, als ihr klar geworden sei, dass aus dem Auftritt bei „The Apprentice“ nichts würde.
Trumps Anwälte versuchten vergeblich, nach Daniels‘ Aussagen eine Einstellung des Verfahrens um Schweigegeldzahlungen zu erreichen. Richter Juan Merchan lehnte am Dienstag einen Antrag der Verteidigung ab, den Prozess wegen Verfahrensfehlern für ungültig zu erklären. Die Anwälte argumentierten, dass Daniels Zeugenaussage irrelevante und für Trump nachteilige Details enthalten habe. Nach einer solchen Zeugenaussage könne es kein faires Verfahren mehr für Trump geben, sagte dessen Anwalt Todd Blanche.
Die Anwälte haben ebenfalls angedeutet, dass Daniels – mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford – die Geschichte erfunden haben könnte. Dass sie den Vorfall jahrelang verschwiegen habe, führte sie am Dienstag darauf zurück, dass ein Unbekannter sie 2011 auf einem Parkplatz bedroht habe. Während des Wahlkampfes 2016 habe sie dann ihre Meinung geändert.
„Nicht das Geld hat mich motiviert“, sagte sie. Sie habe die Geschichte an die Öffentlichkeit bringen wollen. Schließlich habe sie mit einem Anwalt von Trump ein Schweigegeld von 130.000 Dollar ausgehandelt. Sie habe das Geld schnell erhalten wollen, weil sie befürchtet habe, der Republikaner werde nach einem Wahlsieg nicht zahlen.
Source: welt.de