Zwei Monate nach dem Attentat auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump
haben Sicherheitskräfte offenbar einen weiteren Anschlag
auf den Republikaner vereitelt. Die Bundespolizei FBI geht davon aus,
dass ein mit einem Sturmgewehr bewaffneter Mann Trump beim Golfspielen in seinem Club in West Palm Beach im US-Bundesstaat Florida erschießen wollte. Trump blieb unverletzt, der Verdächtige wurde festgenommen. Ein Überblick zu den Ereignissen in Florida
Was ist passiert?
Donald Trump spielte am
Sonntagnachmittag Golf in seinem Club in West Palm Beach in Florida, als ein
Personenschützer des Secret Service einen Gewehrlauf aus den Büschen um den Zaun des Golfplatzes herausragen sah. Der Secret Service habe daraufhin auf den mutmaßlichen Täter
geschossen, sagte Rafael Barros, ein Sprecher des Sicherheitsdienstes. Derzeit sei „nicht sicher, ob die Person in der Lage
war, auf unsere Agenten zu schießen“, sagte ein Vertreter des Secret Service bei einer Pressekonferenz.
Der
Verdächtige ergriff nach Polizeiangaben daraufhin mit einem Auto die Flucht. Dabei habe ihn ein Zeuge beobachtet und der Polizei so helfen
können, das Auto und den Mann zu identifizieren. Der Verdächtige wurde
kurze Zeit später auf einer Autobahn in der Nähe des Tatorts
festgenommen, wie der Sheriff von Palm Beach County, Ric
Bradshaw, sagte.
Trump blieb unverletzt und kehrte nach dem Vorfall Medienberichten
zufolge in sein Anwesen Mar-a-Lago zurück, das etwa zehn Autominuten von
dem Golfplatz entfernt ist.
Wo hat sich der mögliche Anschlagsversuch auf Donald Trump ereignet?
Der Zwischenfall ereignete sich an Trumps Golfklub in West Palm Beach in Florida. Der Golfklub ist von einem Zaun umgeben, davor stehen meterhohe Büsche und
Bäume. Der mutmaßliche Täter war nach Angaben des Secret Service nur wenige Hundert Meter von Donald Trump entfernt. Am Zaun ließ der Verdächtige ein halb automatisches Gewehr mit Zielfernrohr sowie zwei
Rucksäcke und eine Videokamera zurück.
Die sichergestellte Waffe wurde von den Behörden als „AK-47-ähnliches Gewehr“ mit einem
Zielfernrohr identifiziert. Laut Washington Post handelt es sich um ein in den USA beliebtes Gewehr, das in Geschäften und auf Waffenmessen für einen relativ günstigen Preis zu kaufen ist.
Wer ist der mutmaßliche Täter?
US-Medien zufolge soll es sich bei dem mutmaßlichen Schützen um den 58-jährigen Ryan R. handeln, ein ehemaliger Dachdecker aus Greensboro, North Carolina. Einige Medien schreiben, R. soll zuletzt als Bauunternehmer für bezahlbaren Wohnraum in Hawaii tätig gewesen sein.
Fest steht wohl, dass der Mann ein überzeugter Unterstützer der Ukraine ist. Nach dem russischen Überfall auf das Land reiste R. dorthin. Im vergangenen Jahr gab R. der New York Times ein Interview, in dem er sagte, er habe afghanische Soldaten rekrutieren wollen, um in der Ukraine zu kämpfen. Zuvor soll R. im Internet seine Reise in die Ukraine angekündigt und geschrieben haben, er sei bereit, „zu kämpfen und zu sterben“. In einem Beitrag auf X soll er geschrieben haben: „Wir müssen den Kreml niederbrennen.“ Auch in anderen Medien gab R. Interviews. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sprach R. im April 2022 von Kiew aus etwa von Russlands Staatschef Wladimir Putin als einem Terroristen. Weltweit müsse jeder dabei helfen, den Krieg zu beenden und die Ukrainer zu unterstützen, forderte R. in dem Interview.
Seine Sicht auf den Ukrainekrieg, aber auch auf andere außenpolitische Themen von Afghanistan bis Taiwan, schilderte R. offenbar in einem Buch, das er im Selbstverlag publizierte. In dem Buch soll R. den Iran zum Mord an Trump aufgerufen haben. „Sie können Trump ermorden“, zitiert die Nachrichtenagentur AP daraus. Den ehemaligen Präsidenten beschrieb R. demnach als Idioten, unter anderem wegen seiner Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 und des von ihm initiierten Ausstiegs aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran. R. schrieb, dass er einst für Trump gestimmt habe und eine Mitschuld daran habe, dass Trump Präsident geworden sei. Er beschrieb Trump als „Kind, das wir zu unserem nächsten Präsidenten gewählt haben, das sich als hirnlos erwies“.
Laut US-Medien geriet R. in der Vergangenheit wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt. So wurde er laut CNN im Jahr 2002 nach einer Fahrzeugkontrolle festgenommen, im Zuge derer er zunächst zu einer Schusswaffe gegriffen und sich schließlich in einem Geschäft verbarrikadiert haben soll. Außerdem soll er in Zivilprozessen zu Zahlungen in Höhe von Zehntausenden Dollar an verschiedene Kläger verurteilt worden sein. Auch habe er mehrfach seine Steuerschulden nicht pünktlich beglichen.
Wie reagierte Trump auf den Vorfall?
Trump
dankte den Sicherheitskräften des Secret Service und anderer Behörden. Sie alle hätten unglaubliche Arbeit geleistet, ihn zu beschützen. „Die geleistete Arbeit war absolut hervorragend. Ich
bin sehr stolz, ein Amerikaner zu sein!“, schrieb Trump in
Großbuchstaben auf seiner Plattform Truth Social.
Außerdem verschickte Trump
Nachrichten mit Spendenaufrufen. „Es gibt Menschen auf dieser Welt,
die alles Notwendige tun, um uns zu stoppen“, hieß es in einer dieser
Nachrichten. „Ich werde nicht aufgeben, für euch zu kämpfen. Ich werde niemals
aufgeben.“
Wie sind die Reaktionen auf den möglichen Anschlagsversuch?
US-Präsident Joe Biden dankte den Sicherheitskräften in einem
Statement. „Ich bin erleichtert, dass der ehemalige Präsident unversehrt
ist“, sagte er. Die Ermittlungen seien im Gange.
Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, verurteilte das mutmaßlich versuchte Attentat. „Ich verurteile politische Gewalt. Wir alle müssen
unseren Teil dazu beitragen, dass dieser Vorfall nicht zu weiterer
Gewalt führt“, wurde sie in einer Mitteilung des Weißen Hauses in
Washington zitiert. Sie sei zutiefst beunruhigt von dem möglichen
Mordanschlag auf den ehemaligen Präsidenten und dankbar, dass Trump in Sicherheit sei.
Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis, der Trump
im Wahlkampf unterstützt, kündigte eigene Ermittlungen des Bundesstaats an.
Diese sollten „die Wahrheit“ über den Vorfall ans Licht bringen.
„Ich bin glücklich, dass Präsident Trump in Sicherheit ist“,
schrieb der republikanische US-Vizepräsidentschaftskandidat J. D.
Vance auf X. Er habe mit Trump gesprochen, bevor die Nachricht von dem
Vorfall bekannt geworden sei, „und er war erstaunlicherweise guter
Dinge“. Er werde ein Dankesgebet sprechen, schrieb Vance.
Tim Walz, der demokratische Vizepräsidentschaftskandidat und
Gouverneur von Minnesota, sagte, er und seine Frau Gwen seien froh zu
hören, dass Trump in Sicherheit sei. „Gewalt hat keinen Platz in diesem Land“,
schrieb er auf X. „So sind wir als Nation nicht.“
Trump-Unterstützer Elon Musk schrieb auf X: „Und es versucht
noch nicht mal jemand, Biden/Kamala zu ermorden.“ Hinter die Worte setzte er
ein Emoji mit einem nachdenklichen Gesicht. Wenige Stunden später löschte Musk den Post.
Wie wird Donald Trump geschützt?
Der Secret Service ist in den USA für den Schutz
hochrangiger Politiker zuständig, dazu gehören auch Präsidentschaftskandidaten
und -kandidatinnen. Der zuständige Sheriff sagte, dass Trump weniger Schutz
genieße als ein amtierender Präsident. „Er ist nicht der amtierende Präsident –
wenn er es wäre, hätten wir den gesamten Golfplatz umstellt“, sagte er.
Der Anschlagsversuch vom 13. Juli und seine Folgen
Erst im Juli hatte es einen schwerwiegenden Anschlag gegeben, als ein Schütze in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania während einer Wahlkampfveranstaltung das Feuer auf Trump
eröffnete. Donald Trump wurde am Ohr verletzt, ein Besucher kam ums
Leben. Der mutmaßliche Täter, der 20-jährige Thomas Matthew Crooks, wurde von einem Scharfschützen des Secret Service erschossen. Sein Motiv ist bis heute
nicht klar. Der Anschlag veränderte zunächst die Dynamik des Wahlkampfes. Trump nutzte die Bilder des Vorfalls politisch. „Letzte Woche habe ich mir eine Kugel für die
Demokratie eingefangen“, sagte Trump Tage später auf einer Veranstaltung.
Wegen des Attentats auf Trump und des offensichtlichen Versagens des Secret Service trat dessen Chefin Kimberly Cheatle zurück. Mehrere Angestellte der zuständigen Behörde wurden beurlaubt.