Scheinfrieden: Donald Trump und Xi Jinping vertagen jeder brisanten Fragen

Das Treffen zwischen Donald Trump und Xi Jinping lädt ein zur Stilkunde. Es lässt erkennen, wie um Hegemonie in der heutigen Welt gerungen wird – durch Präsident Xi mit kühler Souveränität, durch Donald Trump mit euphorischen Floskeln


Donald Trump trifft Xi Jinping in Südkorea

Foto: Andrew Harnik/Getty Images


Gerade einmal 100 Minuten hat es gedauert, das improvisierte Spitzengespräch zwischen den Staatschefs der beiden größten Weltwirtschaftsmächte. Lang ersehnt und schlecht vorbereitet, jedenfalls auf amerikanischer Seite. Zwei Politikstile und weltpolitische Agenden trafen aufeinander, die unvereinbarer kaum sein könnten. Nur in einem Punkt war und ist man sich einig: Der Kampf um die Hegemonie in einer künftigen Weltordnung ist in vollem Gang und noch längst nicht entschieden.

Trump als Sprachrohr der MAGA-Bewegung hat die alte „Pax Americana“ aufgegeben. Er und sein Hofstaat halten sie für überholt. In Lateinamerika will man ungeachtet dessen weiterhin das Sagen haben, auch im indopazifischen Raum. China sieht das anders und arbeitet mit seinen Partnern an einer anderen Weltordnung, während Trump die tradierten Alliierten der USA reihum vor den Kopf stößt.

Was man über diesen Gipfel weiß, geht auf Donald Trumps bombastische Verlautbarungen zurück

Auf dem Rückflug von seiner Asien-Tour legte Donald Trump unverzüglich los mit den üblichen Übertreibungen. Dieser kurze, hoch informelle Austausch mittels Dolmetschern sei ein Riesenerfolg, eine Sternstunde der internationalen Diplomatie gewesen. Eine Pressekonferenz gab es nicht, Xi Jinping legt auf derlei keinen Wert. Chinas Delegation vermied es in ihrer offiziellen Verlautbarung über die Begegnung, die getroffenen Vereinbarungen konkret zu benennen. Was man weiß, beruht größtenteils auf Donald Trumps bombastischen Verlautbarungen.

Die Ergebnisse sind so, wie es zu erwarten war. Es gab nur kurze, ebenso improvisierte Vorgespräche. Diplomatie geht anders, kostet Zeit und Mühe. Donald Trump und seinem Team ist das offenkundig zu mühsam. Chinas Diplomaten haben es mit leisem Lächeln zur Kenntnis genommen. Beide Seiten scheinen gewillt, eine vorläufige Pause im Wirtschaftskrieg einzulegen.

Trump will die angekündigten Zollerhöhungen für chinesische Waren aussetzen und bereits beschlossene Zölle um zehn Prozent absenken. Weil die Chinesen ihm versprochen haben, im Kampf gegen den illegalen Handel mit Vorprodukten für das Opiat Fentanyl zu helfen. China will außerdem die Exportkontrollen bei Seltenen Erden-Metallen für mindestens ein Jahr zurückfahren. Und obendrein künftig mehr Sojabohnen in den USA kaufen.

Die gegenseitigen Zugeständnisse klingen eher vage

Alle wirklich brisanten Konfliktbeschleuniger sind, so der Eindruck, offenbar ausgespart worden. Kein Wort über Taiwan, keines über den Ukraine-Krieg – abgesehen von Trumps froher Botschaft, Xi habe ihm versprochen, bei der Beendigung dieses bewaffneten Konflikts behilflich zu sein. Kein Wort über Sanktionen, keines über russisches Öl. Kein Wort zu US-Ausfuhren von Hochleistungschips oder zu den dafür benötigten Spezialmaschinen nach China.

Auch entfiel jeder Hinweis auf den Umgang mit chinesischen IT-Konzernen. Alle Zugeständnisse der einen wie der anderen Seite sind zeitlich begrenzt und mehr als vage. Alles kann innerhalb kurzer Zeit wieder zur Disposition stehen. Der US-Präsident Trump hat den Handelskonflikt mit China für beendet erklärt, doch keinen dauerhaften Frieden mit einer rivalisierenden Weltmacht China ausgerufen.

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