Mit einem fünfzehn Mal höheren operativen Gewinn als im Vorjahresquartal hakt der südkoreanische Technologiekonzern Samsung Electronics seine Absatz- und Profitkrise aus dem vergangenen Jahr endgültig ab. Für den Zeitraum von April bis Juni meldete der Konzern mit Sitz in Suwon einen operativen Gewinn von 10,4 Billionen Won (knapp 7 Milliarden Dollar), was einer Steigerung um rund 1500 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr entspricht. Der Umsatz stieg um 23 Prozent auf 74 Billionen Won.
Mehr als diese zwei Zahlen veröffentlichte der Konzern zunächst nicht; die ausführlichen Quartalszahlen samt Erläuterungen des Vorstands folgen traditionell einige Wochen später. Dennoch geben diese Kennzahlen einen Eindruck davon, wie rasch sich der Konzern, der sowohl im Geschäft mit Speicherchips als auch mit Smartphones als Weltmarktführer gilt, von seiner jüngsten Krise erholt.
Die Verkäufe ziehen wieder an
Vor allem die hohe Inflation in weiten Teilen der Welt und Verzerrungen durch die Corona-Pandemie hatten dazu geführt, dass viele Kunden sich mit Käufen elektronischer Geräte zurückgehalten hatten, was sowohl dem Smartphone-Geschäft als auch dem Absatz von Speicherchips, die Samsung an alle möglichen Elektronikkonzerne zuliefert, geschadet hat. Inzwischen ziehen die Verkäufe wieder an und der Aufschwung der Künstlichen Intelligenz (KI) sorgt dafür, dass viele neue Rechenzentren mit hohem Bedarf an Speicherchips gebaut werden. Der Aktienkurs des Konzerns legte im Handel an der Börse in Seoul um 1,8 Prozent zu.
Spannend bleibt nun die Frage, wie schnell Samsung im Geschäft mit Breitband-Speicherchips (HBM) aufholen kann. In diesem Segment, das für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz von großer Bedeutung ist, hat der Lokalrivale SK Hynix den Branchenprimus weit hinter sich gelassen. Insbesondere seine Rolle als wichtiger Zulieferer des KI-Pioniers Nvidia hat der Nummer Zwei am Weltmarkt in den vergangenen zwei Jahren einen rasanten Kurszuwachs beschert. Innerhalb eines Jahres hat sich der Börsenwert verdoppelt und SK Hynix zum zweitteuersten Unternehmen an der Börse Seoul gemacht. Die südkoreanische Regierung teilte in dieser Woche mit, dass das Land im Juni so viele Halbleiter exportiert habe wie nie zuvor.
Nvidia prüft gerade, ob es auch HBM-Chips von Samsung verwenden will, ist dabei aber noch zu keinem Ergebnis gekommen. „Aufgrund von früheren Management-Fehlern hat Samsung Electronics die Chance verpasst, ein Pionier im neuen HBM-Markt zu werden und liegt nun zurück in der Wettbewerbsfähigkeit seiner Produkte“, schreibt CW Chung, Analyst der japanischen Großbank Nomura in einem Branchenreport. Hohe Erwartungen setze er aber in das neue Führungsteam in Samsungs Chipgeschäft. Mittel- bis langfristig sollte es dem im Mai neu an die Spitze gesetzten Chef der Sparte, Jun Young-hyun, gelingen, die Fehler seines Vorgängers zu korrigieren.
Kommt ein neuer Smartphone-Superzyklus?
Auch im Geschäft mit Smartphones und anderen Elektronikgeräten sagen manche Marktbeobachter einen neuen Superzyklus mit glänzenden Geschäften voraus, wenn es gelingt, KI-Anwendungen direkt auf ihnen so zu implementieren, dass sie einen echten Mehrwert gegenüber den bisherigen Geräten bieten. In wenigen Tagen will Samsung sein neues Klapp-Smartphone Galaxy Z Fold6 veröffentlichen, das nach Schätzungen bis zu 2000 Euro kosten könnte. Im Internet kursierten kurz vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen angebliche erste Bilder und Daten zu dem Gerät, die dafür sprechen, dass es vor allem eine Reihe neuer KI-Anwendungen bieten soll.