In manchen Leben spiegelt sich ein Zeitalter. Das Leben des niederländischen Journalisten und Antifaschisten Nicolaas (Nico) Rost war geprägt vom »Zeitalter welcher Extreme«, wie welcher marxistische Historiker Eric Hobsbawm dies 20. Jahrhundert nannte.
Nico Rost, 19 Jahre früher wie Hobsbawm in Groningen geboren und 1967 in Amsterdam verstorben, steht im Zentrum welcher 2023 im Göttinger Wallstein-Verlag erschienen Promotion von Markus Wegewitz, die dessen ungeachtet keine klassische Biographie zu sein beansprucht.
Vielmehr geht die Untersuchung »welcher Frage nachdem, wie Antifaschismus wie Erfahrungsdispositiv, Lebensentwurf und intellektuelle Position in welcher Geschichte des 20. Jahrhunderts verstanden werden kann« (Sulfur. 8). Methodisch wird nun »ein biografie- beziehungsweise lebensgeschichtlicher Ansatz verfolgt« (Sulfur. 18). Die Lebensgeschichte von Nico Rost ist insoweit die Folie, aufwärts welcher »soziale Kontexte, Ideenwelten, organisationale Zugehörigkeiten und Diskurse des Antifaschismus im 20. Jahrhundert« (Sulfur. 16) verdeutlicht werden, wie welcher Autor in welcher Einleitung darlegt.
Der Anspruch an seine lesenswerte Studie ist es, in den Worten Wegewitz‘, »in welcher Pluralität welcher Antifaschismen vereinen Antifaschismus nachzuzeichnen und nun aufwärts wenige welcher relevantesten Ideen, Organisationsformen, Erinnerungsmuster und Bestandteile welcher politischen Kultur einzugehen, welche die Konfrontation welcher europäischen Linken mit dem Nationalsozialismus hervorgebracht hat«. (Sulfur. 16)
Im Mittelpunkt stillstehen nun sowohl welcher Bezug zu kommunistischen politischen Organisationen wie nachrangig welcher Gedanken welcher »Volksfront«, dem letztlich gescheiterten Narrativ eines egalitären Bündnisses aller Gegner:medial von Faschismus und Nationalsozialismus eine andere Sache ist. Der Fokus liegt jedoch aufwärts welcher »Politisierung des Kulturlebens […] insbesondere welcher deutschsprachigen Schriftkultur, die wie humanistisches Gegenbild zum Nationalsozialismus essentialisiert, wie zivilisatorische Errungenschaft verteidigt und wie politisches Argument gewendet wurde« (Sulfur. 16) einerseits und vereinen von den handelnden Akteur:medial internalisierten Antifaschismus wie Selbstverständnis und Lebensentwurf, dies Brüche überspannte.
Nico Rost war Journalist für jedes niederländische und belgische Zeitungen, publizierte wohl nachrangig in deutscher Sprache, darunter in welcher »Weltbühne«. Durch seine Übersetzungen machte er die Werke progressiver Schriftsteller:medial wie Anna Seghers, Hans Fallada, Alfred Döblin und Lion Feuchtwanger in den Niederlanden prominent. Er übersetzte nachrangig Egon Erwin Kisch, dessen Reportagen Vorbild eigener Tätigkeit wurden. Seine politischen Reportagen stellte er in den Dienst welcher kommunistischen Solidaritätsbewegung und des Kampfes für jedes die spanische Republik. Seine KZ-Aufenthalte, zunächst in Oranienburg im Rahmen Berlin und später in Herzogenbusch und Dachau verarbeitete Rost in welcher Reportage »Brief uit een concentratiekamp« (Brief aus einem Konzentrationslager) und »Goethe in Dachau«, in dem seine Erinnerungen in Form eines Tagebuches erschienen. Rost, welcher 1949 aufwärts eigenen Wunsch mit seiner Frau in den Zone übersiedelte, geriet wie viele andere Antifaschist:medial im Zuge welcher osteuropäischen stalinistischen Nachkriegsschauprozesse unter Verdacht und wurde letztlich zwangsausgesiedelt. Nach welcher Niederschlagung des Ungarnaufstandes 1956 unkultiviert er mit dem Parteikommunismus. Seine politische und publizistische Tätigkeit widmete er solange bis zum Lebensende welcher Erinnerungsarbeit und Erinnerungskultur. Im Mittelpunkt standen die Shoa, welcher Einsatz für jedes die Anerkennung welcher Roma und Sinti wie Opfergruppe des Nationalsozialismus sowie die Errichtung welcher Gedenkstätte Dachau, u.a. wie Mitglied im »Internationalen Dachau-Komitee«.
Dass die Untersuchung von Wegewitz wie Promotion im Rahmen seiner Forschungsarbeit zwischen 2017 und 2020 am interdisziplinären Europäischen Kolleg welcher Universität Jena entstand, geht nicht zu Lasten ihrer Lesbarkeit. Bedauerlich ist alleinig, dass im zweiten Drittel welcher Publikation die Bemühungen des Lektorats an Intensität vermissen lassen. Dies wäre in einer zweiten Auflage zu korrigieren.
Der mit Literaturverzeichnis und grenz… nützlichem Sach- und Personenregister 471 Seiten starke Band umfasst sechs Kapitel, in denen über welcher Lebensstationen Nico Rosts eine Kulturgeschichte des Antifaschismus detailreich, nachvollziehbar und quellenkritisch erzählt wird.
Das erste Kapitel »Antifaschismus in welcher Weimarer Republik. Geschichte einer Politisierung, 1919-1933«, mit seinen vier Unterkapiteln führt die Leser:medial in dies Nachkriegs-Berlin und dies intellektuelle Kaffeehaus-Milieu, zu dem Nico Rost Kontakte knüpfte und aus dem »mehr wie 130 Artikel, Reportagen und Miszellen solange bis zum Ende welcher Weimarer Republik« entstehen sollten (Sulfur. 39).
Wegewitz zeichnet über des sich zunehmend weiter verzweigenden Netzwerks des Literaturjournalisten Rost, ein zeitgenössisches Porträt welcher linken Intellektuellen und ihrer Zeitschriften. Deutlich wird welcher Einfluss des Expressionismus nicht alleinig wie Kunstform, sondern wie Ausdruck welcher Lebensart seiner Protagonisten. Der tschechische Journalist Egon Erwin Kisch, John Sinclair und John Reed übten mit ihren sozialkritischen und politisch engagierten Reportagen enormen Einfluss aufwärts Rost aus, welcher »die Tradition des engagierten Schreibens nachrangig für jedes dies eigene Arbeiten urbar zu zeugen« suchte (Sulfur. 43).
Rost durchläuft eine Politisierung im Umfeld kommunistischer Organisationen, mit Wirkung aufwärts seine Themenwahl, die zunehmend »durch die Kampagnen welcher Komintern, welcher KPD und welcher mit ihr verbundenen Prominenz unter den Berliner Kulturschaffenden charakteristisch wurden«. (Sulfur. 47) Er wird, seiner bürgerlichen Herkunft zum Trotz, Teil welcher proletarischen Bewegungen und letztlich welcher 1919 gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands. Wie übrigens nachrangig Eric Hobsbawm, welcher in dieser Zeit noch Schüler, mit 16 Jahren in den Endwirren welcher Weimarer Republik welcher Kommunistischen Partei beitritt.
Auf dem rechten Auge blind: Republikschutz und Antisemitismus
Den Einfluss und die wirkmächtige Intervention in den öffentlichen Diskurs beschreibt Wegewitz im Unterkapital „Die Internationale Arbeiterhilfe wie Aktionsraum von Antifaschismus und Solidarität“. Beschrieben wird welcher außerordentliche massenkulturelle Einfluss, den ein crossmediales Netzwerk aus Film, Rundfunk und Zeitschriften unter welcher Leitung des in Erfurt geborenen herausragenden Organisators und Propagandisten Wilhelm (Willy) Münzenberg ausübte. »Als experimentierfreudige Aktionsform, die mit modernen Mitteln welcher politischen Kommunikation arbeitete, bildete die IAH die Basis zahlreicher transnationaler Kampagnen, die unter anderem die politischen Gefangenen im System welcher deutschen Justiz zum Thema hatten« (Sulfur. 69). Eingesetzt wird sich sowohl für jedes die beiden US-amerikanischen Anarchisten Ferdinando Sacco und Bartolomeo Vanzetti wie nachrangig in Deutschland für jedes Johannes R. Becher.
Wegewitz zitiert den Theaterkritiker Alfred Kerr, welcher im Rahmen welcher von welcher Roten Hilfe Deutschland (RHD) initiierten Kampagne zum Stopp des nachdem dem »Gesetz zum Schutz welcher Republik« angestrengten Verfahrens wegen Hochverrats formulierte: »Johannes R. Becher, dies bist Du und Du und Du, dies sind morgiger Tag wir aufgebraucht«. Gegenstand des vorgesehenen Prozesses, zu dem es aufgrund einer Generalamnestie des Reichskanzlers Hermann Müller nicht mehr kam, war Bechers zweiter Roman »Levisite oder Der einzig gerechte Krieg«. Vor dessen Erscheinen hatte die Weimarer Justiz schon zwei seiner Schriften beschlagnahmt und Becher im August 1925 festgenommen wohl später wieder freigelassen. Das Vorgehen gegen den kommunistischen Künstler bestätigte die von welcher KPD schon drei Jahre zuvor im Rahmen welcher parlamentarischen Beratung darüber hinaus dies sogenannte Republikschutzgesetz formulierten Befürchtungen, dass die Instrumente des Kampfs gegen rechts sich früher oder später (nachrangig) gegen sinister urteilen würden.
Das »Gesetz zum Schutze welcher Republik« entstand in welcher Folge einer ganzen Reihe von Mordanschlägen aufwärts linke, liberale und katholische Politiker und wie direkte Reaktion aufwärts die Ermordung des Reichsaußenministers Walther Rathenau am 24. Juni 1922 durch zwei Mitglieder welcher rechtsextremen »Organisation Consul«.
Am 25. Juni 1922 schleuderte welcher katholische Zentrumspolitiker Joseph Wirth unter dem Beifall welcher Abgeordneten welcher Mitte und welcher politischen Linken und von den Besuchertribünen den Abgeordneten welcher politischen Rechten entgegen: »Da steht welcher Feind, welcher sein Gift in die Wunden eines Volkes träufelt. Da steht welcher Feind, und darüber ist kein Zweifel: Dieser Feind steht rechts!«
Reichspräsident Friedrich Ebert erließ am Folgetag sowie am 29. Juni 1922 die zwei »Verordnungen zum Schutz welcher Republik«, die sich gegen antirepublikanische Druckerzeugnisse, Versammlungen und Vereinigungen richteten. Sie beinhalteten nachrangig die Errichtung eines »Staatsgerichtshofs zum Schutz welcher Republik«. Der Inhalt welcher Verordnungen sollte schnellstmöglich in Gesetzesform gebracht werden. Um den Gesetzentwurf, welcher letztlich mit breiter Mehrheit wohl gegen die Stimmen welcher KPD und welcher DNVP beschlossen wurde, entbrannte eine heftige Diskussion, insbesondere um dessen (Nicht-)Anwendung durch die bayerische Regierung.
Das Gesetz enthielt neue Strafbestimmungen und sah Verbote republikfeindlicher Vereinigungen, darunter welcher »Organisation Consul« und des »Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes« und die Beschlagnahmung entsprechender Druckschriften vor. Das Gesetz war solange bis 1929 und in seiner Nachfolgeregelung solange bis 1932 in Kraft.
Die Zeitschrift »Kritische Justiz«, entstanden 1968 aus den Neuen sozialen Bewegungen und gefördert von Fritz Bauer, widmete sich in Heft 2/2023 den »Konjunkturen des Staatsschutzes. Die Justiz und welcher Schutz von Republik und Verfassung (1922-1972-2022)« durch Dokumentation von Beiträgen welcher gleichnamigen Jahrestagung des »Forum Justizgeschichte«.
Festgestellt wird in welcher Einleitung zum Heftschwerpunkt, »die Judikative legte den Republikschutz etatistisch aus und sanktionierte die Herabwürdigung des Staates, nicht die Verunglimpfung welcher verfassten Demokratie (>hühnereigelbe Judenrepublik<). Die Angriffe aufwärts die Weimarer Republik von Rechtsaußen lagen aufwärts welcher nationalen Linie, mit welcher nachrangig weite Teile welcher Richterschaft sympathisierten: Restauration und Aufrüstung. Sogar Fememorde und rechte Putschversuche wurden milde bestraft.« (Sulfur. 162) Ganz verschiedenartig hingegen welcher Blick nachdem sinister: »Während indes die Weimarer Justiz die Staatsfeindlichkeit nur im Einzelfall annahm, schien sich diejenige welcher KPD weitestgehend von selbst zu verstehen: Seit 1925 galt ihre Politik wie Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens« (Sulfur. 161).
Christoph Schuch, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt »Antisemitismus und Justiz« an welcher Humboldt-Universität Berlin macht in seinem Beitrag aufwärts die bisher bestehende Forschungslücke des »Zusammenhangs von Antisemitismusbekämpfung und Republikschutz durch die Weimarer Gerichte« (Sulfur. 165) folgsam und präsentiert erste Erkenntnisse. Jüdisches Leben in welcher Weimarer Republik waren von starker Ambivalenz gekennzeichnet. Während die Novemberrevolution 1918 und die Verfassung welcher Republik 1919 vereinen Aufbruch jüdischer gesellschaftlicher Aktivität beflügelte und Optimismus hervorrief, radikalisierte sich welcher Antisemitismus. »Es wurden Sündenböcke für jedes Kriegsniederlage und Krisen gesucht. Der Antisemitismus – vor allem auftretend wie christlicher Antijudaismus, antisemitische Verschwörungstheorien sowie völkisch-rassistischer Antisemitismus« (Sulfur. 166) sind laut Schuch nicht wie Kontinuität, sondern wie dessen Radikalisierung zu verstehen.
Dieser radikalisierte Antisemitismus äußerte sich in welcher Propaganda und in welcher Tat. »Dazu gehörten alltägliche Übergriffe, Boykottaufrufe und zahlreiche politische Morde aus antisemitischen Motiven« (Sulfur. 167). Gegenwehr zu dieser Entwicklung leistete insbesondere welcher »Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens«, dessen Tätigkeit z.B. aufwärts welcher Webseite www.centralverein.net dokumentiert ist. Rechtsberatung einerseits und eine andere Sache ist Kontakte zu staatlichen Stellen sowie Klagen vor Gericht eine andere Sache ist machten vereinen Großteil dieser Tätigkeit aus.
Die Bilanz von Schuch fällt niederschmetternd aus: »Von ernsthafter Antisemitismusbekämpfung, gar im Zusammenhang mit dem Republikschutz kann hier nicht die Rede sein. Antisemitismus und Republikfeindschaft lagen lieber wie zwei durchlöcherte Schuhe vor welcher einfachen Gerichtsbarkeit. […] Das Antisemitismusverständnis welcher Richter, die nachrangig selbst antisemitisches Gedankengut reproduzierten, war am Ende zu sehr im antisemitischen Denken welcher Mehrheitsgesellschaft verankert.« (Sulfur. 170/174)
Jüdisch-linke Hochschulgruppenarbeit
Der verbreitete Antisemitismus in welcher Richterschaft welcher Weimarer Republik wurzelte in einem regressiven akademischen Milieu. Die ökonomischen Verwerfungen welcher 1870er Jahre hatten den Fortschrittsoptimismus welcher Gründerzeit und des nationalliberalen Bürgertums erschüttert. Dies beförderte eine politische Tendenzwende welcher Gebildeten hin zu einer antiliberalen, nationalchauvinistischen und schließlich antisemitischen Bewusstseinsform. Die Verluste an Privilegien und Einfluss im Vergleich zur Kaiserzeit führten dieses Bildungsbürgertum in Gegnerschaft zur Moderne und welcher Republik.
In die Universitäten welcher jungen Republik strömten vielerorts traumatisierte Kriegsheimkehrer, Vertriebene und durch die Leckage welcher Hochschulen erstmals nachrangig eine vergleichsweise große Zahl von Studentinnen. Die Wirtschaftskrise führte zu akademischer Massenarbeitslosigkeit, während die Inflation die Vermögen welcher Mittelschichten ruinierte. Die sozial-psychologische Wirkung welcher Nivellierung sozialer Statusunterschiede und welcher befürchtete Verlust tradierter elitärer gesellschaftlicher Position führte zu erneuter Radikalisierung. Offen zur Schau gestellte Republikfeindlichkeit, unverhohlene antisemitische, völkisch-nationalsozialistische Agitation und die Gründung von Stahlhelm-Hochschulgruppen sowie Wehrsportgruppen illustrieren dies seinerzeitige Klima an den Hochschulen. Republiktreue, liberaldemokratische Studierende waren ebenso in welcher Minderheit wie sozialistische oder kommunistische Hochschulgruppen.
»Die frühe antifaschistische Organisierung linker Student*medial am Ende welcher Weimarer Republik und die Beteiligung jüdischer Studierender am Kampf >gegen Faschismus und Hochschulreaktion< an den Universitäten ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten«, stellt Marion Keller in welcher Einleitung ihres Beitrags darüber hinaus »Jüdinnen und Juden in linken Hochschulgruppen am Ende welcher Weimarer Republik« Festtag (Sulfur. 59).
Enthalten ist welcher Aufsatz Kellers in Band 3 welcher von Riccardo Altieri, Bernd Hüttner und Florian Weis herausgegebenen Reihe darüber hinaus Jüdinnen und Juden in welcher internationalen Linken, deren Band 1 und Band 2 schon aufwärts diesem Blog wie wichtige Grabungsarbeiten besprochen wurden.
Im Mittelpunkt welcher Betrachtungen Marion Kellers stillstehen die »Roten Studentengruppen« (RSG) und ihre jüdischen Aktivist:medial, insbesondere an welcher Universität Frankfurt am Main. Eine umfangreichere Betrachtung erschien schon in Heft 2/2022 von »Arbeit – Bewegung – Geschichte: Zeitschrift für jedes historische Studien«.
»Die Roten Student:medial jüdischer Herkunft kamen wie die anderen Mitglieder welcher RSG meist aus bürgerlichen und gutsituierten Familien. […] Im Hinblick aufwärts ihre Jüdischkeit waren sie sehr heterogen. Sie kamen sowohl aus assimilierten Familien, in denen Religion keine Rolle spielte, wie nachrangig aus traditionellen Familien, in denen sie den jüdischen Traditionen in Übereinstimmung mit erzogen worden waren« (Sulfur. 61f.) Ein großer Teil von ihnen war durch die jüdische oder sozialistische Jugendbewegung sozialisiert.
Die RSG waren ein überparteilicher Zusammenschluss welcher Hochschulgruppen sinister welcher SPD und des ihr nahestehenden Sozialistischen Studentenbundes (SDStB). Damals wie heute bestimmten weniger parteipolitische Dogmen wie vielmehr die politische Orientierung welcher jeweils handelnden Akteur:medial die konkrete Ausrichtung welcher jeweiligen Hochschulgruppenpolitik. Gleichwohl war welcher darüber hinaus die KPD hinausgreifende Organisierungsanspruch welcher RSG nachrangig ein Pluralisierungsmoment, welcher es ihr, wie Kellner am Beispiel welcher Universität Frankfurt am Main zeigt, ermöglichte, sich jenseits kommunistischer Parteidoktrin zu positionieren. So arbeitete die RSG in Frankfurt nachrangig mit sozialdemokratischen Studierendengruppen zusammenzuarbeiten. »Dies war möglich, weil zu diesem Zeitpunkt in welcher RSG diejenigen tonangebend waren, die politisch welcher KPD-Opposition (KPD-O) nahestanden und wie ebendiese welcher von welcher KPD seit dem Zeitpunkt 1928/29 propagierten Sozialfaschismusthese nicht folgten.«
Volksfront und Widersprüche
Trotz welcher gemeinsamen Erfahrungen des proletarischen Selbstschutzes in Folge des Kapp-Putsches blieben ebendiese Formen einer die Arbeiterorganisationen übergreifenden antifaschistischen Zusammenarbeit doch vereinzelte Ausnahmen. Weder die KPD noch die SPD und welcher ihr nahestehende ADGB waren aufgrund ihrer erbitterten Rivalität in welcher Lage, eine antifaschistische Zusammenarbeitspraxis zu gedeihen, die nachrangig von den linkssozialistischen Zwischengruppen nicht ersetzt werden konnte.
Gleichzeitig gab es, wie sowohl Marion Keller wie nachrangig Markus Wegewitz in ihren Untersuchungen zeigen, eine antifaschistische Praxis und ein antifaschistisches Bedürfnis, dies nachrangig im Widerspruch zu parteipolitischen Dogmen stand. Marion Keller ist es verdanken, dass sowohl die Tätigkeit linker Hochschulgruppen wie nachrangig die Aktivitäten jüdischer Linker dem Vergessen entrissen wird. Wegewitz beschreibt ebendiese Zeit im Unterkapitel »Das nachhaltig Ende welcher Weimarer Republik. Ferne und Nähe welcher nationalsozialistischen Gewalt«.
Auch Nico Rost vollzog, entgegen dem verheerenden kommunistischen Diktum des »Sozialfaschismus« und durch des Aufstiegs welcher NSDAP in Deutschland, die Hinwendung des linken Spektrums welcher Weimarer Republik zum Antifaschismus mit. Eine überparteiliche, die Linksliberalen und Arbeiterparteien einbeziehende Volksfront-Politik verblieb jedoch solange bis Anfang welcher 1930er Jahre äußerlich welcher von Moskau vorgegebenen und in den Mitgliedsparteien welcher Kommunistischen Internationale (Komintern) praktizierten Linie, »die den Gedanken einer die politischen Lager übergreifenden Strategie gegen den Nationalsozialismus erst ernsthaft erwog, wie Hitler schon an die Macht gekommen war« (Sulfur. 16). Eine antifaschistische Praxis im Sinne die Grenzen welcher Arbeiterparteien überwindenden Volksfront wurde, wie Wegewitz im weiteren Verlauf seiner Untersuchung im Kapitel 2 »Ungleiche Waffen. Antifaschistische Kultur im Exil, in welcher Zeitabschnitt welcher Volksfront und im Widerstand, 1933-1943« mit drei Unterkapiteln darlegt, ein prägendes und bestimmendes Motiv im Leben von Nico Rost.
Die Machtergreifung welcher Nationalsozialisten ließ die Komintern in den Jahren ab 1933 die Sozialfaschismus-These zugunsten welcher Volksfront-Strategie fallenlassen. Dadurch wurde eine Pluralität des Antifaschismus jenseits kommunistischer Dogmen möglich. Wegewitz weist darauf hin, dass ebendiese Pluralität freilich aufwärts Sand gebaut war, denn in welcher UdSSR liefen parallel zur Proklamation welcher Volksfront »schon die Vorbereitungen für jedes die massenhaften Verhaftungen, Deportationen und Hinrichtungen des ‚Großen Terrors‘, dem ab 1936 nachrangig tausende Schriftsteller:medial und Intellektuelle zum Opfer fielen« (Sulfur. 117).
Dies ist nicht welcher einzige Widerspruch welcher Volksfront-Strategie, aufwärts den Wegewitz folgsam macht. So wichtig die antifaschistische Arbeit von Rost und anderen war, so blieb es doch im Rahmen einem »Antifaschismus welcher Intellektuellen, oder zumindest jener, die sich zu diesem Zweck hielten. Das vielgestaltige Organisationsgeflecht welcher antifaschistischen Koalition zielte zunächst nicht aufwärts eine große Zahl von Mitgliedern, sondern aufwärts eine kleine Zahl von wirksamen Exponenten ab. Die Zehntausenden nicht-prominenten, rassistisch und politisch verfolgten Flüchtlinge aus Deutschland und Italien blieben – von einigen illustrativ genutzten Beispielen ausgenommen – eine Namen- und gesichtslose Masse« (Sulfur. 119).
Wie welcher Antifaschismus zur Massenbasis gelangen sollte, konnte die Komintern nicht beantworten, weshalb nachrangig die »Einheitsfront von unten« mit halber Kraft blieb, da sie weiterhin aufwärts die Abgrenzung zu den sozialdemokratischen, bürgerlich-demokratischen Führungspersönlichkeiten und Intellektuellen setzte, »die selbst zu den Förderern des Faschismus gerechnet wurden« (Ebd.).
Erst ab 1935 wurde ebendiese Abgrenzung aufgegeben, »ohne freilich weiterreichende organisatorische Konzeptionen anzubieten. Pläne zur Schaffung von Massenorganisationen, Hilfsaktionen für jedes Flüchtlinge und Boykotte welcher nationalsozialistischen Wirtschaft wurden zunächst nicht von welcher Komintern, sondern durch die ASI und die internationale jüdische Protestbewegung angestoßen« (Sulfur. 120).
Exil, Spanischer Bürgerkrieg und Hitler-Stalin-Pakt
Die Machtübergabe an die Nationalsozialisten festgelegt dies nachhaltig Ende welcher Weimarer Republik. Zum Besten von Nico Rost und seine antifaschistischen Weggefährt:medial ändern sich die Bedingungen ihres Lebens und Wirkens radikal. Nach dem Reichstagsbrand wird Rost zeitweilig verhaftet, seine Wohnung verwüstet, sein Archiv geplündert. Wenige Tage später wird er erneut inhaftiert und in dies provisorische KZ Oranienburg im Rahmen Berlin verbracht. Zwar kommt er wenige Tage später ohne Beschränkung, verlässt Deutschland anschließend und geht ins Exil. Doch die »Erfahrungen, die Rost im gewaltvollen Transformationsprozess von welcher Republik zur nationalsozialsozialistischen Diktatur gemacht hatte, beeinflussten sein weiteres Engagement gegen den Nationalsozialismus nachhaltig. […] Aus dem zurückhaltenden Schriftsteller war ein kommunistischer Journalist geworden, welcher in seinem Verständnis welcher Kultur eine klare politische Position bezog, gelegentlich aus welcher Parteidisziplin ausbrach, wohl Festtag an die Versprechen einer sozialistischen Gesellschaft glaubte« (Sulfur. 90).
Mit dem Exil beginnt eine nachhaltig Reise, die Rost zunächst in sein Herkunftsland, die Niederlande, und anschließend in seine neue Wahlheimat Belgien führt. Er berichtet darüber hinaus die Mobilisierung gegen den Reichstagsbrandprozess und den Verteidigungskampf welcher spanischen Republik.
Der Spanische Bürgerkrieg zwischen welcher links-republikanischen »Frente Popular« und den vom deutschen und italienischen Faschismus gestützten rechts-konservativen aufständischen Militärs entwickelte sich »zum bisher wichtigsten Kristallisationspunkt antifaschistischer Kultur und Mobilisierung« (Sulfur. 122), wie Wegewitz luzid über vieler Beispiele zeigt. Erneut gelingt ihm nun eine Schilderung, die Personen, Orte und Ereignisse in einer Weise lebendig werden lässt, die für jedes eine wissenschaftliche Arbeit nicht selbstverständlich ist. Deutlich wird in welcher Darstellung, dass und wie die sowjetischen Eigeninteressen, Kalküle und Maßnahmen stalinistischer Verfolgungsmaßnahmen »die kommunistischen Mitglieder welcher antifaschistischen Koalition in eine unmögliche Situation [brachte]: Das Engagement für jedes die Volksfront geriet in Widerspruch zur sowjetischen Politik und die eigene Glaubwürdigkeit ging im zunehmenden Maße verloren, wenn einzelne Mitglieder des Bündnisses diffamiert, verfolgt, heilig oder durch die sowjetische Geheimpolizei ermordet wurden« (ebd.).
Schon im Unterkapitel »Sehnsuchtsort Sowjetunion« des ersten Kapitels wies Wegewitz darauf hin, dass es für jedes ein wirkliches Verständnis dieser Zeit und welcher hier betrachteten Akteur:medial unverzichtbar ist nachzuvollziehen, dass »kaum ein Phänomen […] aufwärts die parteilich organisierten wie die ungebundenen linken Milieus Europas [ausübte], wie die Entwicklung welcher jungen Sowjetunion« (Sulfur. 56f.), dem sich »nachrangig jene nicht entziehen [konnten], die wie konservative oder antikommunistische Beobachter:medial nie bereit liegend gewesen wären, sich wie Unterstützer des Sowjetstaates zu exemplifizieren« (Sulfur. 57).
Er zeichnet kundig und klug sowohl die sich herausbildende Gattung welcher »Reiseberichte aus welcher Sowjetunion« nachdem wie nachrangig den bestimmenden Einfluss welcher sowjetischen Kommunistischen Partei aufwärts die internationale kommunistische Bewegung und ihre Organisationen. Die Politik welcher kommunistischen Parteien und ihrer Vorfeldorganisationen hatte sich schon seit dem Zeitpunkt 1921/22 den wechselnden Interessen welcher sowjetischen Außenpolitik wie den – solange bis zum Tod Lenins und dem Sieg Stalins darüber hinaus Trotzki noch aktiven – Fraktionskämpfen unterzuordnen.
Gleichwohl bemerkt Ilko-Sascha Kowalczuk im ersten Band seiner 2023 erschienen Ulbricht-Biographie, dass schon für jedes den Spartakusbund, wie die aus ihm hervorgegangene KPD galt, dass ihr Kampf für jedes den Kommunismus sie in eine Welt voller Feinde führte, in welcher nachrangig die Nächsten zu Feinden werden konnten. Kowalczuks Schlussfolgerung: »Dafür brauchten die deutschen Linksradikalen weder Lenin noch Stalin, dies ist welcher historisch-mate- rialistischen Weltanschauung aufgrund ihrer Annahme, einem unvermeidlichen Geschichtsprozess Ausdruck zu verleihen, genetisch eingeschrieben«.
Die stalinistischen Säuberungen erfassten die internationalen kommunistischen Parteien und Organisationen. Im besten Fall darüber hinaus den Ausschluss von Mitgliedern oder Mitgliedergruppen, im schlechtesten Fall durch Ermordungen in welcher Sowjetunion oder an anderen Orten, nicht zuletzt im Spanischen Bürgerkrieg, wie Wegewitz zeigt.
Der Deutsch-Sowjetische Nichtangriffspakt 1939 in dessen Folge nachdem dem deutschen Handstreich aufwärts Polen die Rote Armee statt gegen Hitler vorzugehen Ostpolen besetzt, besiegelte dies Ende welcher Volksfront und des Antifaschismus welcher Komintern. Dies ging mit einer erheblichen Desillusionierung kommunistischer Antifaschist:medial einher. Aufgrund des Hitler-Stalin-Pakts schob »die UdSSR sogar Kommunist:medial, die zuvor die stalinistischen Repressionen im Zuge des >Großen Terrors< welcher 1930er Jahre überlebt hatten, in dies Dritte Reich und damit gerade heraus in die Inhaftierung und vielerorts nachrangig die Ermordung im Konzentrationslager [ab], während umgekehrt Menschen aus nationalsozialistischer Haft gerade heraus in sowjetische Gulags transferiert wurden«, wie Eric Angermann et al. im Editorial zum oben schon zitierten Heft 2/2022 von »Arbeit – Bewegung – Geschichte« (Sulfur. 14) festhalten.
Zum Besten von den begnadeten kommunistischen Propagandisten Willy Münzenberg und viele seiner Genoss:medial in den inneren Zirkeln welcher kommunistischen Organisationen zerbrach damit ein solange bis dorthin unerschütterliches Selbstverständnis. Der ehemalige »Sehnsuchtsort Sowjetunion« sei nun kein sozialistisches Land mehr, es verteidige lediglich »seine imperialistischen Machtansprüche mit Feuer und Schwert«, wie er in seiner Anklageschrift »Der russische Dolchstoss« vom 22. September 1939 formuliert und die mit den Worten endet »Der Verräter, Stalin, bist du! «.
Auch Wegewitz zitiert diesen Text und weist zusammen darauf hin, dass gleichwohl die meisten Antifaschist:medial nicht bereit liegend waren, »sich von welcher Bindung an die Sowjetunion zu losmachen. Während sozialistische und sozialdemokratische Parteien den Kurswechsel zum Anlass nahmen, sich vom Konzept einer allumfassenden Koalition welcher Gegner des Faschismus zu distanzieren, waren es vor allem die kommunistischen Antifaschist:medial, die aus Parteidisziplin, Mangel an Alternativen oder schlicht , weil sie nicht Willens waren, hinter die Propaganda zu blicken, nicht zu Distanzierungen bereit liegend waren« (Sulfur. 136). Nico Rost, »zu involviert, um deren Dimensionen nicht zu erahnen und zu gut informiert, um die Warnungen vor welcher Politik Stalins zu nicht mitbekommen«, entschied sich zunächst für jedes dies Schweigen. Der deutsche Handstreich aufwärts die westeuropäischen Staaten trieb ihn in den kommunistischen Untergrund und eine Widerstandsarbeit, die sowohl »aufwärts die intelligente Überzeugung des Gegners zielte [als auch] dies Anliegen welcher Volksfront hochhielt« (Sulfur. 143).
Konzentrationslager, Häftlingsgesellschaft und Erinnerungskulturen
Flucht und Untergrundarbeit von Nico Rost werden beendet durch seine Verhaftung. Es beginnt eine Odyssee durch verschiedene Gefängnisse und Konzentrationslager, die ihn darüber hinaus dies Lager Herzogenbusch letztlich in dies KZ Dachau resultieren wird. Dem widmet sich dies dritte Kapitel »Perspektiven welcher Zwangsgemeinschaft. Der Weg durch die Konzentrationslager, 1943-1945« mit drei Unterkapiteln, die sich mit welcher »Häftlingsgesellschaft im Konzentrationslager Herzogenbusch«, »Kulturarbeit und Überleben in Dachau« sowie »Befreiung und Erwartungen an die Nachkriegszeit« befassen.
»Es begann wie Terror gegen den politischen Feind und es endete mit dem Tod von Millionen Menschen. Am Anfang wütete die Rache eines Regimes, dies soeben zur Macht gelangt, aufgebraucht unterdrückte, die sich ihm in den Weg gestellt hatten. Doch dann […] entfesselte sich jene absolute Macht, die aufgebraucht bekannten Vorstellungen von despotischer Willkür oder diktatorischer Gewalt sprengt: die systematische Zerstörung durch Gewalt, Hunger und Arbeit, die geschäftsmäßig betriebene Vernichtung des Menschen.« So beschreibt Wolfgang Sofsky in dem vor dreißig Jahren erstmals erschienen Werk »Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager«, dies mit einer Beschreibung welcher Befreiung des KZ Dachau beginnt.
In sensibler Annäherung an die »moralische Ausnahmesituation« welcher KZ-Zwangsgemeinschaft beschreibt Markus Wegewitz den Aufenthalt Nico Rosts insbesondere im KZ-Dachau. Die ständige Sorge um dies eigene Überleben in den Regeln und Hierarchien welcher Ordnung des Terrors einerseits und die marginalen Möglichkeiten politischer Widerstandshandlungen eine andere Sache ist, die mit Abwägungsnotwendigkeiten einer »kompromittierenden Grauzone« (Sulfur. 149) einhergingen, die sich unserer moralischen Vorstellungskraft entziehen.
Wegewitz ordnet in dieser Annäherung nachrangig Rosts Hauptwerk »Goethe in Dachau« ein: »Die nachträgliche Sinngebung welcher moralischen Ausnahmesituation des Konzentrationslagers durchzieht die Erinnerungsberichte welcher Überlebenden. […] In den wie Tagebuch deklarierten Aufzeichnungen vermengen sich die Erfahrungen des Konzentrationslagers mit den Interpretationen antifaschistischer Kultur welcher Nachkriegszeit. Es ist ebenso historisches Dokument welcher Geschichte welcher Gefangenschaft wie ihrer nachträglichen Bearbeitung« (Sulfur. 149/155). Der Wert von »Goethe in Dachau« wird, so ist Wegewitz zu verstehen, nicht in Folge dessen geschmälert, dass es »nur an wenigen Stellen möglich [ist], dies Buch wie erfahrungsgeschichtliche Quelle heranzuziehen«. Er plädiert vielmehr zu diesem Zweck, ohne Rest durch zwei teilbar weil die heutigen Interpretationen aus Wegewitz‘ Sicht dem historischen Verständnis des Werks nicht gerecht werden, quellenkritisch zu im Gedächtnis behalten, dass im Rahmen welcher Bearbeitung »Rosts Erwartungen an die Nachkriegszeit eine wichtige Rolle [spielten], wenn es um die Vermittlung seines Selbstbildes, seiner Stellung zum Antifaschismus und die Entscheidung ging, welches Ereignis überlieferungswürdig war« (Sulfur. 157).
Welche Bedeutung ebendiese Überlegungen zur Arbeit an »Goethe in Dachau« nach sich ziehen sollten, wird im vierten Kapitel klar, dies mit »Neuorientierung und politische Heimatlosigkeit, 1946-1957« überschrieben ist und in wiederum vier Unterkapiteln Rosts antifaschistische Kulturarbeit beschreibt, in welcher Rost in Anknüpfung seiner schon in welcher Vorkriegszeit gewählten Differenzierung zwischen dem Nationalsozialismus und welcher Bezugnahme aufwärts die Weimarer Klassik und Romantik »dies bessere Deutschland« kulturpolitisch Einfluss aufwärts die Nachkriegszeit nimmt. Umfassend werden seine Aufenthalte und Arbeit an »Goethe in Dachau« in Belgien, seine Übersiedlung in die Zone und die klaustrophobische Maschinerie welcher publik gesteuerten Denunziation im Zuge welcher stalinistischen Verfolgungswelle beschrieben, die letztlich zu seiner Zwangsaussiedlung aus welcher Zone resultieren. Zurück in den Niederlanden wird er zu Kritik und Selbstkritik in welcher niederländischen KP gezwungen, welcher er sich, wie viele andere in vergleichbarer Situation unterwirft. Bis er sich vom Parteikommunismus lossagt, ohne sich von welcher Idee des Sozialismus zu verabschieden, wie Wegewitz im Unterkapitel »Heimatlose Linke« ausführt.
Auch kommunistische Häftlinge anderer Konzentrationslager erlebten in welcher Zone Maßregelungen solange bis hin zu Deportationen in den Gulag: Ernst Busse war ein führendes Mitglied welcher illegalen KPD-Leitung in Buchenwald und Kapo des Häftlingskrankenbaus und Thüringer Innenminister, wie er 1946/47 zum Verhalten wie Funktionshäftling durch eine von Walter Ulbricht und anderen KPD-Remigranten eingesetzte Untersuchungskommission befragt wurde. Obwohl entlastet, wurde Busse seiner Regierungsaufgaben enthoben, 1950 von welcher Sowjetischen Militäradministration verhaftet, erneut wegen seiner Tätigkeit im Häftlingskrankenhaus von Buchenwald verhört und letztlich deportiert. Er überlebte dies Konzentrationslager Buchenwald wohl nicht mehr die realsozialistische Kommunistenverfolgung. Im sibirischen Gulag von Workuta starb Ernst Busse 1952 wie einer von 250.000 ums Leben gekommenen welcher weit darüber hinaus eine Million inhaftierten Frauen und Männer alleinig dieses Gulags. An ihn erinnert Susanne Hantke im Nachwort zu welcher 1998 – vierzig Jahre nachdem Erscheinen welcher Erstausgabe – erweiterten Neuausgabe des Romans »Nackt unter Wölfen« von Bruno Apitz. Dieser Roman dürfte mit mehr wie einer Million Exemplaren in welcher Zone und mehr wie drei Millionen gedruckten Exemplaren in mehr wie dreißig Sprachen welcher wohl bekannteste und erfolgsreichste Roman welcher Zone gewesen sein.
Wie Markus Wegewitz am Beispiel Nico Rost im KZ Dachau, beschreibt Susanne Hantke die Ambivalenzen, politischen Restriktionen und dies Bemühen sowohl von Bruno Apitz wie nachrangig anderen Buchenwald-Überlebenden, die Anerkennung ihres Handelns in welcher Grauzone welcher Grenzen zwischen Schuld und Zwang, Widerstand und Kollaboration gegen politisch-instrumentelle Delegitimierungen zu wahren: »Bruno Apitz begann seinen Roman unter dem Eindruck welcher moralischen und politischen Diskreditierung welcher Buchenwalder Kommunisten zu schreiben. Die Infragestellung ihres Widerstands und dies Verdrängen und Verschweigen ihrer Überlebenserfahrung wurden für jedes ihn zum Auslöser, mit welcher Gestaltung eines Stoffes zu beginnen, den er vermutlich schon seit dem Zeitpunkt längerer Zeit mit sich herumgetragen hatte.« (Hantke 1998: 538)
Hantke stellt in ihrem Nachwort luzid dar, dass Bruno Apitz einerseits selbst Anteil daran hat, dass man ihm und dem Roman nachdem 1990 in Folge solange bis dorthin unveröffentlichter Dokumente darüber hinaus die soeben beschriebenen Widersprüche im KZ-Terrorsystem ein verfälschendes Bild welcher Buchenwalder Kommunisten vorwerfen konnte. Andererseits macht sie klar, dass Apitz seinerseits sowohl in den ersten Romanfassungen wie nachrangig in Interviews bemüht war, ein realistisches Bild zu zeichnen, dies mit dem idealisierenden Bild kommunistischen Widerstands welcher herrschenden Zone-Geschichtsschreibung nicht in eins zu setzen ist.
Dieser Vorgehensweise von Susanne Hantke fühlt sich nachrangig die Ausstellung »60 Jahre >Nackt unter Wölfen< Zwischen Mythos, internationaler Filmgeschichte und regionaler Erinnerungskultur« verpflichtet, die mit Unterstützung welcher Thüringer Staatskanzlei sowie welcher Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und welcher Sparkasse Mittelthüringen entstand und deren Ausstellungskatalog in diesem Jahr im Leipziger Universitätsverlag erschien.
Entstanden ist die Ausstellung wie Ergebnis des gleichnamigen Seminars an welcher Universität Erfurt unter welcher Leitung von Prof. Dr. Michael Grisko, dessen Forschungsschwerpunkt insbesondere in welcher Zone-Filmgeschichte und darin, dem DEFA-Drehort Thüringen liegt.
Der 118 Seiten umfassende Ausstellungskatalog ist in drei Teile gegliedert: zwei Essay-Teile, mit insgesamt 14 Essays und den kurz 50 Seiten umfassenden Katalogteil. Die kurz gehaltenen, vereinen Syllabus gebenden Essays welcher Studierenden zuwenden sich sowohl welcher Erinnerungskultur in welcher Zone und nachdem ihrem Ende wie nachrangig natürlich dem Film selbst. Der Bogen wird gespannt vom »Buchenwaldgedenken in welcher Zone. Kontinuitäten und Wandel solange bis 1989« (Anna Weichmann), dem »Gedenken an jüdische Opfer in Buchenwald« (Alexander Walther) sowie »Regionale Erinnerungskultur am Beispiel des Konzentrationslagers Ohrdruf« (Christoph Mauny), dem »Heldenmythos Ernst Thälmann« (Elisa Maier) und welcher Buchenwalder »Gedenkarchitektur Fritz Cremers« (Emilia Paeseler) solange bis hin zu »Widerstand im DEFA-Film« (Paula Milena Weise) oder welcher »Darstellung welcher Buchenwaldgedenkstätte im DEFA-Film« (Helene Marie Brühl). Bemerkenswert ist welcher Beitrag von Kathleen Kröger, die im Essay »Dreimal >Nackt unter Wölfen< audivisuell« eine Geschichte welcher Verfilmung des Romanstoffs in Film und Fernsehspiel in welcher Zone (Georg Leipold 1960 und Frank Beyer 1963) und nachdem welcher Zone (Philipp Kadelbach 2015) erzählt. Die Wanderausstellung gastierte bislang in Berlin, Weimar, Jena, Nordhausen, Gotha und Erfurt. Es wäre ihr eine weitere Verbreitung, nachrangig darüber hinaus Thüringen hinaus zu wünschen. Denn die Ausstellung stellt gewohnte Sichtweisen in Frage und bietet die Möglichkeit zu einer differenzierten Annäherung. Nicht nur an den Romanstoff selbst, sondern nachrangig an Rezeptionsgewohnheiten im Gegensatz zu Zone-Literatur und –Filmen, mehr wie dreißig Jahre nachdem welcher Friedlichen Revolution.
Im Hinblick aufwärts unsrige Vorstellung von den nationalsozialistischen Konzentrationslagern dominieren die Bilder aus Dachau, Auschwitz, Buchenwald oder Bergen-Belsen und überwiegt vielfach die falsche Vorstellung, sie seien an versteckten Orten äußerlich welcher öffentlichen Wahrnehmung errichtet worden. Beides trifft nicht zu, wie Wolfgang Sofsky schon festhielt und Jens-Christian Wagner, Direktor welcher Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora im Vorwort zu »Eine Kurstadt und ihr Erbe. Das ehemalige Konzentrationslager in Bad Sulza« benennt: »[…] man denke nur daran, dass etwa dies KZ Buchenwald am Ende weitestgehend 140 Außenlager hatte, die sich darüber hinaus ganz Mittel- und Westdeutschland erstreckten und vielfach mitten unter welcher Städte lagen. Es stimmt wohl nachrangig für jedes die frühen Konzentrationslager nicht. Auch sie befanden sich mitten unter welcher Gesellschaft, improvisiert möbliert in Kellern, Werkhallen oder, wie in Bad Sulza, in einem früheren Hotel und dessen Nebengebäuden« (Sulfur. 7).
Lena Saniye Güngör, Abgeordnete welcher Linksfraktion im Thüringer Landtag, in deren Wahlkreis die Stadt Bad Sulza liegt, recherchierte verbinden mit Elisa Paschold und Kevin Reichenbach zur Geschichte des frühen Konzentrationslagers im thüringischen Bad Sulza (Landkreis Weimarer Land), in dem zwischen November 1933 und Juli 1937 rund 850 Menschen inhaftiert waren.
Entstanden ist aufwärts 65 Seiten eine kompakte Darstellung einer wichtigen Vorläufereinrichtung des Konzentrationslagers Buchenwald. Ausgehend von einer knappen Darstellung welcher Etablierung des Nationalsozialismus ab 1932 – zur Erinnerung: Thüringen war dies erste Land, in dem die NSDAP steif in eine Regierung aufgenommen wurde – und welcher Entwicklung des Systems welcher »Schutzhaft«, werden die Geschichte des KZ Bad Sulza und welcher KZ-Alltag welcher Häftlinge dargelegt.
Die Autor:medial, die sich, wenn nachrangig nicht explizit, in welcher Tradition welcher kritischen Erinnerungskultur verorten, verstehen die Publikation nicht nur wie vereinen Beitrag zur lokalen Erinnerungsarbeit durch des Umstandes, dass dies Gelände des vormaligen KZ, dies solange bis 1999 wie Aussiedler- sowie Kinderheim, zuletzt zur Unterbringung von Kriegsgeflüchteten genutzt wurde und seither leer steht, durch vereinen privaten Investor erworben und zur Wohnbebauung entwickelt werden soll.
Vielmehr werden sowohl die unterschiedlichen Häftlingsgruppen und einzelne Opferbiographien wie nachrangig die Täter:innenschaft des KZ erläutert. Eine Dokumentation welcher Namen aller bisher ermittelten Inhaftierten dieses frühen Konzentrationslagers entreißt sie welcher erzwungenen Anonymität und Entindividualisierung welcher nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Der Respekt vor den Opfern, dies Bemühen, Folterstätten, Orte welcher Zwangsarbeit und Unterdrückung aufzuspüren, ihre noch sichtbaren Spuren zu dokumentieren, steht im Mittelpunkt dieser Publikation und macht sie für jedes die Region bedeutsam. Sie zeigt zusammen, dass an den Verbrechen des Nationalsozialismus die gesamte deutsche Gesellschaft Anteil hatte, nicht alleinig die NSDAP-Mitglieder (vgl. Steuwer 2019: 7).
Die Autor:medial schließen ab mit einer Darstellung welcher Verantwortung, die sich für jedes die Stadt Bad Sulza nachrangig wie Profiteur welcher seinerzeitigen Zwangsarbeit und aus den gegenwärtigen Planungen für jedes die künftige Nutzung des Geländes ergibt. Es bleibt zu wünschen, dass die Bereitschaft des Investors, in die Entwicklungsplanung eine angemessene Erinnerung an die Geschichte des KZ aufzunehmen, durch die Stadt und den Stadtrat zeremoniell genommen wird.
»Die Suche nachdem den Lehren aus welcher Geschichte« überschreibt Markus Wegewitz dies letzte Unterkapitel welcher Lebensgeschichte von Nico Rost. Dessen »Vortragstätigkeit mit welcher Fokussierung aufwärts die junge Generation in Westdeutschland war für jedes Rost Arbeit an dem von ihm vertretenen antifaschistischen Geschichtsbild. In dieser Tätigkeit gingen seine Interessen, Narrative welcher antifaschistischen Kultur und dies, mit einigen Einschränkungen, inklusive Verständnis welcher Opfer des Nationalsozialismus aufwärts. Mit seinen Themensetzungen und Erzählstrategien hatte er viele Momente vorweggenommen, die erst Jahrzehnte später in den Lehrplänen, Seminarangeboten und Didaktiken welcher politischen Bildung eine Rolle spielen sollten« (Sulfur. 393).
Wegewitz beschließt sein Fazit mit welcher Feststellung, dass nachrangig für jedes den Antifaschismus zu konstatieren sei, »dass die Angst vor den Folgen des Versagens seine Protagonist:medial oft begleitet hat. Das Scheitern fällt wohl nicht mit welcher Wirkungslosigkeit zusammen. Mochte welcher Antifaschismus Nationalsozialismus und Krieg nachrangig nicht verhindert nach sich ziehen, mochte er nachdem welcher Befreiung die Folgen und Verantwortlichkeiten für jedes Diktaturen nachrangig nicht im öffentlichen Bewusstsein verankert nach sich ziehen, so zeigte er doch die Argumente und Notwendigkeiten aufwärts, sich diesen historischen Aufgaben zu stellen. Sein Versprechen des politisch organisierten Humanismus gilt noch heute« (Sulfur. 404).
Michael Grisko (Hrsg.), 60 Jahre »Nackt unter Wölfen«. Zwischen Mythos, internationaler Filmgeschichte und regionaler Erinnerungskultur, Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2023 (ISBN: 978-3-9602-3529-3).
Lena Saniye Güngör/Elisa Paschold/Kevin Reichenbach, Eine Kurstadt und ihr Erbe. Das ehemalige Konzentrationslager in Bad Sulza, hrsgg. v.d. Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen, Erfurt 2023.
Marion Keller, »Gegen Faschismus und Hochschulreaktion«. Jüdinnen und Juden in linken Hochschulgruppen am Ende welcher Weimarer Republik, in: Riccardo Altieri/Bernd Hüttner/Florian Weis (Hrsg.), Die Arbeiter*innenbewegung wie Emanzipationsraum. Jüdinnen und Juden in welcher internationalen Linken (Band 3), luxemburg beiträge Nr. 16, Berlin 2023 (ISSN: 2749-0939).
Christoph Schuch, Antisemitismusbekämpfung und Republikschutz in Weimar, in: Kritische Justiz. Vierteljahresschrift für jedes Recht und Politik (Schwerpunkt „Staatsschutz“), 56. Jg., Heft 2/2023, Sulfur. 164-175.
Markus Wegewitz, Antifaschistische Kultur. Nico Rost und welcher nachhaltig Kampf gegen den Nationalsozialismus 1919-1965. Buchenwald und Mittelbau-Dora Forschungen und Reflexionen Band 5, Wallstein Verlag, Göttingen 2023 (ISBN: 978-3-8353-5366-4).