RWE will Kraftwerksausschreibungen „so schnell wie möglich“

Trotz der gesunkenen Preise laufen die Geschäfte passabel für die Energieunternehmen. Deutschlands größter Stromerzeuger RWE vermeldet fürs erste Geschäftsquartal einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,7 Milliarden Euro. Das ist zwar nicht ganz so üppig wie im Vorjahresquartal – damals konnte RWE noch ein bereinigtes Ebitda von 2,3 Milliarden Euro ausweisen. Weil aber die Großhandelspreise für Strom seit der Energiekrise im Jahr 2022 ordentlich gesunken sind, bleibt das Ergebnis der ersten drei Monate 2024 verhältnismäßig respektabel – und besser als vom Markt erwartet. Der Konzern verspricht seinen Aktionären weiterhin eine Dividende von 1,10 Euro je Aktie.

Noch besser sehen die Zahlen des Stromversorgers und Verteilnetzbetreibers Eon aus, der an diesem Mittwoch ebenfalls Bilanz seines erstes Quartals zog. Mit einem bereinigten Ebitda von 2,7 Milliarden Euro liegt der Konzern auf dem Niveau von vor einem Jahr. Die operativen Ergebnisse seien im Rahmen der eigenen Erwartungen ausgefallen, sagte Finanzchef Marc Spieker, der zum letzten Mal Quartalsergebnisse vor Analysten und Investoren verkündete, bevor er zum 1. Juni die Position wechselt und künftig als Vertriebsvorstand tätig sein wird.

Wie stark diese operativen Ergebnisse sind, zeigt sich darin, dass das Unternehmen mehr als ausgleichen konnte, dass positive Einmaleffekte aus dem Vorjahr weggefallen sind. Analysten allerdings hatten zum Teil sogar noch bessere Zahlen erwartet und beurteilten die Quartalsergebnisse gemischt. Die Jahresziele bestätigte Spieker. Das Unternehmen peilt ein bereinigtes Ebitda von 8,8 bis 9 Milliarden Euro an. Zu den Jahreszielen sagte Spieker, Eon sei weder besonders aggresiv noch konservativ positioniert.

Investitionen in Windkraft- und Solaranlagen

Die Geschäfte mit dem Strom laufen also solide. Da schmerzt RWE auch der jüngste Beschluss der sieben großen westlichen Industrieländer (G7) Anfang des Monats wenig. Bis zum Jahr 2035 soll endgültig Schluss sein mit der Kohle-Verstromung, so haben es die G7-Staaten beschlossen. RWE konnte diese Nachricht zumindest in Bezug auf sein Deutschland-Geschäft allerdings getrost abhaken, denn der Dax-Konzern hat sowieso längst mit dem Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen abgemacht, schon 2030 aus der Kohle auszusteigen, also fünf Jahre früher als das G7-Ziel. Und sogar diese Abmachung dürfte RWE wenig geschmerzt haben, wird doch die Stromerzeugung aus Kohle aufgrund der steigenden CO2-Preise im Emissionshandel ohnehin erwartbar immer teurer und könnte deshalb schon ab 2030 nicht mehr rentabel sein.

RWE, das einst als fossile Dreckschleuder galt, sozusagen als böser Bursche im Klassenzimmer der Dax-Konzerne, hat das grüne Hausaufgabenheft soweit abgearbeitet, dass am Ende dieses ersten Quartals schon 42 Prozent der Stromerzeugung aus regenerativen Quellen stammte, wie Finanzchef Michael Müller am Mittwoch im Gespräch mit Journalisten hervorhob. Der Kohleanteil liegt nur noch bei 28 Prozent. „Unsere Investitionen zahlen sich aus“, sagte Müller.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres hat RWE netto 2,3 Milliarden Euro investiert, einen großen Teil davon in Windkraft- und Solaranlagen. Die Prognose für das Jahr 2024 erhält das Unternehmen aufrecht. Allerdings hatte RWE schon im Januar die Erwartungen gedämpft und mitgeteilt, dass das Ebitda für 2024 eher am unteren Ende der vorhergesagten Bandbreite von 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro liegen dürfte. Trotz des relativ starken ersten Quartals bleibt es bei dieser eher konservativen Prognose. „Wir haben noch drei Quartale vor uns“, sagte Müller in einem Gespräch mit Journalisten. Es sei zu früh, um jetzt abermals zu reagieren; gerade aufgrund der niedrigen Strompreise sei abzuwarten, wie sich das weitere Jahr entwickelt.

Ungeduldiges Warten auf die Ausschreibungen der Gaskraftwerke

Immer dringlicher werden die Sorgen mit Blick auf die Kraftwerkstrategie der Bundesregierung. Die Eckpunkte sind seit rund drei Monaten klar, doch seither tut sich wenig. Wie genau die Ausschreibungen für die so genannten Back-up-Kraftwerke aussehen sollen, die zunächst als Gaskraftwerke geplant werden und langfristig mit Wasserstoff laufen sollen, ist weiter offen. Mit diesen Kraftwerken sollen künftig mögliche Versorgungslücken gestopft werden, die nach dem Kohleausstieg entstehen könnten.

„Leider fehlt hier weiterhin das nötige Regelwerk“, bemängelte Müller. Doch das müsse jetzt her und zwar „so schnell wie möglich“. Seine Hoffnung mit Blick auf die eigene Investitionsstrategie sei, dass die Regierung noch vor der Sommerpause Details bekanntgibt. RWE sitze in den Startlöchern: „Auf unserer Seite treffen wir alle Vorkehrungen. Wir bereiten Standorte vor, sind mit Lieferanten in Verhandlungen und haben auch schon Verträge dort geschlossen.“ Den bisherigen Entwurf bezeichnete Müller als „sehr vernünftig“, äußerte aber Ungeduld, da es seither „keine weiteren Signale“ der Politik gegeben habe.

Und Eon? Auch für den Essener Energieversorger und Betreiber vieler Verteilnetzbetreiber ist das NRW-Kohleausstiegsjahr 2030 eine wichtige Zielmarke. Bis dahin, so hat es der Konzern ausgerechnet, müssen in Deutschland rund 6 Millionen neue Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen an die Netzinfrastruktur angeschlossen werden, viele davon im Eon-Netzgebiet. Es geht zum Beispiel um Wärmepumpen oder Ladesäulen für Elektroautos. Eon geriert sich dabei gern als „Rückgrat“ der Energiewende. In der Tat investiert der Konzern eine Menge Geld in seine Verteilnetze. Im ersten Quartal steigerte das Unternehmen seine Investitionen um rund 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Löwenanteil dieser Investitionen (knapp eine Milliarde) von insgesamt 1,3 Milliarden Euro entfiel auf die Netze. Bis 2028 will der Dax-Konzern in Europa 42 Milliarden Euro in seine Netze stecken, hatte er zuletzt mitgeteilt.

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