Rüstungspolitik: Französische Drohnen für jedes den Luftkampf

Französische Kampfjets vom Typ Rafale sollen schon in weniger als zehn Jahren gemeinsam mit unbemannten Kampfdrohnen operieren können. Verteidigungsminister Sébastien Lecornu kündigte an, dass diese Begleitflugzeuge künftig zusammen mit der grundlegend modernisierten Rafale im F5-Standard fliegen sollen und erteilte den offiziellen Startschuss für deren Entwicklung. Die Finanzmittel stammen wie für die Entwicklung des F5-Standards aus Frankreichs zuletzt kräftig aufgestockten Militärhaushalt. Dieser sieht in der bis 2030 laufenden Finanzplanung Ausgaben in Höhe von 413 Milliarden Euro vor, fast ein Drittel mehr als im vorherigen siebenjährigen Zeitraum.

Die Kosten für die Drohnenentwicklung liegen dem Vernehmen nach in der ersten Vertragsphase in niedriger dreistelliger Millionenhöhe. Damit beauftragt wurde die französische Flugzeugschmiede Dassault Aviation.

Das Unternehmen ist Hoflieferant der französischen Luftstreitkräfte und Hersteller der Rafale und der Vorgängermodelle wie der nun in die Ukraine gelieferten Mirage 2000. Dassault kann dabei auf den 2003 gestarteten Arbeiten des paneuropäischen Demonstratorprogramms „Neuron“ aufbauen, im Zuge dessen bislang mehr als 170 Testflüge mit einer Kampfdrohne durchgeführt wurden. Neben Frankreich haben sich daran Italien, Schweden, Spanien, Griechenland und die Schweiz beteiligt.

Auch Export schon geplant

Dassault stellt eine Inbetriebnahme der Kampfdrohne bis 2033 in Aussicht. Zu gleicher Zeit sollen auch die ersten modernisierten Rafale im F5-Standard startklar sein. In puncto Tarnkappentechnik und Steuerungssystemen auf dem neuesten Stand, sollen die Drohnen die bemannten Kampfjets von da an in Einsätzen unterstützen. Sie könnten Aufgaben von der Aufklärung über das Stören von Zielen bis hin zu deren Bekämpfung am Boden oder in der Luft mit Präzisionslenkwaffen oder auch Raketen übernehmen.

Auch ausländische Kunden der Rafale, deren Zahl sich mit Serbien kürzlich auf acht erhöht hat, sollen künftig den Kampfjet im F5-Standard zuzüglich Kampfdrohnen ordern können. Anders als Berlin, setzt sich Paris traditionell offensiv für den Export ein – nicht zuletzt, um einen Teil der Entwicklungskosten wieder hereinzuholen. Exklusiv für Frankreich als Modernisierungsvorhaben hinzu kommt zudem die vom Raketenhersteller MBDA entwickelte Atomrakete der vierten Generation, die Hyperschallrakete ASN4G. Ihre Integration in die Rafale der strategischen französischen Luftstreitkräfte ist von Mitte der 2030er Jahre an geplant.

Die Kombination aus der Rafale im F5-Standard und Kampfdrohne verspricht die Fähigkeiten der französischen Luftwaffe substantiell zu erweitern und wird in Fachkreisen aufmerksam beobachtet. Bemerkenswert ist die Entwicklung nicht zuletzt, da Frankreich und Dassault damit eigene Wege beschreiten, unabhängig vom deutsch-französisch-spanischen Luftkampfsystem FCAS.

Wie weit ist Deutschland?

Dabei sieht dieses neben der Entwicklung eines Kampfjets der neuesten Generation ebenfalls eine Drohnenentwicklung vor. Eine zeitliche Überlappung ist in jedem Fall gegeben: Während der F5-Standard eine Nutzung der Rafale mindestens bis ins Jahr 2060 ermöglichen soll, lautet das offizielle Startdatum für FCAS bislang 2040.

Gleichwohl beschreitet auch Dassaults deutscher Partner bei FCAS, die in Bayern ansässige Rüstungssparte von Airbus, mit dem aktuellen Kampfjet Eurofighter eigene Wege. Sie präsentierte im Juni auf der Berliner Luftfahrtmesse ILA das Konzeptmodell einer neuen Kampfdrohne, die analog zur französischen Drohne künftig gemeinsam mit dem Eurofighter fliegen könnte. Die deutsche Luftwaffe habe einen klaren Bedarf daran geäußert, erklärte Airbus seinerzeit.

Wirklich weiter ist man in Deutschland seit Juni nicht gekommen, anders als Dassault in Frankreich. Die „Wingman“ genannte Kampfdrohne befinde sich aktuell in einer von Airbus eigens finanzierten Konzeptstudienphase, teilte ein Konzernsprecher mit. Man führe Gespräche mit Deutschland und Spanien über einen möglichen Start des Wingman als Programm, einschließlich Budget und Zeitplan. Airbus drängt auf eine baldige Entscheidung: „Das Konstruktions- und Entwicklungsprogramm müsste Anfang 2027 anlaufen, um eine Indienststellung Anfang der 2030er Jahre zu gewährleisten.“

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