Rote Telefonbox: Die Kult­telefonzelle wird 100

Die roten Telefonzellen sind eine britische kulturelle Ikone. Sie gehören zum Vereinigten Königreich wie die Londoner Doppeldeckerbusse, die Royals und der Buckingham-Palast. Unzählige Touristen lieben und fotografieren die roten Boxen. Nun feiern sie Geburtstag – allerdings in einer für Telefonzellen schwierigen Zeit.

An diesem Donnerstag vor einhundert Jahren, im Mai 1924, reichte der Architekt Sir Giles Gilbert Scott seinen Entwurf „Kiosk No 2“ zu einem Designwettbewerb ein und gewann. Scott (1880 bis 1960), der auch die Uni-Bibliothek von Cambridge, das Londoner Kraftwerk Battersea und die Liverpooler Kathedrale entworfen hat, ließ sich für das Telefonzellendesign angeblich von einem Familiengrab des berühmten Architekten John Soane inspirieren. Erst nach der Prämierung entschied das General Post Office sich für die leuchtend rote Si­gnalfarbe.

Bekannt auf der ganzen Welt

Zum silbernen Thronjubiläum von George V. im Jahre 1936 entwarf Scott eine schlichtere, zeitgemäße Neufassung, den Kiosk No 6, das bis heute ikonische Modell. In der Nachkriegszeit wurde diese „Red Tele­phone Box“ durch Filme auf der Welt bekannt. Zum Höhepunkt in den 1990ern hatte British Telecom (BT) 100.000 Telefonzellen landesweit in Betrieb, die klassischen roten Boxen vor allem in London. Seitdem ging es steil bergab. 98 Prozent der Briten telefonieren jetzt mobil. Die Gesprächszeit in Telefonzellen fiel von 800 Millionen Minuten (2002) auf zuletzt 4 Millionen Minuten.

Laut BT Group sind heute noch etwa 20.000 Telefonzellen in Betrieb, davon 3000 traditionelle rote „Kioske“, wie sie offiziell heißen. Die Regulierungsbehörde Ofcom hat neue Regeln aufgestellt, an welchen Standorten sie weiter existieren müssen: wo das Mobilfunknetz schwach ist oder wo es häufiger zu Unfällen kommt, wenn die Telefonbox in zwölf Monaten mindestens 52-mal für Anrufe genutzt wird oder von dort zumindest einmal die Nummer eines Kinderhilfevereins wie Child­line oder die Beratung der Samaritans für Suizidgefährdete gewählt wurde.

Ein Kiosk in einer TelefonzelleBloomberg

Die Briten lieben die roten Boxen. BT hat im Jahr 2008 das Programm „Adoptiert einen Kiosk“ begonnen. Zum symbolischen Preis von 1 Pfund können Gemeinden eine Telefonzelle übernehmen und umwandeln. So sind 7200 Telefonzellen gerettet worden. Sie werden jetzt als Minibibliothek, kleine Galerie, Infozettelkasten oder als Box für Defibrillatoren genutzt. Manchmal machen sich auch Künstler einen Spaß und gestalten sie frech um.

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